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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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deswegen so hart daran, es zwischen uns am Laufen zu halten, dachte ich und lachte, als eine Ente völlig abtauchte, um an einem ganz anderen Ort wieder aufzutauchen. Kisten und ich würden nie Kinder haben. Jedes Kind wäre entweder adoptiert oder das Ergebnis eines One-Night-Stands mit einer Hexe, und damit frei von Piscarys Aufmerksamkeit. Ich schaute auf Kisten neben Audric, beide schön in der Sonne, und mir wurde klar, dass ihre mühelose Kameradschaft darauf beruhte, dass sie beide wussten, dass derselbe Fluch auf ihnen lag: das Versprechen großer Macht, die ihnen nur nach unendlicher Herabwürdigung zugestanden wurde. Opfer. Kisten würde jedes Opfer für seinen Neffen bringen – alles tun, um ihn vor der Hölle zu bewahren, die er selbst durchlebt hatte. Das war gleichzeitig berührend, wunderbar, und tragisch. Ich hätte heulen können wegen der Chancen und der Lebenswege, die unwiederbringlich verloren waren.
    Chrissies Schmerzensschrei ließ uns zusammenfahren. Kisten schnappte sich Audric, bevor ich mich auch nur umgedreht hatte, und ich starrte entgeistert Sean an, der Chrissies Arm umklammerte und sie gegen einen Baum presste.
    »Verdammt soll er sein«, fluchte Kisten, und plötzlich hatte ich Audric im Arm. Kisten hatte uns im Stich gelassen.
    »Keine Waffen!«, schrie Sean. »Tot nützt er mir nichts!« Das war einfach krank. Ich holte Luft und ließ Audric nach unten gleiten, bis er hinter mir stand. »Audric«, sagte ich, als sich plötzlich sämtliche Vampire mit den langsamen Bewegungen eines Raubtiers auf der Jagd auf uns zubewegten. »Tu alles, was ich sage, so schnell du nur kannst. Kisten vertraut mir. Ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nicht auch vertraust.«
    Seine kleine Hand in meiner füllte mich mit einer Stärke und trotzigem Widerstand, von dem ich nur annehmen konnte, dass er mütterlichen Gefühlen entsprang. Von denen ich immer geglaubt hatte, ich hätte sie nicht. Aber es fühlte sich verdammt gut an, und ich würde es einsetzen.
    Ich scannte den Park und wich zurück, bis wir an der hüfthohen Brüstung standen. Kisten kämpfte seine Schwester frei, und die zwei, offensichtlich die größere Bedrohung, zogen die Hälfte der Vampire von Audric und mir ab. Mit fünf Vampiren auf einer Brücke konnte ich vielleicht klarkommen. Musste ich klarkommen, zumindest lang genug, bis ich an Land kam, wo ich eine Kraftlinie anzapfen und was richtig böses Hexenmäßiges tun konnte. Kisten hatte die Hälfte der Bedrohung von uns abgezogen, nicht uns im Stich gelassen.
    Audric stand zwischen mir und der Brüstung. Ich verfiel in Kampfhaltung und hob das Kinn. Das war die einzige Einladung, die der erste Vamp brauchte.
    Er kam mit ausgestreckten Händen auf mich zu. Ohne meine Trainingskämpfe mit Ivy hätte ich keine Chance gehabt. Ich streckte die Arme aus, sodass er sie greifen konnte, und als er es tat, schob ich meinen rechten Arm unter seinen und nahm seinen linken Arm noch mit. In einer geschmeidigen Bewegung tauchte ich unter seinem ausgestreckten Arm durch, drehte mich um und schlug seine Ellbogen gegeneinander. Es ertönte ein scheußliches Knirschen, und ein Teil von mir wunderte sich, dass es funktioniert hatte, während ich die Bewegung zu Ende führte. Als der Vampir vor Schmerzen aufheulte, benutzte ich seinen eigenen Schwung, um ihn über die Brüstung ins flache Wasser zu werfen. Das Wasser spritzte fast drei Meter hoch. Audric umklammerte die Pfeiler der Brüstung und starrte überrascht und ehrfürchtig nach unten. Unter ihm, in dem vielleicht fünfzehn Zentimeter tiefen Wasser, versuchte der Vampir aufzustehen, ohne seine Arme zu benutzen. Schmerz zeigte sich in jeder seiner Bewegungen, als er Richtung Ufer stolperte. Der Van fuhr an, und ich wirbelte herum, um sicherzustellen, dass Audric noch bei mir war.
    »Wow«, flüsterte ich und rieb mir meine wunden Handgelenke. »Es hat funktioniert.« Ich hatte noch nie die Gelegenheit gehabt, diese Taktik mit voller Stärke und Adrenalin im Körper anzuwenden, und ich war beeindruckt. Und ein wenig verängstigt. Aber jetzt kamen zwei gleichzeitig auf mich zu. Ich konnte nicht gegen zwei ankommen. Es war reines Glück, dass ich einen überwältigt hatte. Ich brauchte etwas mehr im Rücken als eine Steinbrüstung.
    Mit rasendem Puls scannte ich wieder den Park. Nichts. Nur die Brücke, auf der wir standen. Nur die Brücke … »Spring von der Brücke, Audric!«, rief ich, als mir eine Idee kam. »Lande auf dem Bastard. Dann

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