Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten
verließ.
Nur noch nach Hause, dachte ich und freute mich auf ein schönes heißes Bad.
"Na wie war dein erster Tag?" Mom fing mich schon an der Tür ab und strahlte mich erwartungsvoll an.
"Ja...äh, ganz gut."
"Und sind deine Kollegen nett? Sag schon, man muss dir immer alles aus der Nase ziehen."
Sie klang ungeduldig.
"Sie sind alle sehr nett, wirklich. Ich bin nur müde, es war ein langer Tag und ich wurde förmlich erschlagen von den neuen Eindrücken." Hoffentlich reichte ihr das als Antwort und sie würde nicht weiter bohren. Ich war gerade nicht in der Stimmung zu plaudern. Also huschte ich an ihr vorbei.
"Ich glaube, ich steige mal kurz in die Badewanne um ein bisschen abzuschalten." rief ich ihr aus meinem Zimmer zu.
"Gute Idee, vielleicht wird deine Laune dann auch besser."
***
Sechs Wochen später hatte ich mir alle Namen und die internen Telefonnummern eingeprägt. Ich hatte es sogar geschafft mich von Peter fern zu halten, so gut es eben ging. Bis jetzt war zum Glück nichts Eigenartiges passiert.
Als ich heute jedoch ins Büro kam, stand er eine halbe Stunde später in der Tür.
"Guten Morgen Tamara! Hast du es schon gehört? Wir fahren zusammen auf einen Workshop nach New York."
Ich zuckte zusammen "Wirklich? Nein, ich wusste noch nichts davon. Wann denn?"
"Am Donnerstag, also übermorgen. Keine Sorge, das Hotel ist schon gebucht. Wir fahren Donnerstagmorgen mit einem Firmenwagen hin und Samstagabend zurück." erklärte er.
"Wow, du hast dich ja echt schon um alles gekümmert." Ich war total überrumpelt.
"Ist es ein Problem für dich, dass es so kurzfristig stattfindet?" Er schien meine Unsicherheit zu spüren.
"Nein nein, alles bestens." erwiderte ich schnell.
Als ich Mittwochabend meinen Koffer packte überkam mich ein mulmiges Gefühl.
Stell dich nicht so an!, schimpfte ich innerlich mit mir.
Ich versuchte mich zu beruhigen. Schließlich hatten wir getrennte Zimmer und ich musste im Workshop ja vielleicht nicht direkt neben ihm sitzen - es würde schon gut gehen.
Trotzdem schlief ich in dieser Nacht unruhig und stieg am nächsten Morgen müde zu Peter ins Auto.
"Na, hast du dir die Nacht um die Ohren geschlagen?" Er grinste mich an.
"Ja klar! Ich war so aufgeregt weil ich drei Tage mit dir verbringen darf, dass ich nicht schlafen konnte." erwiderte ich so trocken wie möglich. Er konnte ja nicht wissen dass das eigentlich der Wahrheit entsprach.
Die Fahrt nach New York dauerte gute zwei Stunden und verlief relativ schweigsam. Das lag hauptsächlich an mir. Ich war froh, als wir am Hotel ankamen.
Uns blieb noch eine Stunde, bis der Workshop begann, also liefen wir gleich zum Empfang um einzuchecken.
"Guten Morgen, was kann ich für Sie tun?" Die Dame lächelte uns freundlich an.
"Wir haben reserviert, Goldman und Heyden." antwortete Peter ihr.
Sie tippte unsere Namen in den Computer.
"Ah ja, hier habe ich Sie.", sie gab uns eine Schlüsselkarte, "Zimmer 125, mit dem Fahrstuhl in den ersten Stock und dann links halten..."
"Moment...ähm...wir haben aber zwei Zimmer gebucht." unterbrach Peter sie.
"Tatsächlich? Im Computer steht aber eine Reservierung für ein Doppelzimmer." Sie sah uns entschuldigend an, "Außerdem sind wir im Moment ausgebucht und zwei Zimmer werden renoviert. Ich fürchte ich kann Ihnen kein weiteres Zimmer anbieten."
Ich erstarrte! Meine schlimmste Befürchtung wurde also wahr!
Ich musste mir mit Peter ein Zimmer teilen!
"Tamara, das tut mir leid. Bitte glaub mir, ich habe zwei Einzelzimmer gebucht."
Ihm schien die Sache längst nicht so unangenehm zu sein wie mir.
Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter.
"Es ist sicher nicht deine Schuld. Wir werden das schon hinbekommen. Wir sind ja zwei erwachsene Menschen."
Die Dame vom Empfang entschuldigte sich noch etwa zehn Mal bei uns.
Langsam wurde die Zeit knapp und wir fuhren eilig in den ersten Stock und suchten das Zimmer. Es war nicht schwer zu finden. Peter sah auf die Uhr.
"Lass uns schnell die Koffer abstellen, dann müssen wir los."
Ich nickte und war froh darüber, dass wir erstmal ein paar Stunden Schulung vor uns hatten.
Die nächsten sechs Stunden versuchte ich dem Vortrag zu folgen, doch meine Gedanken kreisten um die bevorstehende Nacht mit Peter in einem Zimmer. Der Tag verging wie im Flug, es wurde Abend und Peter und ich fuhren ins Hotel zurück.
"Ich würde vor dem Essen gerne duschen, wenn du nichts dagegen hast." Ich warf Peter einen fragenden Blick zu.
"Klar, kein Problem. Ich wollte sowieso noch
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