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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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vorbei; jede trug ein Messingschild, in jedes eingraviert, was die Aufgabe dessen war, der hinter dieser Tür sein Büro hatte. Alles durchorganisiert.
    Endlich, Naomi hatte schon aufgeben und das nächste Stockwerk durchsuchen wollen, fand sie, wonach sie gesucht hatte. Drei Türen, zwei auf derselben Seite, die dritte den beiden genau gegenüber, an jeder wieder das obligatorische Messingschild.Naomi las jedes der Schilder. All drei Clarkes hatten ihr eigenes Büro.
    Welches Büro würde die Akten beherbergen, nach denen sie suchte?
    Sie dachte daran, wie ordentlich Phin Kleidungsstücke aufhängte und Schuhe sortierte, und schüttelte den Kopf. Sein Büro sicherte wie alle anderen ein Sensorschloss, das den Daumenabdruck seines Besitzers abfragte.
    Ohne viel Federlesens fischte Naomi ihr Com aus der Hosentasche und wählte Jonas’ Nummer. Sie steckte sich den Ohrstecker in die Ohrmuschel und wartete sprechbereit.
    »Naomi! He, bin ich froh, von dir zu hören.«
    »Ähm.« Jonas war schon immer ein Frühaufsteher gewesen. »Ich muss an einem Schloss mit Fingerabdruck-Sicherung vorbei«, sagte sie und ging auf seine launige Begrüßung nicht ein. »Wenn ich dich anklemme, kannst du das Schloss dann überbrücken?«
    »Regnet es im gebeutelten Nordwesten immer?«, war Jonas’ Antwort. Naomi hörte seine Finger bereits über die Tastatur seines Computers fliegen. »Zuerst einmal: Wie geht’s dir überhaupt?«
    Vollauf befriedigt, danke der Nachfrage. »Streifschuss, kein großes Ding. Ich muss heute unbedingt die Antwort auf ein paar drängende Fragen finden. Also, wie wär’s mit ein bisschen Beeilung, wenn du dieses Schloss knackst, ja?«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Jonas. Seine Erleichterung war ihm selbst durch die Leitung hindurch anzuhören. »Ich bin nur   … na, du weißt schon.«
    Klar, wusste sie es. Sie verzog den Mund.
    »Okay, da ist ein ziemlich kleiner Stick seitlich in dein Com eingelassen. Man kann ihn ausrasten. Springt dir entgegen, wenn du ihn reindrückst. Hast du das?«
    Naomi fummelte an dem winzigen eingelassenen Stick herum.Als sie es endlich schaffte, im richtigen Winkel draufzudrücken, rastete er aus und sprang aus dem Gehäuse des Coms. Sie fing ihn in der Handfläche auf. »Okay, was jetzt?«
    »Irgendwo am Schloss muss ein Port sein. Steck den Stick da rein und lass mich wissen, wenn’s soweit ist!« Jonas sprach langsam, klang aber zuversichtlich, als sei das alles kinderleicht.
    »Du klingst wie die Hotline meines Com-Anbieters.« Naomi tastete das Gehäuse des Schlosses ab, beugte sich tief hinunter, um einen Blick auf dessen Unterseite werfen zu können.
    »Liebst du mich nicht gerade deshalb, weil ich so hilfreich und dir stets eine Stütze bin?«, zwitscherte Jonas ihr vergnügt ins Ohr. »Ist er endlich drin?«
    »Wow, dein Bettgeflüster hat mich schon immer wuschig gemacht!« Naomi stieß einen Pfiff aus, als ihre tastenden Finger endlich den winzigen Port im Schlossgehäuse fanden. Sie führte den winzigen Stick ein und hörte ein kaum wahrnehmbares Klicken, das ihr verriet, dass sie alles richtig gemacht hatte. »Drin.«
    »Bleib dran, während ich tue, was ich am besten kann.«
    Naomi verkniff sich ein Grinsen und wartete. Da flimmerte das Display des Schlosses plötzlich, verschwamm und wurde abrupt schwarz. Naomi hatte das dämliche Ding nicht angefasst; sie hatte ja kaum geatmet, während sie Jonas über die stehende Leitung bei der Arbeit zugehört hatte. Dass er arbeitete, war deutlich am Klicken der Tastatur zu erkennen. Es klang, als gäbe ein Pianist ein Konzert auf einem verstummten Klavier.
    Dann flackerte das Display wieder auf, blinkte gelb. Naomi hörte Schließmechanismen sich im Türschloss bewegen, zurückgleiten und klicken. »Zugriff gewährt«, sagte Jonas in Naomis Ohr.
    »Du bist ein echtes Wunderkind.« Naomi drehte den Türknauf. Er ließ sich leicht drehen, und ebenso leicht sprang die Tür auf. Phin war weder naiv noch dumm. Aber vielleicht war er ein bisschen zu vertrauensselig, was Technik anging, die Menschen wieJonas zum Frühstück verspeisten, zum Mittag- und zum Abendessen.
    »Sonst noch Wünsche, Prinzesschen?«
    »Keine. Ich melde mich wieder.«
    »Gut. Wir brauchen dringend deinen Bericht über die Ereignisse gestern Abend.«
    Naomi runzelte die Stirn. »Ist mit Miles alles in Ordnung?«
    »Hat keinen Kratzer abgekommen«, versicherte Jonas ihr. »Aber mächtig sauer ist er.«
    »Ich verstehe.« Naomi rollte die Schulter vor und

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