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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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ihren Träumen Schlachten. Selbst im Schlaf runzelte sie angestrengt die Stirn, zog vor Konzentration die Brauen zusammen.
    Phin beobachtete sie von der gegenüberliegenden Seite des abgedunkelten Schlafzimmers. Er hatte die Ellenbogen auf die Knie gestützt, saß da und betrachtete Naomi. In ihm herrschte ein solches Chaos aus Gefühlen, dass er es unmöglich hätte entwirren können. Alles, was momentan wirklich für ihn zählte, war, dass sich Naomi in Sicherheit befand.
    Alles Weitere würde sich finden.
    Bei allen Heiligen, es war so viel Blut gewesen! Es hatte sein Jackett durchtränkt, das Bett drüben in der Klinik. Überall war es gewesen, auch auf ihr, auf Naomi. Phin stützte den Kopf in die Hände, fuhr sich mit steifen Fingern durchs Haar, als Erschöpfung sich in seinem Verstand festbiss.
    Aber er musste hierbleiben. Sehen, dass Naomi atmete. Beobachten, wie sich ihre Brust unter der Decke in ihrem elfenbeinfarbenen Bezug hob und senkte.
    Um zu wissen, dass sie lebte. Dass sie noch bei ihm war.
    Wer auch immer sie war.
    Die Schiebetür zum Salon der Suite wurde aufgeschoben. Phin musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass eine seiner Mütter hereingekommen war. Vor etwa einer Stunde hatte Lillian nach Naomi und ihm gesehen. Sie hatte ihm seinen Lieblingstee gebracht und ihn ermahnt, sich endlich auszuruhen und ein bisschen zu schlafen.
    Es war nicht schwer mitzubekommen, dass sie einander ablösten, die Nacht in Schichten unterteilt hatten.
    Seinetwegen, nicht Naomis wegen. Um sie hatten sie sich bereits gekümmert. Naomi konnte nichts mehr passieren.
    Gott sei Dank.
    »Liebling«, gurrte Gemma leise und legte ihm die Hände auf die Schultern. Sie rochen nach Lavendel und Salbei, nach Pfefferminze und nach diesem Etwas, das undefinierbar Gemmas reine Essenz war. Reine Gemma. Reine Magie. Es kitzelte, als sie sanft Phins Nacken streichelte. Ohne ein Wort zu sagen, langte er hoch, um die Hand seiner Mutter zu halten. Seine Finger und ihre miteinander verschränkt wie in einer Verbindung, die nichts und niemand trennen konnte.
    Sicherheit.
    »Sie kommt in Ordnung, weißt du. Schon bald ist sie wieder auf den Beinen.«
    Phin schüttelte den Kopf. »Sie hat es einfach   … weggesteckt«, sagte er heiser. »Sie bekommt eine Kugel ab und macht weiter, als wäre nichts geschehen.«
    »Ich weiß, Liebling.« Gemma trat um den Sessel herum. Sie hatte Ringe unter den Augen, vor Sorge und vor Erschöpfung. Mit der freien Hand fuhr sie Phin durchs zerzauste Haar und lächelte. »Aber sie kommt wieder in Ordnung. Schon morgen wird sie die Verletzung kaum noch spüren. Nicht einmal eine Narbe wird bleiben.«
    Dabei hatte Naomi so viele Narben. Eine älter als die andere. Manche nur ein dunkler Fleck auf ihrer sonst makellosen Haut.Andere auffälliger und in dem helleren Rosa frisch verheilter Wunden. Wie die an ihrem Arm.
    Phin riss den Blick von der schlafenden Naomi los. Aber seine ganze Reaktion auf Gemmas selbstsicheres Lächeln war ein Stirnrunzeln. »Wer ist sie, Mutter? Wo hat sie gelernt, sich so zu bewegen, wie sie es getan hat?«
    »Ich kann nur spekulieren«, meinte Gemma leise, »aber mehr auch nicht.« Sie beugte sich vor und gab Phin einen Kuss auf die Stirn. Phin schloss die Augen, holte tief Luft und sog mit der Atemluft Gemmas Geruch in sich ein. Sie roch nach allem, womit sie umging, nach Kräutern und Salben, und doch nach so viel mehr. Nach Liebe. Nach Vertrautheit und Nähe.
    Alles würde wieder gut.
    »Leg dich hin und schlaf ein bisschen!«, sagte seine Mutter und legte die Wange auf Phins Kopf. »Morgen wartet viel Arbeit auf dich.«
    War das nicht immer so und erledigte er nicht auch immer alles, was anstand? Er kniff sich in den Nasenrücken. »Die Quelle ist der Grund, nicht wahr?«, fragte er müde. »Für die ganze Geschichte mit Alexandra und der Sauna und, verflucht   ….«
    »Phin«, sagte Gemma in ihrem sanften, nichtsdestotrotz entschlossenen Muttertonfall und hauchte ihrem Sohn einen Kuss auf die Locken, »geh schlafen! Wir alle brauchen dich morgen fit und ausgeruht.«
    Dann ließ sie ihn allein mit seinen Gedanken in der Dunkelheit zurück. Die Schlafzimmertür wurde zugeschoben. Phin wusste ganz genau, dass Gemma recht hatte. Morgen würde er das ganze Haus durchsuchen lassen, die Sicherheitsmaßnahmen noch einmal verstärken. Er würde darüber nachdenken müssen, das Zeitlos währenddessen zu schließen.
    Zwei Menschen vermisst. Ein wichtiger Gast beinahe tot. Die Dinge

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