Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
gebracht hatte. Sie konnte nicht sehen, dass Trent in der Küche den Kopf hängen ließ und sich die Stirn rieb.
Quen erhob sich langsam und schmerzerfüllt. Ray lag auf seiner Brust. Das kleine Mädchen wehrte sich gegen Schlaf, verlor den Kampf aber langsam. »Ich werde es dir zeigen.«
Jenks spähte grinsend aus dem Kristalllüster. Ich fühlte mich, als hätte ich etwas verloren. Verdammt, ich konnte nett zu dieser Frau sein. Ich musste ja nicht ihre beste Freundin werden, sondern mich nur davon abhalten, sie zu schlagen, wenn wir uns im selben Raum aufhielten. »Danke, Ellasbeth. Das wird mir sehr helfen«, sagte ich, doch selbst in meinen eigenen Ohren klangen meine Worte gezwungen. »Wir werden Lucy und Ceri zurückbekommen. Alles wird gut.«
Ellasbeth sah auf. Die Sorgen und Ängste der letzten zwei Tage standen deutlich in ihren Augen, als sie meinen Blick suchte und hielt. Ich ging nicht davon aus, dass je jemand ihr gesagt hatte, dass es gut werden würde. Und als sie es hörte – selbst, wenn sie es nicht glaubte –, brach sie zusammen. Tränen traten in ihre Augen. Schnell und mit steifen Bewegungen wandte sie sich ab. Es musste schwer sein, den einzigen Trost ausgerechnet von demjenigen im Raum zu erhalten, den man am wenigsten mochte.
Trent stellte mit einem hörbaren Geräusch seine Tasse ab. »Quen, während du Rachel den Schutzraum zeigst, werden Ellasbeth und ich in den Garten gehen.«
»Warum?«, fragte seine ehemalige Verlobte misstrauisch, während sie in ihrer Tasche nach einem Taschentuch suchte. »Ich kann helfen.«
Trent berührte die Frau leicht an der Schulter, und ich musste ein Aufwallen von Eifersucht niederkämpfen. »Wenn du dazu bereit bist, würde ich gerne über ein gemeinschaftliches Sorgerecht sprechen.«
Ellasbeth riss die Augen auf. »Trent«, sagte sie atemlos. »Eigentlich möchte ich, dass wir überhaupt keine Vereinbarung über das Sorgerecht brauchen.«
Vom Kristalllüster erklang ein leises »Iiiiih«.
»Ich will einfach nur, dass wir alle zusammen sind, wie es sein sollte«, erklärte Ellasbeth, während sie weinend zu ihm aufsah. »Ich will meine Familie! Was, wenn wir Lucy nicht zurückbekommen! Was, wenn …« Schluchzend schlug die elegante Frau die Hände vors Gesicht. Sie saß allein am Tisch und weinte. Unangenehm berührt warf ich einen Blick zu Quen – dem ihr Leid offensichtlich egal war –, dann zu Trent. Er wirkte unsicher. Mit einer Grimasse forderte ich ihn auf, etwas zu tun. Irgendwas.
Er zog Ellasbeth auf die Beine, um sie in den Arm zu nehmen. Das war noch unangenehmer, aber wenigstens weinte sie nicht mehr allein. »Sch …«, beruhigte Trent sie ein wenig steif. »Ceri hat tausend Jahre unter Dämonen gelebt.« Die Frau in seinen Armen zitterte. »Lucy ist robust und tapfer. Die Dämonen werden ihr nichts antun, solange sie noch darauf hoffen, dass ich ihnen gebe, was sie wollen.«
Mein Magen verkrampfte sich, und ich wandte den Blick ab.
»Wir können uns im Garten unterhalten«, sagte Trent und führte sie zur Treppe. Jenks ließ sich vom Lüster fallen. Überrascht bemerkte ich, dass Trent ihm ein Signal gab hierzubleiben.
Oh wirklich?, dachte ich, während ich beobachtete, wie Trent Ellasbeth über die breite Treppe nach unten führte. Er hielt eine Hand an ihrem Ellbogen, während sie etwas von »zu Hause« und »Familie« schluchzte und dass sie ein solcher Idiot gewesen war.
Idiot. Genau. Meine Gedanken wanderten zu Ellasbeth, die vor dem Altar stand und vor Wut schäumte, weil ich ihren Hochzeitstag ruiniert hatte, während ich Trent wegen Mordverdachts in Handschellen legte. Ich hatte ihren Tag ruiniert.
Ray reagierte auf Jenks’ Flügelklappern. Mit schläfrigen Augen beobachtete sie, wie er zu mir flog. »Tinks kleine rosa Rosen, ihr beiden seid wie zwei knurrende Köter«, erklärte er. Ich zog ein mürrisches Gesicht, während ich immer noch Richtung Treppe starrte.
»Ich habe sie nicht geschlagen, oder?«
Jenks lachte, aber mir war trotzdem übel. Wenn Ellasbeth wieder in Trents Leben zurückkehrte, sollte ich mich wohl besser einschleimen, wenn ich die Mädchen weiterhin sehen wollte.
Jenks landete auf meiner Schulter, als ich loszog, um Quen über die zwei niedrigen Stufen zu helfen. Trents kurze Geste in Jenks’ Richtung wunderte mich immer noch. »Denkt er wirklich … darüber nach?«, flüsterte der Pixie, als Ellasbeths Stimme aus dem großen Raum im Erdgeschoss zu uns drang.
»Sieht so aus«, hauchte ich.
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