Blutseele
während Jenks mit der Hand in dem sanft leuchtenden Matsch rührte. Dann flog er mit einer weiteren Handvoll davon zur Statue und klatschte sie zum Rest auf den Stein. »Damit und mit Pixiestaub!«, verkündete er fröhlich. Er versuchte, nicht zu sehr darüber nachzudenken, während er sich die Hände an einer steinernen Kante der Statue abrieb. Ohne den Pixiestaub als Stabilisator hätte er eine Mischung aus Benzin, Seife und Stickstoff niemals so handhaben können. Und der Staub war es auch, der die Mischung so spektakulär zum Explodieren brachte.
»Das ist widerlich«, sagte Vincet leise. Bis mit der Schüssel in den Händen verdrehte nur die Augen.
»Erzähl mir was Neues«, meinte der Gargoyle. Seine Stimme klang ruhig, aber Jenks konnte erkennen, dass er am liebsten gelacht hätte. Die weißen Puschel an seinen Ohren zitterten.
Ivy verzog ebenfalls amüsiert den Mund. Der lebende Vampir hatte sie alle auf ihrem Motorrad hierhergefahren – mit Bis auf dem Tank, der grinsend sein Gesicht wie ein Hund in den Luftzug hielt –, aber jetzt wirkte sie gelangweilt. Sie hatte sich mit angezogenen Beinen auf die Bank gelegt und spähte in die Äste des Baumes auf. Es war offensichtlich, dass sie früher am Abend irgendwen gebissen hatte; ihre Hautfarbe war rosig, ihre Bewegungen vampirschnell, und die Befriedigung der asiatisch wirkenden Frau zeigte sich in einer Sinnlichkeit, die sie vor Rachel immer versteckte. Selbst Vincet hatte es bemerkt, hatte aber weise den Mund gehalten, als die in Leder gekleidete Frau zu Daryls Statue gegangen war und mit lockerer Haltung verkündet hatte, dass sie mit der Nymphe fertigwerden würde – wenn sie denn überhaupt den Mut hätte aufzutauchen.
Im Moment wirkte Ivy eher, als würde sie das nächste zweibeinige Wesen, das ihr begegnete, verführen, statt gegen diese Person zu kämpfen. Ihr langes schwarzes Haar fiel in ihrer liegenden Position fast bis auf den Zement, und ein befriedigtes Lächeln lag auf ihrem entspannten Gesicht. Kein Wunder, dass Ivy ihre Blutlust immer während Rachels wöchentlichen Abwesenheiten befriedigte. Ivy so zu sehen könnte alles aus der Bahn werfen. Nur eine emotional abgehärtete Ivy war eine sichere Ivy.
»Das ginge schneller, wenn jemand mir helfen würde«, sagte Jenks und beäugte den Rest des Schleims, als er zurückflog, um noch eine Handvoll zu holen.
In einer schnellen Bewegung setzte Ivy sich auf, schwang ihre Stiefel von der Bank und stand auf. »Ich sehe mich in der Umgebung um«, erklärte sie, während sie mit fast lautlosen Schritten davonging. »Und stopf diese Schüssel dann nicht in meine Satteltaschen. Verstanden?«, rief sie über die Schulter zurück.
Jumoke landete auf Bis’ Kopf und stellte sich breitbeinig auf, für den Fall, dass eine Windböe ihn traf. »Mom hat mir das Versprechen abgenommen, das Zeug nicht anzufassen«, erklärte der Junge, der offensichtlich stolz war auf seinen neuen roten Gürtel.
»Ich halte schon die Schüssel«, sagte Bis schnell, während seine Augen von rechts nach links schossen.
Vincet nahm die Hand seiner Tochter und tat so, als müsste er sich um sie kümmern.
»Hühnerkacke«, murmelte Jenks, nahm noch eine Handvoll Schleim und warf ihn auf die Statue. Das Zeug traf mit einem nassen Platschen auf, und irgendwo in der Dunkelheit keuchte Ivy auf, um dann zu fluchen.
Bis grinste, bis er aussah wie etwas, das direkt einem Albtraum entsprungen war. »Taubenkacke«, verbesserte er gut gelaunt, während Jenks eine weitere glühende Handvoll auf die Nase von Sylvans Statue schmierte.
Das gemeißelte Gesicht wirkte, als könnte es ihn sehen und wüsste, was er gerade tat. »So schlimm ist es auch nicht«, murmelte Jenks, doch gleichzeitig rümpfte er selbst die Nase über den Gestank. Der Geruch schien an ihm kleben zu bleiben, selbst wenn der modifizierte Plastiksprengstoff es nicht tat. Jenks’ Blick fiel auf Rachels Topf, der im Laternenlicht glänzte, und für einen Moment schlugen seine Flügel schneller. Ivy würde es doch nicht Rachel erzählen, oder?
Jenks schwebte rückwärts, um seine Arbeit zu begutachten. Fast hätte er die Hände in die Hüften gestemmt, stoppte sich aber noch im letzten Moment. Wenn er es richtig ge macht hatte, würde die Statue kurz über dem Sockel brechen und Richtung Gehweg kippen. Dann wäre Sylvan frei. Jenks’ Blick huschte zu der Öffnung unter dem Hartriegel, die Vincets Zuhause war. Seinem Geschmack nach lag die Tür definitiv zu nah an
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