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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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Geist an ihm vorbei in die Dunkelheit schleichen.
    Naomi erstarrte mitten in der Bewegung. Sie neigte den Kopf; ihre veilchenblauen Augen blickten überrascht auf seine Hand hinab. Nachdenklich.
    Entschieden zu unbekümmert, verdammt!
    Phin wünschte sich, sie würde Unruhe zeigen, nervös werden. Er war sich nicht einmal sicher, warum er diesen Wunsch hatte. Vielleicht war es der Ärger darüber, was mit Diegos Bruder passiert war. Vielleicht war es das aufgestaute Adrenalin, das seit den Ereignissen des Abends leise in seinem Blut vor sich hin schlummerte.
    Vielleicht war es wegen ihr, Naomi Ishikawa.
    Phin zögerte nicht, wollte nicht über die Hintergründe nachdenken, über die Folgen. Seine Finger schlossen sich noch fester um ihren Arm. »Naomi.«
    »Kurze Ansage, Freundchen: Ich bin keine Ihrer bezahlten Escortladys«, sagte sie. Ihre Stimme war rau, leise, gelassen. Ihr Blick zuckte hinauf zu seinen Augen, brannte sich in sie hinein. »Grob umgehen können Sie mit anderen, nicht mit mir. Daher schlage ich vor, Sie lassen los.«
    Ihr spöttischer Unterton zerstörte problemlos seine fragile Selbstkontrolle. Wut hätte die sexuelle Anziehungskraft, diediese Frau auf ihn ausübte, zerreißen sollen. Aber zu Phins eigener Überraschung stachelte ihr Trotz ihn weiter an, reizte seine Männlichkeit schmerzhaft wie ein Dorn im Fuß. Sein Blick gewann an Schärfe.
    Ihr Blick hingegen bedachte ihn mit noch mehr Spott, forderte ihn heraus.
    Scheiß drauf. »Auf Anhieb«, antwortete Phin sanft, »fallen mir ein halbes Dutzend Möglichkeiten ein, mit Ihnen   … umzugehen.«
    Er wartete nicht auf ihre nächste Herausforderung. Er wartete nicht darauf, ob Naomi Ishikawa das Angebot ablehnte, das er nicht klar ausgesprochen hatte. Dennoch klang es unüberhörbar als Unterton im Gesagten mit. Langsam dämmerte ihr, was er gemeint hatte, welche unausgesprochenen Absichten er hegte. Man konnte es in ihren Augen lesen, dass sie begriff. Die Erkenntnis sickerte in die dunklen Tiefen hinter ihren Augen wie Sirup in Wasser. Naomi verstand es, genau einen Herzschlag bevor Phin ihren Arm losließ und ihr die Hand unters Kinn legte.
    Langsam wandte sie sich ihm zu, Stück für Stück, ein Grad nach dem anderen. Jedes winzige Stück machte Phin atemloser.
    Irgendwo in einer verborgenen Region seines Gehirns   – in einer Region, die sich nicht zur Behauptung männlicher Ansprüche auf die Brust trommelte wie ein Silberrücken   – befand Phin, dass er Naomis Stiefel mochte. Die Absätze machten ihre Trägerin vier Zoll größer und brachten sie auf Augenhöhe mit ihm. Er brauchte nur ein klein wenig den Kopf zu neigen, ganz ohne jede Mühe, und schon konnte er mit seinen Lippen Naomis Mund berühren.
    Sie wehrte sich nicht dagegen. Halb rechnete Phin damit, sich gleich einen rechten Haken einzufangen. Er bereitete sich darauf vor, sich unter dem Schlag wegzuducken, ja, er ließ Naomi sogar genug Bewegungsfreiheit, um dafür auszuholen. Sanft berührten seine Finger mehr ihr Kinn, als dass sie es hielten. Es war nur der Hauch einer Berührung, mehr nicht.
    Und Naomi wich ihm nicht aus, sie blieb stehen. Schockiert von dem, was er tat, ließ sie ihn in der Dunkelheit, die sie beide umfing, einfach gewähren. Nach und nach, willentlich. Mit seinen Lippen liebkoste er ihre, drang aber nicht tiefer in ihren Mund ein. Er wollte sich ihr nicht aufdrängen. Aber dann öffneten sich ihre Lippen, gerade in dem Augenblick, in dem seine Oberlippe ihre volle Unterlippe streifte. Irgendwo tief in ihrer Brust löste sich ein unterdrückter, gedämpfter Laut, stieg mit dem Atem ihre Kehle hinauf.
    Ungestüm war dieser Laut. Weiblich. Musik in Phins Ohren.
    Er war nicht der Einzige, der sich hier auf dünnem Eis bewegte.
    Naomis Finger glitten am Kragen seines Hemdes entlang und krallten sich hinein. Phin neigte den Kopf ein wenig mehr zur Seite und eroberte ihre Lippen in einem neuen Kuss. Diese Lippen schmeckten fantastisch gut, perfekt, überließen nichts dem Zufall, nichts der Fantasie. Phin kostete von ihnen und ließ seine Zunge in die Wärme vorstoßen, die ihn dahinter willkommen hieß. Er forderte ein, wozu Naomi ihn verlockte. Er wusste, dass sie sich von ihm angezogen fühlte, es bloß hinter einer Fassade aus kühler Distanz verborgen hatte.
    Naomi erwiderte den Kuss, ihre Zunge spielte mit seiner. Dabei entschlüpfte ihr wieder dieser kehlige, ungebändigte Laut. Er schlug direkt in Phins Magen ein, an der Stelle gleich oberhalb

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