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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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wusste genau: Sein Verstand war jetzt schon vollauf damit beschäftigt, all die geschliffenen Plattitüden hervorzukramen, die geeignet wären, Gäste, Personal und alle, die sonst noch Wind von der Sache bekämen, einzuwickeln.
    Der Kerl war nicht nur mit dem sprichwörtlichen Silberlöffel geboren, nein, dem hatten sie das Ding gleich tief in die Kehle gerammt! Kein Wunder, dass jedes Wort, das er herausbrachte, hochglanzpoliert wie Silberbesteck war. Phin Clarke war ein aalglatter Kerl, so schlüpfrig wie eine Schlange.
    Aber wie weit trug dieser Vergleich?
    Zuerst der Hexer in Naomis Suite. Dann die alte Dame in der Sauna. Wusste Phinneas Clarke mehr, als er auszuspucken bereit war?
    Nein. Vorhin in der Sauna, da war nackte Angst in seinem Blick gewesen. Als sie gemeinsam die bewusstlose Frau aus der Todesfalle herausbugsiert hatten, zu der die Saunakabine für sie beinahegeworden wäre, hatte er Angst gehabt, ganz klar. Das konnte nicht gespielt gewesen sein.
    Oder doch?
    Ach, Scheiße.
    Und dann war da immer noch der Hexer in der Hoteluniform, der Naomi Ishikawa oder vielleicht doch Naomi West in ihrer Suite überfallen hatte.
    »Mist, verdammter!«, fauchte Naomi. Die überraschten Blicke, die ihr die beiden Putzmäuschen zuwarfen, übersah sie geflissentlich. Die beiden waren immer noch damit beschäftigt, die Scherben wegzuräumen, die Naomi im Poolbereich hinterlassen hatte.
    Gab es im Zeitlos Magiebesessene? Beherbergte das Nobel-Resort etwa Hexen und Hexer?
    Damit wäre ihr Tag absolut perfekt.

KAPITEL 3
    Naomi schüttelte den Kopf und drehte sich um. Dann aber erstarrte sie mitten in der Bewegung. Die Tür auf der gegenüberliegenden Seite des weitläufigen Badebereichs schloss sich gerade wie in Zeitlupe.
    Ihr Blick huschte zu den beiden Putzmäusen hinüber. Misstrauen füllte das Vakuum, das das abflauende Adrenalin in Naomi hinterlassen hatte. Eines der Zimmermädchen, sicher nicht älter als achtzehn, neunzehn, war angelegentlich dabei, zusammengekehrte Glasscherben in einen Abfalleimer zu füllen. Die andere, dunkelhäutig und mit kurz geschorenem braunem Haar, summte etwas vor sich hin. Besonders musikalisch konnte die Frau nicht sein, so falsch wie die Melodie herauskam. Mit einem Besen in der Hand verschwand Zimmermädchen Nummer zwei in der Sauna.
    Niemand sonst hatte die Umkleidekabinen betreten, die als solche für weibliche Gäste deutlich gekennzeichnet waren. Jedenfalls hatte Naomi niemanden gesehen, und vorher war auch niemand dort gewesen.
    Als wäre ein Pfeil von der Sehne geschnellt, warnten ihre Instinkte sie. Naomi setzte sich in Bewegung, rannte auf die Schwingtür zu den Kabinen zu. Genau da aber kam ihr der Teenie mit einem weiteren vollen Kehrblech in der Hand in die Quere.
    «Weg da!”, fauchte Naomi missmutig. Aber es war schon zu spät.
    Glassplitter flogen im hohen Bogen durch die Luft, als sie zusammenprallten. Wie in einem seltsamen Tanz wirbelte Naomi den Teenie herum, fing das Kehrblech im Flug auf und warf das unschuldige Putzutensil reflexartig der Kleinen gegen die Brust.Die ruderte wild mit den Armen, Plastik schlug auf Stein auf, und das Zimmermädchen stieß einen Schreckenslaut aus.
    Naomi blieb nicht stehen, um sich die Bescherung anzusehen. Sie rannte zwischen bunt gekachelten Becken hindurch und stieß die Schwingtür zu den Umkleiden auf. Geschickt wich sie den Türflügeln aus, als diese in ihren gut geölten Angeln zurückschwangen und Naomi in den Rücken zu fallen drohten.
    Automatisch schaute sie hinter den Türen nach versteckten Angreifern. Sie trat in den luxuriösen Umkleideraum und war bereit. Ein Angreifer, ein Kampf auf Leben und Tod, was auch immer.
    Sie erhaschte einen Blick auf ihr eigenes Spiegelbild. Ihre eigenen misstrauisch zusammengekniffenen Augen musterten sie aus einem der reihum angebrachten Wandspiegel. Naomi bemerkte, dass sie einen hochroten Kopf hatte, und warf sich selbst einen bitterbösen Blick zu. Als ein Scharren und Rascheln, typische Bewegungsgeräusche, aus dem angrenzenden Raum an ihr Ohr drangen, riss sie ihren Blick von den Spiegeln los.
    Sie hechtete durch den Türbogen, der den Ankleidebereich von den Duschen trennte. Das kurze Aufblitzen nahm sie gerade noch rechtzeitig wahr. Mit einem Fluch auf den Lippen ließ sie sich zu Boden fallen und rollte sich ab. Wie ein goldener Blitz schwirrte etwas unmittelbar über ihren Kopf hinweg   – Sekundenbruchteile zuvor war genau dort noch ihre Stirn gewesen. Metall traf auf

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