Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
Vom Netzwerk:
Blick, den sie ihm über die Schulter hinweg zuschoss, war so verächtlich, so mitleidig, dass Wut in Phin hochkochte und ihm den Blick vernebelte. »Versuch’s erst gar nicht! Ich weiß, was du zu bieten hast, und, Kleiner, das war’s mit uns beiden.«
    Jetzt tobte wilde Wut in Phin, vernebelte ihm nicht nur den Blick, sondern auch den Verstand. »Das ist es also, was du glaubst, ja?«, verlangte er gefährlich leise zu wissen.
    In Naomis Augen blitzte es auf. »Ich glaub’ das nicht, ich weiß es. Verzieht euch! Ich lasse euch wissen, wann ihr die Leichen einsammeln könnt.«
    Sie verließ den Raum ohne einen Blick zurück. Die Tür schwang hinter ihr zu. Was blieb, war das gedämpfte Dröhnen der weit entfernt laufenden Notstromaggregate, die die Energieversorgung aufrechterhielten. Und Naomis Worte, die in Phin nachhallten.
    Ihre Verachtung für ihn.
    Phin starrte auf die sich einpendelnde Tür und versuchte sich einzureden, dass es keine Rolle spielte. Er log sich vor, dass Naomi ja recht habe. Dass sie ihm einen Gefallen getan, ihm Zeit und Mühen erspart habe, sich um eine Frau zu bemühen, die ihm doch nie vertrauen würde. Jetzt, so log er sich vor, müsste er ihr nichts mehr vom Untergrund erzählen.
    Er müsste sich nicht mehr mit ihren Anschuldigungen herumschlagen. Mit ihren Vorwürfen.
    Sie hätte ihm nie geglaubt, dass er sie liebte, log er sich vor. Sie hatte ihm jede Menge Kummer erspart, wie praktisch, log er sich vor.
    Er war ein verdammt schlechter Lügner.

KAPITEL 17
    »Entschuldigung!« Cally sprang zur Seite und drückte sich flach an die Wand, als Naomi an ihr vorbeistürzte. »He, wo wollen Sie   …«
    Naomi gab ein Knurren von sich. Vielleicht aber auch nicht. Ihr Verstand schrie die Warnung heraus, grollte Cally an. Aber alles, was Naomi mit Sicherheit wusste, war, dass sie kampfbereit herumfuhr. Bereit, zu verletzen.
    Abwehrend hob der Rotschopf die Hände, ein Schutzwall, der ganz leicht zu durchbrechen wäre, ließe Naomi erst ihre ungezügelte Wut an ihm aus. »Ganz ruhig«, beschwichtigte Cally sie, in einem Ton, als habe sie einen tollwütigen Hund vor sich. »He, alles ist okay!«
    Kehlig und heiser war der Fluch, den Naomi ihr entgegenspie, während sie sich mit all ihrem Gewicht gegen die Tür zum Parkdeck warf, von deren Existenz sie erst an dem Abend mit Phin erfahren hatte. Das Krachen hallte durch das ganze Parkdeck und schnitt Cally das Wort ab.
    Naomi sah immer noch rot vor Wut. Die Autos auf dem Parkdeck verschwammen vor ihren vor Augen. Es waren schimmernde, auf Hochglanz polierte Wagen. Naomi sah in ihnen nur die perfekten Fluchtfahrzeuge. Sie blieb nicht stehen, um ihre Chancen abzuwägen. Es kümmerte sie nicht. Adrenalin überschwemmte ihren Körper, ließ ihr Herz rasen, bis Naomi nach Luft rang.
    Sie musste unbedingt hier raus und nach draußen. Sie brauchte wieder eine Scheißwaffe, sie brauchte   …
    Sie musste einfach nur hier raus, verflucht! Dem ganzen Mist entkommen. Sich selbst. Ihm. Einfach allem.
    Einen aus Phins sagenhafter Sammlung von Sportwagen aufzubrechen und kurzzuschließen, war eine leichte Übung. Viel zu schnell kurvte Naomi wie eine Wilde im Blutrausch durch das Parkdeck. Darin hallte zigfach verstärkt das Echo von Motorengeheul und Reifenquietschen. Allein ihr Werk.
    Wohin zum Teufel sollte sie fahren?
    Sie packte das Lenkrad fester, während sie den Wagen mit ausbrechendem Heck viel zu schnell um eine Kurve driften ließ. Als die Sportkarre mit kreischenden Rädern in den Verkehr auf der ersten größeren Straße hineinschoss, ganz wie Naomis wilde Wut, mit der sie das Gaspedal durchtrat, es sich wünschte, plärrten sie von allen Seiten Autohupen an. Wagen scherten aus, um Kollisionen zu vermeiden, spritzen zu allen Seiten weg wie Wasser, in das man hineinschlägt. Naomi spürte nur die Enge um ihre Brust. Das halsbrecherische Tempo, mit dem sie fuhr, die pure PS -Stärke des Motors, der das Tempo zufrieden schnurrend hergab, waren alles, was sie momentan interessierte.
    Loszuheulen hätte nur zu einem Unfall geführt.
    Und sie sollte verdammt sein, wenn sie sich wegen der Dummheit eines Mannes zu Tode führe!
    Er liebte sie. Was zum Teufel wusste der Kerl denn schon? Er liebte eine reiche Erbin. Leck mich, verflucht! Sex und Liebe, warum zum Henker mussten nur so viele Menschen das ständig miteinander verwechseln?
    Sex war es, mehr nicht. Lust.
    Den Gedanken trieb es ihr wie einen Messerstich mitten ins Herz.
    Mechanisch folgte Naomi

Weitere Kostenlose Bücher