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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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Klackern der Tastatur hörte abrupt auf. »Wie bitte?!«
    »Der Wartungsdienst hat die Sauna einer kompletten technischen Überprüfung unterzogen. Die Techniker haben die ganze Nacht durchgearbeitet.«
    »Was dann wohl bedeutet«, vermutete seine Mutter, die ihren Sohn nur zu gut kannte, »dass du auch die ganze Nacht auf warst. Ich hoffe, du hast dich wenigstens kurz hingelegt?«
    Phin schnitt eine Grimasse. »Mir geht’s gut. Der Sauna dagegen nicht. Wir haben sie idiotensicher verbarrikadiert, damit niemand mehr die Kabine betreten und benutzen kann. Aber ich vermute, unsere Gäste werden wohl noch eine ganze Weile sämtliche Dampfbäder unseres Hauses meiden.«
    »Was wissen wir über die Sabotage?«
    »Die Kurzversion? Jemand hat die Leitungen überbrückt und die Türverriegelung für den Desinfektionszyklus kurzgeschlossen.« Phins Schädel machte ein dumpfes Geräusch, als er ihn gegen die Wand fallen ließ. »Im feuchten Saunadampf hat es nicht lange gehalten   – wahrscheinlich hat Alexandra nur deshalb überlebt. Nur ein paar Minuten länger   …«
    Lillian gab einen Laut von sich, der andeutete, dass sie anderer Meinung war. »Ein paar Minuten länger wären nicht das Ende gewesen. Aber eigentlich ist das ganz egal. Denn das einzig Wichtige ist jetzt, den Saboteur aufzuspüren.«
    Phin hatte sich die Augen gerieben und nahm die Hand nun weg. Blicklos starrte er hinüber auf eine Reihe Glasfenster. Sie trennten das große, zentrale Fitnessstudio von den Trainingsräumen, die es umgaben. »Das genau ist das Problem, meinst du nicht auch? Zunächst einmal: Wer hat Interesse daran, so etwas zu tun?«
    »Irgendein Widersacher?«
    »Wessen Widersacher denn?«, meinte Phin leise. »Auf jeden Fall muss es jemand sein, der das technische Know-how hat, um einen Sabotageakt wie diesen auszuführen.« Am Rand von Phins Sehfeld blitzte etwas türkisfarben auf. Er neigte den Kopf zur Seite und stieß sich von der Wand ab. Als es wieder türkis aufblitzte, richtete er sich zu voller Größe auf.
    »Hast du alle Techniker überprüft? Den ganzen Wartungsdienst?« Nachdenklich schwieg Lillian einen Moment. »Was ist mit den zeitweilig Beschäftigten? Die kommen ja alle durchs Kellergeschoss ins Haus.«
    »Mh-hmm.« Lautlos, weil der dicke Teppich die Geräusche seiner Schritte schluckte, schlenderte Phin hinüber zum Glaskubus. »Alle Techniker sind seit mehr als einem Jahr bei uns. Wenn es einer von denen war, was ich bezweifele, würde es sich um einen Anschlag mit extrem langer Vorbereitungszeit handeln. Aber warum dann ausgerechnet jetzt? Alexandra ist oft bei uns.«
    »Bleiben die Zeitweiligen: Was ist mit denen?«
    Phin runzelte die Stirn. Er legte die Fingerspitzen der freien Hand gegen die kühle Fensterscheibe. Er hatte nur noch Augen für Naomi Ishikawa. Sie war auch schwer zu übersehen.
    Und unmöglich zu ignorieren.
    »Glaube ich nicht«, meinte Phin. Die Art, wie Naomis türkisfarbenes Top ihren Oberkörper umschmeichelte wie eine zweite Haut, machte es ihm schwer, sich zu konzentrieren. Das Top ließ ihren Rücken vom Nacken bis zu den Schulterblättern frei. Phin konnte das Spiel ihrer festen Muskeln unter der nackten Haut beobachten, während die dunkelhaarige Schönheit einen mannshohen Sandsack mit den Fäusten bearbeitete.
    »Warum nicht?«
    »Das hab’ ich im Gefühl. Vertrau mir einfach. Mutter, ich ruf’ dich zurück!« Ohne auf Lillians Antwort zu warten, legte Phin auf.
    Es war ihm unmöglich, den Blick von Naomi abzuwenden. Sie hatte etwas Suchterzeugendes an sich; sie faszinierte ihn auf nie gekannte Weise. Es hatte mit der Art zu tun, wie ihre bandagierten Fäuste auf das raue Leder des Sandsacks trommelten. Es waren die Bewegungsabläufe, die einmal die Anmut und Geschmeidigkeit einer Tänzerin besaßen, gleich darauf aber urplötzlich vor geballter Wut strotzten. Fäuste wie abgefeuerte Geschosse. Ob beim Jab, dem Schlag mit der Führhand, beim Haken, beim Cross, der Geraden mit der Schlaghand   – immer dieselbe Präzision, dieselbe Eleganz, dieselbe Wut. Bei jedem Schlag, den Miss Ishikawa platzierte, wippte ihr Pferdeschwanz.
    Mit einem Grinsen quittierte Phin, als sie gedankenschnell und perfekt ausbalanciert mit einem Schienbein den Sandsack traktierte. Der Aufschlag knallte so hart und laut wie ein Gewehrschuss.
    Die Frau ging den Sandsack an, als habe das tote Ding ihre Mutter beleidigt. Es war ein verteufelt hartes Trainingsprogramm, das die reiche Erbin da

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