Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten
gewöhnen.
"Hmm, das hört sich nicht besonders appetitlich an. Hast du denn noch nie frisches warmes Blut getrunken?" Er verzog sein Gesicht.
Na wunderbar! Ich stand also offensichtlich einem Menschenmordenden Vampir gegenüber und schien mich auch noch auf beängstigende Art und Weise zu ihm hingezogen zu fühlen.
Als wäre er ein Magnet und ich ein kleines Metallteilchen, das keine Chance hatte sich ihm zu entziehen.
Zwar wusste ich natürlich, dass für mich keine Gefahr bestand. Aber die Tatsache, dass er Menschen tötete bereitete mir ein wenig Unbehagen.
"Ich sehe schon, ich habe dich in Verlegenheit gebracht." Er lächelte entschuldigend und ich schmolz dahin.
"Schon in Ordnung! Ich bin erst seit ein paar Wochen ein Vampir. Dieses Thema ist noch nicht alltäglich für mich." erklärte ich etwas verlegen.
"Ach, na dann ist mir einiges klar. Und wie alt warst du, als die Zeit für dich stehen geblieben ist?" Er grinste unverschämt.
"Eigentlich fragt man das eine Frau ja nicht...aber ich glaube in dem Fall ist es wohl okay. Ich bin jetzt für immer neunzehn." Ich erwiderte sein Grinsen, "Dann gestatte mir doch aber auch die Frage nach deinem Alter."
"Also offiziell bin ich dreihundertneunzehn Jahre alt. Aber stehen geblieben bin ich bei dreiundzwanzig Jahren." Ein Lächeln umspielte seine makellosen Lippen. "Sag mal...hättest du Lust kurz frische Luft zu schnappen?" Julian rümpfte die Nase.
Ich zögerte kurz, denn ich war immer noch ein wenig unsicher. Hilfesuchend sah ich mich nach Valentina um. Sie war nicht zu sehen.
Doch dann kam mir der Gedanke, dass ich nicht ewig auf ihre Hilfe zählen konnte und sicher irgendwann auf mich allein gestellt sein würde.
Was sollte er mir schon antun, ich war seinesgleichen.
Also nickte ich nur und er grinste.
"Prima, na dann komm."
Oben angekommen hielt Julian mir die Tür auf und wir traten nach draußen. Als die frische Luft in meine Lungen strömte, atmete ich tief ein.
Ich musste feststellen, dass es nicht immer ein Segen war, so gut riechen zu können.
Wir schlenderten in eine Nebenstrasse um uns ungestört unterhalten zu können.
"Den Leuten fällt gar nicht auf, wie abscheulich es da unten stinkt." Ich rümpfte die Nase und sah Julian an.
"Den Menschen fällt vieles nicht auf." Seine Antwort war zweideutig, doch er lächelte, so dass man seine makellosen weißen Zähne sah.
Er nahm eine Locke von meinem Haar und wickelte sie um seinen Zeigefinger.
"Du bist wirklich wunderschön."
Sein Gesicht war ganz nah an meinem, er hatte dieselbe perfekte, glatte Haut wie ich.
"Danke!" hauchte ich.
Als Mensch wäre ich bei diesem Kompliment wahrscheinlich feuerrot geworden.
Doch zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass ich zum ersten Mal keine Angst davor hatte, mich zu jemanden hingezogen zu fühlen.
Mir fielen die Situationen mit Dennis und Peter wieder ein und es war eine Erleichterung, dass so etwas nicht mehr vorkommen konnte.
Es passierte wie selbstverständlich, dass ich mich zu ihm nach vorne beugte und als sich unsere Lippen berührten, spürte ich ein ganz neues Gefühl.
Keine weichen Knie, kein aufgeregtes Herzklopfen - nur eins - unbändige Leidenschaft!
Er packte mich im Nacken und presste seine Lippen noch fester auf meine.
Ich hatte die Arme fest um ihn geschlungen und meine Fingerspitzen bohrten sich in seine Jacke.
Heftig atmend löste er seinen Mund von meinem und sah mich an.
Er strich mir die Haare aus dem Gesicht und ich versuchte wieder Luft zu bekommen.
"Komm." sagte er nur und ohne zu fragen folgte ich ihm.
Er lief mit schnellen Schritten zu einem geparkten Wagen und zog den Schlüssel aus seiner Tasche.
Julian hielt mir die Tür auf und sauste dann blitzschnell um das Auto herum. Bis ich meine Türe geschlossen hatte, saß er schon neben mir und ließ den Motor an.
Er trat auf das Gaspedal und schoss wie ein Irrer auf die Hauptstraße. Da ich mit Valentina vorhin schon in einer ähnlichen Geschwindigkeit gefahren war, beunruhigte mich das überhaupt nicht mehr.
Fünf Minuten später hatten wir seine Wohnung erreicht.
Sie lag im dritten Stock eines Hochhauses. Weil der Aufzug zu langsam war, packte er mich bei der Hand und gemeinsam rannten wir die Treppe nach oben.
Wäre ich noch ein Mensch gewesen, hätte ich wahrscheinlich nach Luft gejapst. Er öffnete die Tür und zog mich hinein.
Mit einem Ruck riss ich ihm die Jacke und das Hemd herunter. Als er die Hand nach meinem Oberteil ausstreckte hielt ich sie fest. Er warf mir einen verwunderten
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