Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
Einige waren so alt, dass sie schon auseinanderfielen.
Quen sah mich misstrauisch an. »Die Ringe? Nein. Elfisch. Warum?«
»Al hat etwas Ähnliches.« Ich holte zögerlich Luft und stellte erfreut fest, dass mir nur der ehrliche Geruch von Leder und sich zersetzender Tinte in die Nase stieg.
Quen schnaubte. Das unhöfliche Geräusch passte nicht zu ihm. »Das bezweifle ich«, sagte er, während er die Buchrücken musterte. »Es sind Keuschheitsringe.«
Jenks kicherte und flog in nervigen Kreisen um mich herum. »Für dich ist es zu spät, Rache.«
Verärgert wedelte ich ihn zur Seite. Ich fand es seltsam, dass Trent Keuschheitsringe neben einem Elfenporno aufbewahrte. Aber es war ja nicht so, als würde er die Dinge hier wirklich verwenden. Glaubte ich zumindest. Es war die Sammlung seines Vaters. Andere Väter sammelten Briefmarken. Oder Waffen.
Quen griff nach einem Buch, das ein wenig abseits stand. »Genauer gesagt sind es Bindungsringe«, erklärte er. Er wirkte angestrengt, als er sich nach dem Buch streckte. »Sie erzeugen eine dauerhafte Verbindung zwischen zwei Chis, sodass der Träger des Alpharings im Bedarfsfall die magischen Fähigkeiten des anderen ausschalten kann. Sie wurden verwendet, um junge, unerfahrene Elfen davon abzuhalten, sich als Magiewirkende zu verraten. Allerdings funktionieren sie nicht mehr. Der Zauber in ihnen ist schon lange verblasst.«
»Die Bücher riechen nicht«, sagte ich, als er das Buch auf den Tisch legte. »Schlecht, meine ich«, setzte ich hinterher, als Quen mich ansah. Nein, sie stanken nicht, aber ich hörte ein leises Jammern in meinen Ohren. Es klang wie das hochfrequente Echo gefesselter Magie und verursachte mir Gänsehaut.
»Keines von ihnen war in den letzten fünfhundert Jahren im Jenseits.« Er wirkte abwesend, als er über dem Buch stand und vorsichtig die vergilbten Seiten umblätterte, bis er ein Kapitel erreichte, das mit einem schwarzen Band markiert war. Die Bindung knirschte leise, als er zur letzten Seite umblätterte, und ich hätte geschworen, dass Quen das Gesicht verzog.
Ich stellte mich über das ramponierte Buch und las. Die Korrumpierung und Manipulation von Kraftlinien. Die Schrift mit ihren schwungvollen Bögen kam mir irgendwie bekannt vor. Ich hob den Blick und musterte Quen misstrauisch. »Das ist Ceris Handschrift.«
»Ach was, echt?«, sagte Jenks und verließ endlich die Statue, um über dem Text zu schweben.
»Ich weiß.« Quens Augen huschten über die Zeilen. »Wir besitzen sechs Bücher, die Ceri kopiert hat. Und eine Handvoll anderer Schriften. Sie erinnert sich nicht daran. Ellasbeth besteht darauf, dass das Buch in diesem Raum bleibt. Du kannst gerne die Nacht hier verbringen, wenn du es durchlesen willst. Ich denke allerdings, dass dieses Kapitel genau das ist, wonach du suchst. Ich habe das Buch gelesen, bevor es an Mrs. Withon zurückgegeben wurde.«
Ich setzte mich, dann musterte ich Ceris verschnörkelte Buchstaben. Ich war schrecklich in Recherchearbeit. Wenn Quen es schon gelesen hatte, reichte mir das, auch wenn ich vielleicht später noch mal zurückkommen würde, um den gesamten Text zu lesen. »Danke«, sagte ich, während ich das Buch näher an mich heranzog. Quen zuckte zusammen. Ich ballte meine kitzelnden Finger zur Faust.
»Wieso war das Buch bei den Withons?«, fragte Jenks. Seine Füße berührten leicht die Seiten.
Quen setzte sich mir gegenüber. Er bewegte sich langsam, als wäre er sich nicht sicher, wie viel er sich zutrauen konnte. »Trents Mutter und Ellie waren gut befreundet.«
Hinter dieser Geschichte steckte mehr, aber eigentlich spielte es keine Rolle. Jenks gewann an Höhe, als ich umblätterte. Sein Staub rieselte auf die Seiten und brachte die Schrift zum Glühen. Quen lehnte sich vor. »Interessant …«
Ich sah ihn an. »Du wusstest nicht, dass Pixiestaub Dämonentexte zum Leuchten bringt?«
»Nein«, gab er zu, dann lehnte er sich zurück und legte die Fingerspitzen aneinander.
Ich fragte mich kurz, ob Trent die Geste von ihm übernommen hatte, dann wandte ich mich wieder dem Text zu. »Ihr schneidet euch ins eigene Fleisch, Quen. Jenks hat sechs junge Männer, die sich in diesem Frühjahr nach Grundstücken umsehen. Sie alle können lesen, und Fairys machen ihnen nichts aus.«
»Hey!«, meinte Jenks. »Hör auf, meine Kinder zu verdingen!«
»Ich weise nur auf etwas hin«, sagte ich. Als ich wieder umblätterte, fand ich eine Karte der toten Kraftlinien in Arizona. Eine zweite
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