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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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war nicht leicht für mich und die Kinder.«
    Joe hörte ihr zu und beobachtete, wie die Möbelpacker etwas in den Lkw schleppten.
    »Ich will nicht rechtfertigen, was Lamar oben in den Bergen angerichtet hat«, sagte sie. »Wenn ich mir vorstelle, dass er all die Wapitis erschossen hat, wird mir schlecht. Doch ich weiß, dass er sehr frustriert war. Zum ersten Mal in unserer Ehe hat er mich und die Kinder angeschnauzt. Er hat zu viel getrunken. Ich habe überlegt, ihn zu verlassen, doch dann … na, Sie wissen schon …«
    »Carrie – was war mit den Dachdeckern?«
    »Ach ja.« Sie errötete. »Lamar erzählte mir, dass er einen Auftrag für das Neudecken der *Forstverwaltungsbauten ausgeschrieben hatte. Die Dachdeckerei Bighorn – also Spud und Rope – hatte das beste Angebot gemacht, und er hatte ihnen den Auftrag mündlich zugesagt und die Formulare an die Regionalverwaltung in Denver weitergeleitet. Laut ihm war das stets nur eine Formalität.
    Diesmal aber hatte ihm die Regionalverwaltung nach ein paar Monaten alles zurückgeschickt, da angeblich einige Formulare nicht richtig ausgefüllt waren. Lamar war darüber wirklich wütend, hat aber alles ein zweites Mal eingereicht, ohne den Dachdeckern was davon zu sagen.«
    »Wann war das?«, fragte Joe.
    »Etwa im August. Da war der Auftrag schon so gut wie erfüllt,
und die Dachdecker waren sehr zornig darüber, der Behörde das Material und alle Arbeit vorgestreckt zu haben. Und dann hat die Regionalverwaltung die ganze Ausschreibung für ungültig erklärt, weil Lamar den Vertrag ohne ihre Zustimmung geschlossen habe.«
    Joe schüttelte den Kopf.
    »Darüber hat Lamar vor Wut gekocht.«
    »Kein Wunder.«
    »Sie haben ihn einfach hängenlassen«, fuhr sie fort. »Es war ihnen egal, was diese Entscheidung für ihn vor Ort bedeutete. Es kümmerte sie nicht, dass er Leuten in die Augen sehen und ihnen sagen musste, dass sie für ihre Arbeit nicht bezahlt werden würden.«
    Das ist so … glaubhaft, dachte Joe. Und derart frustrierend. So darf es einfach nicht laufen.
    Er bedankte sich bei Carrie und versicherte ihr nochmal, wie leid es ihm tat, dass sie wegzog.
    Als er zu seinem Pick-up ging, rief sie ihm nach.
    »Oh, Mr. Pickett – ich hab Ihnen gar nicht gesagt, wer in der Regionalverwaltung Lamars Unterlagen immer wieder zurückgeschickt hat.«
    Joe drehte sich um.
    »Es war Melinda Strickland«, sagte sie bitter. »Die Frau, die denkt, ich heiße Cassie.«

    Sämtliche Ordnungshüter im Twelve Sleep County und in der näheren Umgebung rückten eilig aus, um Spud Cargill zu fassen, der noch immer frei herumlief. Über Funk verfolgte Joe ihre Fortschritte, während er in seinem kleinen Büro den überfälligen Bericht an seinen Vorgesetzten schrieb. Ein unerfahrener Hilfssheriff meldete, Spud Cargills Pick-up sei
bei der Mülldeponie von Saddlestring gefunden worden. Die Fahrertür habe offen gestanden, Spud sei zur Landstraße gelaufen. »Die Spur endet auf dem Asphalt. Entweder hat er den Wagen gewechselt, oder jemand hat ihn mitgenommen.« Ein Bewohner von Saddlestring erzählte, er habe jemanden, der Spud gewesen sein konnte, über das Footballfeld der Highschool stürmen sehen, und die Polizei rückte an, um die Sache zu prüfen. Es stellte sich heraus, dass es sich um die Basketballmannschaft der Jungen handelte, die zur Strafe kurze Sprints im Freien laufen musste. Sheriff Barnum gab einen Rundruf an alle Streifen aus, und die Verkehrspolizei von Wyoming errichtete an den vier Ausfallstraßen Saddlestrings Sperren, um Fahrer, Beifahrer und alles Verdächtige zu kontrollieren. Barnum schickte seine Hilfssheriffs zur Dachdeckerei Bighorn, wo Spud allein hauste (wenn man von seinem Dachs absah, der in der Garage im Käfig saß), und zu Stockman’s Bar, wo er nach der Arbeit gern Bier trank.
    Doch Spud Cargill war unauffindbar.

    Joe registrierte bei einem Blick durchs Fenster, dass es ein schöner Tag geworden war. Nach seinem Besuch bei Carrie Gardiner war der Wind abgeflaut und der Himmel aufgeklart; nun stand die Sonne warm im Westen. Schmelzwasser tropfte wie Glasperlen von den Traufen. Das Rauschen der Regenrinnen klang wie Musik in Joes Ohren. Wie jeder echte Bewohner des amerikanischen Westens liebte er Wasser. Nie gab es genug davon. Es ärgerte ihn, wenn der Wind auffrischte und die Schneewolken wegwehte.
    Er schloss seinen Bericht ab und mailte ihn an Terry Crump. Im letzten Satz stellte er die Vermutung an, da Rope Latham in Haft sitze und Spud

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