Blutschuld
Hände auf ihre Brüste und spreizte die Finger, umfasste die Brüste, hielt und wiegte sie. Sensibilisierte Haut, erregtes Fleisch, eine Handvoll. Naomi stellte sich vor, wie es wäre, wenn es Phins Hände wären, nicht ihre. Seine Lippen an ihren harten, aufgerichteten Nippeln.
Ja, sie würde sein Spiel mitspielen. Aber sie würde nicht fair spielen.
KAPITEL 10
Phin fand Lillian an der Rezeption in der Lobby. Sie brütete über dem digitalen Gästebuch. »Wann«, fragte Phin leise, »wolltest du mir eigentlich mitteilen, dass Abigail Montgomery und Naomi Ishikawa verwandt sind?«
Lillian hob den Blick und sah ihn an. »Dann stimmt es also?«
»Das frage ich dich!«
»Und ich dachte, du könntest es mir sagen«, gab sie mit einem müde wirkenden Stirnrunzeln zurück.
Mit der rechten Hüfte lehnte sich Phin gegen den hohen Tresen. Die beruhigende Musik, Harfen und Flöten, mit der die Lobby berieselt wurde, trug nichts dazu bei, die Hochspannung zu lindern. Ein Teil davon war Sorge. Ein Teil blinde Lust.
Alles davon Naomi.
Phin fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich habe sie nebeneinander stehen …«
»Oh, Phin!«
»Tut mir leid, Miss Ishikawa hat mich kalt erwischt«, räumte er trocken ein. »Wenn es eine Sache gibt, die ich zu lernen habe, dann, dass Naomi Ishikawa immer exakt dort auftaucht, wo man sie nicht haben will!«
»Ach, wie ärgerlich!« Lillians perfektes Make-up konnte nicht verbergen, dass sie Ringe unter den Augen hatte. Auch die feinen Fältchen in ihren Mundwinkeln waren zu sehen, die sich nur zeigten, wenn sie zusammenschrak. »Was ist passiert?«
Sie beugte sich über den Tresen hinweg ihrem Sohn entgegen. Rasch strich sie eine lose Haarsträhne hinter das Ohr. »Naomisieht ihr ein bisschen ähnlich«, berichtete Phin. »Abigails Anwesenheit hat schon gereicht und sie umgehauen. Aber …«
Wie sollte Phin das jetzt in Worte packen? Wie der Szene, in der zwei Frauen völlig unterschiedlich aufeinander reagierten, Sinn abgewinnen?
Rasende Wut bei der einen. Schmerz. Phin war sich sicher: Naomi würde fuchsteufelswild werden, ja, es würde sie wütender machen als Abigail, wüsste sie, wie viel von ihr Phin in diesem einen verwundbaren Moment gesehen hatte, in dem sie ihre Deckung vernachlässigt hatte. Als in ihren veilchenblauen Augen nichts anderes mehr zu lesen stand als Wut und Schmerz.
»Mrs. Montgomery hat Naomi wohl nicht erkannt«, sagte Phin schließlich. »Da war nichts. Nicht einmal ein Funken von Wiedererkennen.«
»Das arme Ding!« Lillian massierte sich die Stirn. »Ich kann mir nicht einmal vorstellen, wie sie sich gefühlt haben muss. Vielleicht kann Gemma …«
»Nein, nicht!«, warnte Phin seine Mutter sofort. »Mach ja kein Thema draus, okay? Kein Wort darüber, bitte! Keine Ahnung, welche Beziehung die beiden Frauen zueinander haben – oder eben nicht haben –, eines ist klar: Naomi möchte nicht, dass jemand etwas darüber weiß.«
Von Harfen untermaltes Schweigen breitete sich zwischen den beiden aus, während Lillian ihren Sohn sehr gründlich musterte. Phin wusste, er sah angespannt aus. Er konnte nichts dagegen tun. Selbst sein Lächeln wirkte bemüht, als er jetzt den Kopf schüttelte. »Vertrau mir bitte einfach.«
»Das tue ich, Liebling.« Aber sie nahm ihn beim Kinn und drehte sein Gesicht besser ins Licht. Trotz ihrer Müdigkeit war der Blick aus ihren grünen Augen sicher nicht weniger scharf als sonst. »Du bist in Schwierigkeiten, nicht wahr?«
Oh Gott, und wie! »Nein, ganz sicher nicht, Mutter! Ich will dir nur klar machen, dass dein bisher potenzielles Problem sich inein reales verwandelt hat.« Und ein ziemlich handfestes Problem obendrein, jedenfalls für eine Frau, die aus nichts als Schwierigkeiten zu bestehen schien.
Lillian hob eine ihrer perfekt gezupften Augenbraunen. »Und?«
Phins Lächeln geriet in Schieflage. »Und«, fuhr er fort, legte dabei die Hände auf den Tresen, »ich bewundere das hübsche Kostüm, das du heute trägst.«
»Oh-ha! Schmeicheleien, mein Sohn«, erwiderte Lillian scharf, »bringen dir gar nichts!« Aber sie ließ sein Kinn los, und ihre Augen strahlten. »Kommst du zum Abendessen?«
Neben ihrem Ellenbogen blinkte auf dem Bildschirm des Computers ein blaues Licht.
Phin stieß sich vom Tresen ab. »Nein, ich habe andere Pläne.«
Die Augenbraue verschwand fast unter dem Haaransatz. »Was für Pläne denn?«
Wieder blinkte das Licht auf. Phin steckte eine Hand in die Hosentasche
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