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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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dröhnte. Gleich würde er ihm nah genug sein, um den Fahrer oder womöglich das Nummernschild zu erkennen.
    Doch als er den Wagen das nächste Mal sah, jagte dieser bereits davon. Sein Umriss zeichnete sich kurz vor dem tiefblauen Himmel ab, als das Fahrzeug den Hügel erklomm und dahinter verschwand.
    Er verhielt sich weiter wie Wardell, riss das Steuer herum, verließ die Schotterpiste, richtete die gedrungene Motorhaube seines Wagens dahin, wo der helle Pick-up über den Hügel gebraust war, fegte durch zwei verharschte Schneewehen und wäre beinahe stecken geblieben. Seine Hinterräder ließen eisige Dreckfontänen steigen, als der Pick-up über den Schnee schleuderte, doch dann griffen die Reifen wieder, und er jagte den Hügel hinauf.
    Joe pochte das Herz, als er den Kamm erreichte und das Gelände überblicken konnte. Die Spur des anderen Wagens führte hangabwärts und verschwand in einer hohen Wand immergrüner Sträucher im Tal.
    Er griff nach seiner Schrotflinte, die während der unsanften
Fahrt zur Beifahrertür gerutscht war, und zog sie zu sich, während er abwärtsjagte.
    Wie gerufen brach ein heller Pick-up unten aus den Büschen und erklomm den anderen Hang. Auch der helle Wagen hatte Schwierigkeiten mit dem Gelände, schlitterte über losen Schiefer und schleuderte Kiesfontänen in die Luft. Bei dem Tempo, mit dem Joe abwärtsraste und der helle Wagen sich den anderen Hügel hinaufquälte, würde er ihn binnen Sekunden eingeholt haben.
    Joe bremste, um die wilde Verfolgung zu verlangsamen, und fasste das Lenkrad fester. Die Reifenspuren, denen er folgte, führten in altes Wacholdergesträuch.
    Plötzlich umgaben die Büsche seinen Pick-up, und Äste kratzten über die Wagentüren wie Fingernägel über eine Tafel. Ein harziger Ast schmetterte an die Windschutzscheibe und ließ Nadeln und zerquetschte graublaue Beeren auf dem Glas zurück. Im Gezweig sah Joe kurz eine Öffnung aufleuchten.
    Und dann tat er etwas, das Birch Wardell nicht getan hatte. Er trat auf die Bremse, legte den Rückwärtsgang ein, drückte das Gaspedal durch und riss dabei das Steuer nach rechts. Der Motor heulte auf, die Reifen griffen, und das Fahrzeug schoss seitlich nach hinten durchs Gesträuch und zerbrach dabei jede Menge Äste.
    Bumm!
    Joe knallte mit solcher Wucht gegen etwas Solides, Metallisches, dass sein Kopf nach hinten schnellte und gegen die Kopfstütze schlug. Er beugte sich übers Lenkrad; grelle Sterne in Orange trieben vor seinen Augen. Dann wehte Rauch oder Dampf durchs Führerhaus. Er schüttelte den Kopf, um wieder klar zu werden, und merkte im selben Moment, dass der bittere Dampf nach Kühlerflüssigkeit roch.

    Die Sterne waren zu blitzenden Funken geschrumpft, als er die Tür öffnete und auf allen vieren im Schnee landete. Sein Hut war in seine Stirn gedrückt, und er schob ihn hoch, um etwas zu sehen.
    Der verbogene Grill des hellen Pick-ups stieß grüne Schwaden aus. Kühlerflüssigkeit dampfte am Boden und kam durch den Schnee auf ihn zugeflossen. Joe erhob sich, nahm die Schrotflinte vom Sitz, umrundete das Heck seines Wagens und trat auf das Auto zu, in das er gekracht war.
    Im Glas der Frontscheibe prangte ein Spinnennetz. Joe wich dem Dampf aus, spähte ins Führerhaus und entdeckte einen über dem Steuer zusammengesunkenen Mann, der mit dem Kopf gegen die Scheibe gekracht sein musste. Die Mütze saß ihm schief auf dem Kopf. Darunter strömte Blut in dunklen Rinnsalen hervor und lief ihm in den Kragen. Joe kannte die Jacke und auch das Logo an der Fahrertür, obwohl es mit einer Dreckschicht unkenntlich gemacht war.
    Ein Dachziegel mit Flügeln.
    Joe öffnete die Tür, und Rope Latham, der Dachdecker, wandte ihm stöhnend den Kopf zu.
    »Wie schlimm sind Sie verletzt, Rope?«
    »Schwer, nehme ich an. Ich glaube, ich bin blind.«
    Joe schob die Baseballkappe beiseite, die Rope über die Augen gerutscht war. Ein acht Zentimeter langer Schnitt lief über Lathams Stirn. Das muss vermutlich genäht werden, dachte Joe – aber schlimmer dürfte es kaum sein.
    »Ich kann sehen!«, rief Rope.
    »Steigen Sie aus«, befahl Joe und stieß ihm mit der Schrotflinte in die Rippen. »Drehen Sie sich um, legen Sie die Hände an den Wagen und spreizen Sie die Beine.«
    Latham gehorchte seufzend.
    Joe zog ihm erst den einen, dann den anderen Arm auf
den Rücken und legte ihm Handschellen an. Dann drehte er ihn wieder um und stieß ihn zurück in den Wagen. Dabei bemerkte er ein Funkgerät auf dem

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