Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
Vom Netzwerk:
durch die Flure des Zeitlos zu treiben, gab es nicht viel, was er tun konnte, das nicht auch seine Mütter übernehmen konnten.
    Aber sollte etwas passieren   …
    »Phinneas Clarke«, sagte Lillian streng, »bitte erinnere dich daran, dass deine Mutter und ich dieses Haus bereits erfolgreich geführt haben, ehe du alt genug warst, das Wort ›diskret‹ auch nur über die Lippen zu bekommen, geschweige denn es zum Motto deines Leben zu erheben!«
    Plötzlich spürte er Wärme und Dankbarkeit und musste trotz seiner Müdigkeit lächeln. Verlegen und doch gleichzeitig besorgt küsste er Lillian die Wange. »Okay, aber wir kommen gleich nach dem Essen zurück. Keine Widerrede.«
    »Das ist deine Entscheidung.« Sie lächelte ihn zärtlich an und richtete seine Krawatte. »Und zieh dir etwas Passenderes an. Du hast Öl am Ärmel.«
    Verflucht und zugenäht! Hitze schoss ihm ins Gesicht und brannte auf seinen Wangen, als er seine Ärmel begutachtete. Sein Lächeln war längst nicht so ungezwungen, wie er beabsichtigt hatte. Da war tatsächlich ein kleiner Ölfleck.
    Nichts, was er sagen könnte, würde einen Unterschied machen, und so räusperte Phin sich, nickte und drehte sich zur Doppeltür um.
    »Und, Phin?«
    Über die Schulter hinweg suchte er den Blick seiner Mutter. Lillian stand noch immer hinter der Rezeption, eine Hand gebieterisch auf der glatten Holzoberfläche des edlen Tresens. Die andere Hand hatte sie in die Hüfte gestemmt. Sie wirkte unnachgiebig, ganz gestrenge Mutter.
    »Bitte sei vorsichtig.«
    »Das bin ich. Ich rufe auch gleich bei Swann’s an und frage nach, ob sie bei ihrer Warteliste ein wenig schummeln können.«
    »Ich meinte   …« Lillian fing sich gerade noch, legte die Hand an die Halskette auf ihrem Dekolleté und schüttelte den Kopf. »Ist schon gut. Amüsier dich gut, Liebling.«
    Phin zögerte. Aber als er zu sprechen anhob, gab sie ihm mit einem Wink zu verstehen, er solle verschwinden. Sie blickte bereits wieder voll konzentriert auf den großen Touchscreen der Rezeption, als er endlich den Kloß in seinem Hals heruntergeschluckt hatte. Ein Kloß aus aufwallender Liebe ebenso wie aus einem unbestimmten Gefühl von Unbehagen.
    Mit einem resignierten Seufzen trat er durch die Türen der Lobby hinaus in den Garten, durchquerte diesen in Richtung des schlichten Vestibüls, das zum Familientrakt führte. Er musste duschen, sich umziehen und ein paar Anrufe erledigen.
    In Gedanken stellte sich Phin die Anrufliste zusammen, während seine Finger über den Fettfleck an seinem Ärmel rieben. Gleich mit dem ersten Anruf würde er dafür sorgen, dass der Sicherheitsdienst verstärkt wurde.
    »Ich habe gute Neuigkeiten und schlechte.«
    Ohne in den Spiegel zu schauen, trug Naomi farblosen Lipglossauf. Denn ihr Blick galt dem Display des Coms, das auf der Marmorablage unter dem Spiegel lag. »Na, prächtig. Raus damit!«
    Eckharts Ton war freundlich wie immer. Falls Jonas ihm alles über ihr kleines Abenteuer gesteckt hatte, war Eckharts Stimme das nicht anzuhören. »Miles ist instruiert, dir die Waffe auszuhändigen, wann immer du bereit zur Übergabe bist.«
    Naomis Gesicht hellte sich auf. »Großartig! Ich schicke ihm eine Nachricht, sobald ich eine Gelegenheit finde, mich mit ihm zu treffen.«
    »Er ist jederzeit abrufbereit.« Beim nächsten Satz war Eckhart anzuhören, wie verärgert er war. »Und wir sind auf ein neues Problem gestoßen, das uns daran hindert, an die Baupläne zu gelangen.«
    Naomi hatte keine Energie mehr, um sich zu ärgern. Eher halbherzig zuckte sie die Achseln. »Nun ja. Ich habe immerhin schon das Stockwerk mit Speiseräumen und Küchen kartografiert, dazu noch die Lounge, die Etage mit den Schönheitssalons«, sie unterdrückte einen Schauder, »und den   … tja, ich glaube die nennen das hier Ruheraum oder so.«
    »Kartografiert?«
    »Dieser Scheiß von Luxusschuppen ist ein Labyrinth, glaub mir. Mehr Personalkorridore und Abzweigungen als die Scheißhölle!«
    »Ich glaube nicht«, entgegnete Eckhart trocken, »dass die Hölle Personalkorridore hat. Schön zu wissen, dass du auch mal mit was überfordert bist.«
    Naomi wünschte, sie hätte mit Eckhart darüber streiten können. Aber das waren nun einmal die Fakten: Sie war überfordert. Naomi schnitt eine Grimasse und zog das auf Figur geschnittene Etui-Kleid über die Hüften. »Ich habe es dir gleich gesagt: Es ist eine blöde Idee.«
    »Vielleicht, ja.« Eckhart seufzte. »Bist du zufälligerweise

Weitere Kostenlose Bücher