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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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im Mob auf sie aufmerksam wurden. »Lächeln, los, mach!«, befahl er. Sein Ton ließ keinen Widerspruch zu. Phin legte Naomi den Arm um die Schultern.
    Er barg Naomis verletzte Schulter unter seiner Armbeuge; die Wunde brannte wie Höllenfeuer. Fast hätte Naomi sich vor Schmerz unter Phins Arm aufgebäumt.
    Phin bemerkte es nicht, oder zumindest reagierte er nicht darauf. Stattdessen zwang er Naomi, ihm den verletzten Arm um die Taille zu legen, hielt sie fest, stützte sie, als ihr die Knie unter dem eigenen Gewicht nachgeben wollten.
    »Lächeln!«, drängte er sie noch einmal.
    Sie gehorchte. Irgendwie gelang es ihr, mit Lippen, die sich kalt wie Eis anfühlten, und mit Gesichtsmuskeln, die hart vor Anspannung waren.
    »He, das ist ja Phin Clarke! He, Clarke, verraten Sie uns, wer die unbekannte Schönheit in Ihrer Begleitung ist?«
    »Hübsch, Ihre Neue, Mr.   Clarke. Hat wohl schon ein bisschen zu viel getankt, was?«
    »He, Phin, Mann, zeigen Sie uns, wie Sie sie küssen!«
    »Ist sie das, die Richtige?«
    Phin sagte nichts, tauchte mit Naomi im Arm nur tiefer in die Menge hungriger Klatschreporter ein. Vorbei ging es an den Fotografen, die sich zu ihnen umdrehten wie schreckensstarres Wild, nicht wussten, wohin sich zuerst wenden, zu Phins unerwartetem Auftauchen hinter der Sicherheitsabsperrung oder zu den Reichen und Schönen, die ins Swann’s pilgerten.
    Die Sicherheitskräfte des Swann’s beeilten sich, die Gitterabsperrung für Phin und Naomi zu öffnen, schwenkten sie weit aufund ließen sie eintreten. Phin hielt Naomi eng an sich gedrückt; sie spürte seine Rippen. Er schützte Naomis verletzte Schulter und stützte sie, lenkte ihrer beider Schritte in Richtung Haupteingang. Sie schlängelten sich durch die Reihen der ankommenden Luxuslimousinen, die eine nach der anderen vor dem Eingang hielten, um ihre Fracht abzusetzen, all die Berühmten und Reichen, die keinen Blick für das hatten, was um sie herum vorging.
    »Immer schön lächeln«, raunte Phin Naomi aus dem Mundwinkel heraus zu. Die Fotografen, in ihrer Blutgier wie Haie, zögerten. Dann aber, wie ein Mann, schwenkten sie von Naomi und Phin, die ihnen nur die Rückenansicht boten, wieder hinüber zum roten Teppich vor dem Swann’s.
    Als sie aus Blitzlichtgewitter und Lichtkegeln heraus waren, die brüllende, kreischende Menge hinter sich gelassen hatten, konnte Naomi schon wieder atmen, ohne Sternchen zu sehen. »Moment«, sagte sie. »Warte! Warte, wir müssen   …«
    »Wir müssen dich zurück ins Zeitlos schaffen.« Phin löste das Com von seinem Gürtel, wählte eilig. »Martin, wir sind einen Block links vom Swann’s. Beeilen Sie sich. Rufen Sie im Zeitlos an, und sagen Sie meinen Eltern, dass wir unterwegs sind.«
    Er schaute nicht auf Naomi, während er das Com wieder zurück an den Gürtel steckte. Nicht richtig zumindest. Stattdessen schlüpfte er aus dem Sakko, dessen Ärmel jetzt von ihrem Blut durchtränkt war, und legte es ihr um die bebenden Schultern.
    Er verzog keine Miene. In der Dunkelheit war sein Gesicht nicht mehr als eine ausdruckslose Maske aus Stein.
    »Bleib aus dem Licht raus«, sagte Naomi, die sich den Arm hielt und sich hin und her wiegte. »Bleib in den Schatten. Dann bist du schwieriger zu treffen.«
    »Wir zwei reden noch darüber, woher du so etwas weißt.« Seine Stimme passte perfekt zu der Unerbittlichkeit, die in seinem Gesicht stand. Unnachgiebig wie die Finger, die ihren verletzten Arm umspannten und stützten. »Sehr bald schon.«
    Naomis Lächeln war dünn und so scharf wie ein Rasiermesser. »Nein«, sagte sie leise. Die Schmerzen ließen ihre Stimme zittrig klingen. Sie holte Luft, sog klare, frische Luft in ihre Lungen. »Das werden wir ganz sicher nicht.«
    Naomi wusste nicht, was Phin seinem Chauffeur bezahlte. Aber Martin erkannte Dringlichkeit, wenn er sie hörte. Die schwere Limousine kam die Straße heraufgeschossen und mit quietschenden Reifen genau auf ihrer Höhe zum Stehen. Phin riss den Wagenschlag auf und half Naomi in den Wagen hinein und in den Sitz, als wäre sie ein Kind, das mit den Sicherheitsgurten noch nicht zurechtkommt.
    Er war umsichtig, fast sanft zu ihr. Er hätte auch anders mit ihr umspringen können. Aber Naomi spürte seine Sorge um sie, während er sich um sie kümmerte. Sie sah, wie es um seinen Mund zuckte, als er den langen Rock ihres ruinierten Kleides um ihre Beine stopfte.
    Ihr Arm brannte wie Feuer. Überall, wohin sie fasste, war es nass. Was bedeutete,

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