Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
haben mir erklärt, dass wir nur warten können. Quen ist stark, und er hat gute Chancen.«
Ich wollte beruhigend seine Schulter berühren, aber dann zögerte ich im letzten Moment. Stattdessen machte ich mich daran, die Petit-Fours wegzuwerfen. »Du glaubst, dass er es schaffen wird«, sagte ich. Trent hatte ebenfalls gelernt, an die elf Prozent zu glauben.
»Ja, das tue ich.« Seine Stimme war leise, aber entschlossen.
»Gib mir einen oder zwei Tage, bevor du etwas Nobles tust, okay?«
Er lachte leise. Ich zögerte, während mir der Kopf schwirrte. Ich brauchte mehr Zauber. Es gewann immer der, der die meisten Werkzeuge in seinem Koffer hatte. »Hey, du hast doch eine Bibliothek, richtig?«, fragte ich und drehte mich wieder um. Ich hatte mich zu schnell bewegt. Jenks startete, um einen der kleinen Kuchen zu fangen, der vom Teller rutschte. »Hast du irgendwelche Bücher über Kraftlinienenergie?« Ich stellte den Teller wieder auf die Kücheninsel und ignorierte Jenks’ Fluchen, als er den Zuckerguss von seiner Kleidung schlug.
Trent berührte mit einer Hand eine Tasche. »Ich habe in meiner Bibliothek nichts über die Linien, nein, aber ich kenne jemanden, der ein passendes Buch besitzt«, sagte er und ließ die Hand langsam wieder sinken. »Rachel, willst du morgen vielleicht auf einen Tee vorbeikommen?«
Jenks sah überrascht von seiner schmutzigen Seidenjacke auf. Trent war so schnell aufgestanden, dass ich erschrak. Er hatte einen Plan, und das änderte alles. All seine Macht und Sicherheit waren zurück, und etwas in mir reagierte darauf.
»Tee?« Jenks stand neben dem Teller mit Petit-Fours. »Du willst Tee trinken? Bist du vollkommen irre?«
Das Licht spiegelte sich auf Trents hellen Haaren, als er zur Kücheninsel kam. »Ich bin mir sicher, dass du etwas Bestimmtes lesen willst.«
Mein Pulsschlag beschleunigte sich. »Warum nicht jetzt gleich?«, fragte ich. Bis schnaubte zustimmend. Wenn es um die Linien ging, würde auch er es sehen wollen.
Aber Trent schüttelte den Kopf. »Ellasbeth hat es«, sagte er, und ich erinnerte mich, dass er fast nach seinem Handy gegriffen hätte. »Das Buch gehörte meiner Mutter. Aber ich weiß, dass sie es uns sehen lassen wird. Wenn sie es nicht mitbringt, lasse ich sie nicht aufs Anwesen. Sie verzehrt sich danach, mich persönlich anzuschreien.«
Wir hatten eine Chance. Ich fand es nur frustrierend, dass wir warten mussten. »Okay«, meinte ich und verschränkte die Hände hinter dem Rücken, damit Trent nicht sah, dass sie zitterten. »Dann morgen. Trent, wann hast du zum letzten Mal etwas gegessen?«
Mit selbstbewussten, sicheren Bewegungen setzte er sich den Hut auf. »Ich glaube, ich habe mir etwas aus dem Automaten im Krankenhaus gezogen.« Lächelnd sah er auf. Wieder machte etwas in mir einen Sprung, aber ich drängte das Gefühl zurück. Ich wusste, was los war, und ich würde es nicht zulassen. Es war nur eine Fantasterei, und damit war ich endgültig fertig.
»Du wirst ohne mich nichts Dummes anstellen, ja?«
»Ich fahre noch mal für ein paar Stunden ins Krankenhaus. Esse zum Abendessen eine Tüte Chips. Soll ich Quen irgendetwas von dir ausrichten?«
Mein Lächeln verblasste. Er hatte mich nicht eingeladen. Aber ich mochte sowieso keine Krankenhäuser. »Nein«, erwiderte ich, dann beugte ich mich vor, um eine Schublade zu öffnen und eine Tüte für die Petit-Fours herauszuziehen. »Aber hier. Halt ihm die unter die Nase. Sie stinken nach Dämonen. Vielleicht weckt ihn das auf.«
Trent trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen, als ich die Törtchen in eine Tüte schüttelte und das Ganze mit einem gelben Gummiband verschloss. Jenks landete auf meiner Schulter. Ich runzelte die Stirn, als er mir zuflüsterte: »Geh mit ihm!«
»Hier«, sagte ich und streckte sie Trent entgegen. Ich wurde rot, als er sie nahm, weil die Plastiktüte der ähnelte, die ich einem Dämon namens Dali gegeben hatte. Aus irgendeinem Grund fühlte es sich gefährlicher an, Trent Petit-Fours zu überreichen.
»Danke. Ich werde dich wissen lassen, ob sie ihre Arbeit getan haben.« Er drehte sich um, dann zögerte er auf der Türschwelle. »Du hast es in die Sechs-Uhr-Nachrichten geschafft«, sagte er. Mein Lächeln gefror. »Du warst nicht schlecht. Für die Situation eigentlich sogar ziemlich gut. Danke noch mal, dass du dich darum gekümmert hast.«
Ich versteckte mich weiterhin hinter der Kücheninsel und war erleichterter, als ich es hätte sein sollen.
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