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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Abenddämmerung. Das Feuer ließen sie zurück, um von selbst zu verlöschen.
    Pixieangelegenheiten, hier fragen , dachte Jenks, während er Vincet zur Gartenmauer brachte, wo er mit Jumoke warten sollte, während Jenks selbst mit Matalina sprach. Was sollte das schon für Schaden anrichten?

2

    Jenks stemmte die Hände in die Hüften, um im Gleichgewicht zu bleiben, während er seine Flügel verstellte, um im böigen Nachtwind seine Position zu halten. Der entfernte Abendverkehr bildete ein leises Rauschen im Hintergrund, das fast unter den lauten Fernsehern, Radios und Telefonaten unterging, die aus der Dunkelheit auf sein Ohr eindrangen. Sie stammten alle aus dem hell erleuchteten Wohnhaus auf der anderen Seite der Straße. Hinter sich hörte er die sanften Geräusche eines baumbestandenen Parks. Der Lärm der nahen Stadt war fast unerträglich, aber der kleine Garten in der Mitte der Stadt mit seinen zwei Statuen und den vielen Blumen war die Lärmverschmutzung wert. Unter der Erde, wo Vincet das Haus für seine junge Familie angelegt hatte, nahm man das ständige Sperrfeuer von Geräuschen wahrscheinlich nur noch als leises Schlagen und Rumpeln wahr.
    Jenks’ Magen war leer. Während er auf Vincet wartete, der gerade Noel über seine Rückkehr informierte, zog er einen klebrigen Ball aus Nektar, Honig und Erdnussbutter aus seiner Hüfttasche. Seine menschlichen Partner wussten nicht, dass wenn er nicht alle paar Stunden aß, schrecklich litt. Was Rachel und Ivy nicht wussten, konnte ihnen auch keine Sorgen bereiten.
    »Das ist also die Statue, hm?«, meinte er, als Vincet sich ihm wieder anschloss und sie beide auf der Lehne einer Bank landeten. Sie stand gegenüber von Vincets Blumenbeeten. Beide Pixies waren glücklicher, wenn sie sich vom Garten fernhielten – selbst wenn Jenks eingeladen worden war und sein rotes Tuch wie einen Gürtel um die Hüfte trug. Er zögerte, dann bot er Vincet einen Süßball an, weil er irgendwie das Gefühl hatte, dass es zu seiner neuen »Helferrolle« passte. Jenks hatte noch nie jemandem außerhalb seiner Familie etwas zu essen angeboten. Es war ein seltsames Gefühl, und Vincet blinzelte ihn nur schockiert an.
    »Nein, vielen Dank«, meinte er dann verwirrt. »Ähm. Ja, das ist sie.« Vincet deutete auf die Statue vor ihnen, während Jenks den zweiten Süßball wieder einsteckte. »Sie wird nicht angreifen, bevor der Mond nicht höher steht«, fügte Vincet hinzu. Er hatte sich entspannt, nachdem Jenks das Essen weggesteckt hatte. Mit zitternden Flügeln sah der jüngere Pixie zum Mond auf, der schon morgen voll sein würde. »Sie greift um Mitternacht an. Nicht um Mitternacht, wie die Großen sie auf ihren Uhren festhalten, sondern die echte Zeit, wenn der Mond am höchsten steht.«
    Jenks konzentrierte sich auf die zwei Statuen, die vielleicht drei Meter voneinander entfernt standen. Sie waren von frischen, einjährigen Pflanzen und mehreren niedrigen Gebüschen umgeben. Beide Statuen wirkten irgendwie griechisch, mit ihren glatten Linien und den fließenden Roben. Die ältere war von der Luftverschmutzung fast vollkommen schwarz eingefärbt, was sie irgendwie noch schöner machte. Gemeißelte Locken, die auf dem Hinterkopf zu einem Zopf geflochten waren, umspielten ein jung wirkendes, weibliches Gesicht mit unschuldiger Miene. Ihre Steinrobe fiel nur bis auf die Oberschenkel und gab den Blick auf wohlgeformte Beine frei. Die Frau trug einen leeren Wasserbeutel an Gürtel, während sie die Finger um das Heft eines Schwertes geschlungen hatte, das vor ihren Zehen im Sockel steckte.
    Die zweite Statue zeigte einen jungen Mann mit einem glatten, fast schon femininen Gesicht. Seine Robe bedeckte nur eines seiner Beine, und am anderen sah man eine leere Knöchelscheide. Er war dünn und geschmeidig, und sein Gesicht strahlte eine gewisse Wildheit aus. Ein von frisch gepflanztem, nach Honig riechendem Steinkraut umgebenes Schild zwischen ihnen verriet, dass beide Statuen von der Kalamack-Stiftung gespendet worden waren, um daran zu erinnern, dass Cincinnati 1819 Stadtstatus erlangt hatte. Doch nur die weibliche Gestalt wirkte alt. Die andere Statue glänzte perlweiß, als wäre sie brandneu. Oder vielleicht frisch geputzt.
    Eine entfernte Diskussion über verbrannten Reis drang über das Gras zwischen dem Garten und den nahestehenden Häusern an Jenks’ Ohren. Tinks Tampons, Menschen waren laut. Es war, als hätten sie ihren Platz in der natürlichen Ordnung verloren und

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