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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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er die Versammlung kurz mit amüsiertem Blick ins Auge, ehe er ans Pult trat. Er trug einen engen schwarzen Stehkragenpulli und darüber einen weiten grauen Pullover und ein Schulterholster. Ein Funkgerät hing in einem Etui an seinem Gürtel.
    Munker begann, indem er mit dem Kopf auf Joe wies. »Ein Bundesbeamter wurde im Gewahrsam dieses Mannes ermordet. Und warum? Weil er unserem Jagdaufseher hier entwischen konnte. Dann verfolgt unser Jagdaufseher – das Steuer am Handgelenk – den Flüchtigen und findet ihn mit Pfeilen an einen Baum genagelt.«
    Sein Ton war anklagend, sein Blick kalt und spöttisch. »Und
dieser Mann hat es nun zum kleinen Helden gebracht. Gut gemacht, Jagdaufseher.«
    Joe fühlte sich, als hätte man ihm eine Ohrfeige verpasst. Selbst die Hilfssheriffs, die ihm nicht applaudiert hatten, wirkten von Munkers Bosheit überrascht und blickten Joe nicht an, um ihn nicht in noch größere Verlegenheit zu stürzen. Nur Barnum musterte ihn mit süffisantem Lächeln.
    Nach einem genüsslichen Zug an seiner Zigarette, durch den seine Bemerkungen noch etwas länger im Raum stehenblieben, neigte Munker den Kopf zur Seite und wechselte das Thema. »Meine Herren, wir sind im Krieg, und das hier ist unsere Kommandozentrale.« Portenson rollte eine Tafel herein, auf die in großem Maßstab das Lager der Souveränen und die beiden Straßen dorthin gezeichnet waren.
    »Wir haben die Lagerzufahrten sperren lassen«, sagte Munker und zeigte auf zwei rote Kreuze. »Nur über diese beiden Straßen gelangt man ins Lager – oder durch den Schnee, der ins Nichts führt. Sobald unsere Besprechung vorbei ist, werden die Sperren wieder besetzt. Im Lager ist es im Moment still, nachdem wir es die ganze Nacht über gemäß den Erkenntnissen der psychologischen Kriegsführung beschallt haben. Wir warten darauf, dass der Richter die Durchsuchung des Lagers anordnet, und wenn wir seine Unterschrift haben, können wir noch mehr Druck machen. Leider hat auch der Richter die Unterlagen bekommen, die Mrs. Strickland Ihnen eben gezeigt hat, und ist gegenwärtig etwas verunsichert.«
    Munker lächelte selbstgefällig und zog an seiner Zigarette.
    »Diese Pfändungsbeschlüsse und Vorladungen sind ein alter Hut, meine Herren. Die Montana Freemen haben den Kniff 1995 erstmals angewandt. Diese Verlierer haben gemerkt, dass sie Gemeindevertreter wie Repräsentanten des Bundesstaates durch solche Schreiben lähmen können. Nichts jagt Politiker
schneller ins Bockshorn als juristische Drohungen. Wie manche von Ihnen wissen, hocken vom Freemen-Abschaum einige oben im Lager – sie kennen diesen Trick also.«
    Joe hörte kaum, was Munker sagte. Er litt noch immer unter dem grundlosen Angriff, mit dem die Besprechung eröffnet worden war. Die Attacke schien aus dem Nichts gekommen zu sein. Joe wusste aber, dass es sich um einen kalkulierten Schachzug gehandelt hatte. Was er genau bezwecken sollte, war ihm allerdings nicht klar.
    Als er aufblickte, registrierte er, dass Elle Broxton-Howard neben ihm stand. Sie musterte ihn mit einer Mischung aus geheuchelter Zuneigung und Mitleid. Er verabscheute das.
    »Sheriff, was können Sie uns über Spud Cargill sagen?«, fragte Munker und wandte sich Barnum zu.
    »Cargill soll gestern Nachmittag mit einem gestohlenen Wagen die Battle Mountain Road raufgerast sein, als wäre der Teufel hinter ihm her«, sagte Barnum und verteilte Fotos des Gesuchten. Joe schnappte sich eines, als der Stapel ihn erreichte. Es handelte sich um eine Aufnahme, die zwei Jahre zuvor im Saddlestring Roundup erschienen war, als Cargill eine gut zweieinhalb Kilo schwere Regenbogenforelle geangelt und damit das Eisfischen in Saratoga, Wyoming, gewonnen hatte. »Man hat ihn in die Berge fahren und die Straßensperre durchbrechen sehen, doch keiner hat gemeldet, dass er zurückgekehrt ist, was nur bei Schichtwechsel kurzzeitig möglich gewesen wäre. Es gibt da oben zu viele alte Waldwirtschaftswege, als dass sich alle beobachten ließen, aber wir haben die Kontrollen auf den Hauptstraßen seit heute verstärkt. Wir vermuten, dass er sich im Lager der Souveränen aufhält und sie ihm Zuflucht bieten. Gestern Abend haben sie sich – wie viele von Ihnen wissen – geweigert, ihn auszuliefern oder uns wenigstens nach ihm suchen zu lassen. Darum nehmen
wir an, dass er womöglich von Anfang an mit ihnen unter einer Decke steckte.«
    »Das ist nicht logisch«, flüsterte Joe Hersig zu, doch der Bezirksstaatsanwalt tat, als hätte er

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