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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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erkannte, begann er zu
     lachen. »Ah, die Gespielin des dunklen Greifen, die das Kind in ihrem Leib trägt, das uns alle vernichten soll. Welch ein
     Glücksfall, dass du gerade jetzt nach Engil zurückkehrst.« Er nickte dem Greif neben ihm zu. »Töte sie, aber sei vorsichtig,
     das Kind verleiht ihr ungeahnte Kräfte. Sie hat es sogar vermocht, mich aus ihren Gedanken zu drängen.«
    Der Greif bedachte Sasalor mit einem geringschätzigen Blick. »Menschen sind schwach! Elawon wird sie nichts anhaben können,
     Priester.« Er sprang mühlos von der Mauer und kam dann mit ruhigen eleganten Schritten auf Nona zu, ohne sie aus den Augen
     zu lassen.
    Nona zog sich der Magen zusammen. So anders als Dawon war dieser Greif, so kalt und so leer sein Blick. Was sollte sie nun
     tun? Elawon würde sie mit seinen Klauen zerfetzen, ohne dass sie sich überhaupt zur Wehr setzen konnte.
    Dann war er bei ihr und schenkte ihr noch nicht einmal ein spöttisches Lächeln. Anscheinend hatte er vor, ihren Tod auszukosten,
     denn er grub nicht seine Klauen in ihr Fleisch, sondern legte seine schönen schlanken Hände um ihren Hals. Langsam, als wäre
     sein Tun eine Kunst, begann er zuzudrücken, und Nona spürte, wie ihr Kopf zu zerspringen drohte. Dann jedoch geschah etwas
     Seltsames, |186| als Nona schon meinte, das Bewusstsein zu verlieren. Der Greif ließ ohne Vorwarnung ihren Hals los und hielt sich die Hand,
     als hätte ihn etwas gebissen. Seine Augen zeigten Erstaunen und Verwunderung zugleich. Nona fasste sich nach Luft ringend
     an den Hals und zuckte gleich wieder zurück. Die Tränen Salas glühten auf ihrer Haut, und sie hätte sie sich heruntergerissen,
     wenn nicht mit einem Male eine Welle durch ihren Körper gefahren wäre, die sie erstarren ließ. Dann wurde ihr klar, dass sie
     neben ihrem Körper stand, ganz so wie es in ihren Träumen gewesen war.
    Das ist nicht der richtige Zeitpunkt!
kreischte ihr aufgebrachter Verstand, was ihrem Körper jedoch gleichgültig zu sein schien.
    Nona sah sich selbst auf den Greif zugehen, der vor ihr zurückwich, vollkommen überrascht. Sie beobachtete, wie ihr Körper
     das Handgelenk des Greifen packte und ihn zu sich hinunterzog. Er war kaum mehr in der Lage sich zu wehren – was immer ihn
     gebannt hatte, es gab ihn nicht mehr frei. Ihre Lippen senkten sich auf seine, und der Greif taumelte zurück und fasste sich
     an seine Kehle, die ihm wie zugeschnürt zu sein schien. Nona betrachtete das Geschehen mit Fassungslosigkeit.
    Im nächsten Moment fand sie sich in ihrem Körper wieder und wurde von einem Husten geschüttelt, der sie nicht freigeben wollte.
     Ihr Hals brannte, als hätte sie Feuer verschluckt. Es gelang ihr kaum, Luft zu holen; etwas lag wie ein schwerer Stein auf
     ihren Lungen und schien sie niederzudrücken. Nona taumelte im gleichen Moment zu Boden wie der Greif, doch während sie immer
     noch hustend liegen blieb, begann der Greif sich zu krümmen und wie ein Kind zusammenzurollen. Irgendetwas passierte mit seinem
     Körper, denn die Gelenke verbogen sich, die Knochen veränderten sich, das Haar färbte sich.
    Während all dies geschah, wand sich der Greif unter scheinbaren Todesqualen. Auch Sasalor wich vor diesem Anblick zurück.
     »Was hast du mit ihm getan?«, schrie er Nona eher überrascht als wütend zu.
    |187| Selbst wenn Nona ihm hätte antworten wollen, hätte sie es nicht vermocht. Sie hatte selbst keine Ahnung, was dem Greif fehlte.
     Er wirbelte den sandigen Boden auf, sein Leib zuckte immer stärker, doch dann geschah das Wunderliche. Der Greif erhob sich
     einfach; aber er war nicht mehr der menschengestaltige Greif mit den kalten Augen und dem silbernen Haar, sondern etwas völlig
     anderes … Fremdes … eine Kreatur mit dem Körper einer großen Raubkatze und dem Kopf eines Raubvogels. Allein seine Schwingen
     waren ihm geblieben und erinnerten daran, was er einmal gewesen war.
    Das Wesen schüttelte sich einmal ausgiebig, als wäre es gerade aus dem Schlaf erwacht und stieß einen ohrenbetäubenden vogelähnlichen
     Schrei aus. Nona starrte es an und dachte an den Fluch der Greife, der ihnen vor Jahrtausenden ihre wahre Gestalt und ihre
     Herzen geraubt hatte.
    Das seid ihr also!
dachte sie, und ohne es zu wollen, kam ihr Dawon in den Sinn. Würde auch er zu so etwas werden, wenn … Sie zwang sich, den
     Gedanken nicht weiter zu denken, und konzentrierte sich wieder auf die Kreatur. Unentschlossen blickte diese Gestalt von Nona
     zu

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