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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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zu der breiten Flügeltür. Naomi blickte ihnen hinterher, als sie durch die Tür defilierten und sich dahinter auffächerten und zerstreuten. Angesichts eines beinahe tödlich verlaufenen Unfalls waren sie ungewöhnlich still. Keiner von ihnen sah aus wie jemand, der Beihilfe zu einem versuchten Mord geleistet hatte. Aber danach sahen Mittäter ja auch nur höchst selten aus.
    Mit der gebotenen Vorsicht war Naomi aufgestanden, hatte die Knie durchgedrückt, damit sie bloß nicht unter ihr nachgäben und sie wieder auf ihrem Hintern landete. Obwohl ihr in dem Mieder, das ihr nass am Körper klebte, nicht kalt war, überzog Gänsehaut ihre Arme.
    Tod durch heißen Dampf. Wirklich keine schöne Art, um abzutreten.
    Naomi räusperte sich. »Hat schon jemand Notarzt und Rettungswagen gerufen?«
    Phin fuhr sich mit der Hand durchs Haar, dass ihm die nassen Locken zu Berge standen. »Nein.« Seine markanten Gesichtszüge wirkten angespannt. Er sah besorgt aus. In seinem Gesicht standen tausend Fragen, als er Naomi musterte.
    Sie wandte sich um. »Dann rufe ich   …«
    »Nein«, wiederholte er. »Sie wird in unsere hauseigene Klinik gebracht. Wir haben eine hervorragende Ärztin und gut ausgebildetes medizinisches Personal im Haus. Das Unfallopfer ist in den besten Händen. Es gibt keinen Grund, sich um sie zu sorgen.«
    Naomis Blick zuckte zurück zu Phins Gesicht. Als sie ihm direkt in die Augen sah, las sie dort eiserne Entschlossenheit. Naomi hob die Augenbrauen. »Sind Sie ganz sicher?«
    »Ja. Unsere medizinischen Einrichtungen sind auf dem neuesten Stand der Technik.«
    »Die Frau wäre fast gestorben«, meinte Naomi ihn erinnern zu müssen. Sie sagte es leise, in ruhigem Tonfall. »Sie gehört in eine Notaufnahme.«
    »Man kümmert sich bestens um sie.« Offenkundig meinte er tatsächlich, was er sagte. Verblüfft starrte Naomi ihn an, bis er den Blick abwandte und diesen über ihre Schulter hinweg zur offen stehenden Saunatür mit der zerbrochenen Fensterscheibe wandern ließ. »Ein bedauerlicher Unfall, ja, aber nur ein Unfall   …«
    »Ach, fahr zur Hölle«, murmelte sie. Vor ihren Augen tanzten haufenweise kleine, explodierende Sterne, immer schön im Rhythmus mit dem Pochen hinter ihrer Stirn. Plötzlich kochte Wut in ihr hoch, und sie ballte die Fäuste, behielt aber die Arme schön brav unten. Phins Blick schoss zurück zu ihr.
    Er kniff die Augen zusammen. »Wie bitte?«, fragte er gefährlich ruhig.
    Naomi schürzte die Lippen. »Sie sind bereit, das Leben dieser Frau zu riskieren, nur weil Sie keine schlechte Presse haben wollen?«
    Er zuckte zusammen, mit einer Hand zerschnitt er die Luft. »Mir sind die Hände gebunden. Alexandra legt sehr viel Wert auf Privatsphäre.«
    »Mich interessiert nicht   …«
    »Es ist ihre Entscheidung«, schnitt Phin Naomi das Wort ab. Er sagte es in demselben ruhigen, bewusst vernünftigen Tonfall, der Naomi wahnsinnig machte: Am liebsten hätte sie dem Kerl voll eins in seine verdammt hübsche Fresse gegeben. » Sie selbst besteht darauf, dass man ihr ein Maß an Privatsphäre ermöglicht, das ganz sicher keine Besuche von Notärzten und Rettungssanitätern miteinschließt.«
    »Schwachsinn! Das ist doch   …«
    »…   genau das Maß an Privatsphäre, das aufrechtzuerhalten wir vertraglich verpflichtet sind«, fuhr Phin fort, ohne sie ausreden zu lassen. Sein Tonfall verriet, dass er in dieser Sache genauso unnachgiebig und hart war wie der Schieferboden unter seinen Füßen. »Und jetzt sollten Sie Ihren Arm in der Klinik untersuchen lassen.«
    »Meinem Arm geht’s prächtig!« Wütend spuckte sie Phin Clarke die Worte entgegen. »Diese Frau   …«
    »Das ist selbstverständlich ganz Ihre Entscheidung, Miss Ishikawa.«
    Volltreffer. Naomi biss die Zähne zusammen. Besser ihr rutschte nicht etwas heraus, was Frauen mit der richtigen, vor Geld stinkenden Kinderstube sicherlich nicht über die Lippen brächten. Schon gar nicht in Gegenwart eines so tollen Hechts wie Phinneas Clarke.
    Clarke behielt sein Pokergesicht. Ungerührt und unangreifbar. »Da Sie eine medizinische Versorgung nicht wünschen, wird Ihnen der Zimmerservice einen Eisbeutel bringen, damit, sofern möglich, keine hässlichen Blutergüsse entstehen. Wenn Sie mich dann jetzt entschuldigen wollen.« Ohne ein weiteres Wort wandte Clarke sich von ihr ab und ging.
    Naomi schluckte jedes Wort hinunter, das ihr die Kehle hinaufschoss, und unterdrückte Wut und Empörung.
    Verfluchter Scheißkerl! Sie

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