Blutseele
kriech unter die Brücke. Warte dort auf mich.«
Ich hörte, wie er hochkletterte und sprang. Seine Bewegungen konnte ich anhand der Blicke der übrigen Vampire verfolgen. Zusätzlich lauschte ich gespannt und lächelte, als ich das Stöhnen des Mannes hörte, auf dem er landete.
»Ihr zwei, startet den Van«, sagte der vorderste Vamp und berührte dann den neben sich an der Schulter. »Du bleibst bei mir.«
Die zwei Vampire stürzten auf mich zu. Ich warf mich über die Brüstung und schrammte mir an dem Beton die Handflächen auf. Ich landete auf dem Vampir, der bereits unten war, und er schrie schmerzerfüllt auf. »Sorry«, keuchte ich und rollte von ihm herunter. Zwei Platscher sagten mir, dass die zwei Vampire mir gefolgt waren. Ich war klatschnass, und mit schwerer Kleidung kämpfte ich mich auf die Füße.
»Audric!«, schrie ich und sprang dann auf den kleinen Schatten zu, der sich unter der Brücke versteckte. »Guter Junge«, sagte ich und schob ihn hinter mich, bis sein Rücken gegen den ansteigenden Bogen der Brücke gepresst war. Er zitterte, und ich schwor mir, dass sie ihn nicht anrühren würden. Nicht, solange ich noch einen Atemzug in mir hatte.
Kisten schrie von irgendwo, und ich hörte das entfernte Heulen von Sirenen. Auch die Vampire mir gegenüber hörten es. Sie wechselten einen Blick und grinsten, um mir ihre Fangzähne zu zeigen.
»Holt meinen Jungen!«, schrie Sean von der Brücke, und die zwei Männer vor mir griffen an.
»Zur Hölle, nein!«, schrie ich und schlug den Ersten in die Magengrube, aber der Zweite erwischte mich.
Brennende Schmerzen durchschossen meinen Arm, als er nach hinten gebogen wurde, und ich hörte ein Keuchen an meinem Ohr. »Jetzt hab ich dich, Hexlein«, sagte jemand.
Kämpfend und mit zusammengebissenen Zähnen hing ich in seinem Griff, und meine Füße berührten kaum noch den Bachboden. Vor mir kämpfte Audric wie ein Kind, als der andere Vampir ihn sich unter den Arm klemmte. Das wird nicht passieren.
»Lass mich runter!«, verlangte ich, und mein Gegner lachte. Genau bis zu dem Moment, als ich ihm meinen Kopf in die Zähne schlug.
Schreiend warf er mich von sich. Ich knallte hart auf den Boden, auch wenn meine rechte Handfläche fast den gesamten Aufprall auf dem glatten Felsen abfing. Schmerz schoss in meinen Schädel. Sie lachten. Audric schrie vor Angst. Langsam stand ich auf und drehte mich um, ein Fuß im Wasser, einer auf dem Ufer. Mich von sich zu werfen, war ein Riesenfehler gewesen. Bis jetzt war ich eine Frau gewesen, die einen guten Schlag draufhatte. Jetzt war ich eine Frau mit gutem Schlag und jeder Menge Magie.
»Idiot«, sagte ich mit einem grimmigen Lächeln und zapfte die nächstgelegene Kraftlinie an.
Ich stand fast darin, was gut war, weil man es kaum eine Kraftlinie nennen konnte. Sie war schwach, weil ein von Menschen angelegter Wasserlauf direkt darüberfloss. Ich riss an der Linie und verlangte mehr, und die Macht floss stärker, als liefen verteilte Pfützen ineinander. Meine Fingerspitzen kribbelten, und wenn meine Haare nicht patschnass gewesen wären, hätte die statische Energie sie von meinem Kopf abstehen lassen. Irgendetwas musste in meinen Augen zu sehen gewesen sein, denn der Vamp, der Audric hielt, wurde bleich. Die Sirenen kamen näher, aber sie waren noch nicht nah genug.
»Du zuerst«, meinte ich und zeigte auf den einen. »Lass ihn runter, oder …«
Er tat nicht, was ich verlangte. Ich hörte, wie eine Van-Tür geöffnet wurde und jemand ihnen zurief, dass sie sich beeilen sollten. Beide rannten los.
»Consimilis calefacio«, schrie ich, und eine Welle von Dampf stieg zwischen ihnen und dem Ufer auf, als ein ungefähr badewannengroßer Teil Wasser vor ihnen anfing zu kochen. Ich wankte ein wenig, als die Energie, die dafür nötig war, durch mich schoss, aber sie blieben stehen, schockiert und überrascht. Ich richtete mich wieder auf und schrie: »Lass das Kind los, oder ich verwandle deine Eier in Bratäpfel!«
Darauf hörten sie, auch wenn ich den Zauber, um lebendes Gewebe zu erhitzen, gar nicht kannte. Das wäre ein schwarzer Zauber gewesen, und entgegen allem, was in den Zeitungen stand, war ich immer noch eine weiße Hexe. Audric schrie auf, als sie ihn fallen ließen und er in das kühle Wasser plumpste, das das kochende inzwischen ersetzt hatte. Die Vampire rannten wie brennende Hasen, erst das steile Ufer hinauf und dann aus meinem Blickfeld. Der Van startete und warf Steine hinter sich auf,
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