Blutseele
im Anzug«, murmelte er. Mit steifen Bewegungen hielt er auf eine Werbetafel zu, auf der das neueste Computersystem beworben wurde. Dort würden seine engen schwarzen Hosen und das dazu passende Oberteil weniger auffallen. Die speziell für ihn angefertigte Kleidung erfüllte ihren Zweck perfekt. In der richtigen Umgebung würde er aussehen wie ein Radfahrer, ein Taucher oder ein Dieb – auch wenn das, worauf er es abgesehen hatte, viel mehr wert war als ein Schmuckstück oder Geld.
Sein Auge zuckte, und Trent rieb sich das Kinn. Es war sehr wahrscheinlich, dass sein Diebeszug auf das Anwesen der Withons ihn das Leben kosten würde. Aber wenn das nicht der Fall wäre, würden seine Leute auf ihn hören. Wenn er diese Queste überlebte, würde auch seine Spezies überle ben – aber vielleicht würde dabei seine Seele der Verdammnis anheimfallen. Vielleicht wäre es besser, einfach zu sterben.
Hoch über ihm schlug der Glockenturm die halbe Stunde. Es ging los. Trent unterdrückte ein Aufwallen von Angst und sah sich im Gehen auf dem Bahnhof um. Dann erreichte er die Wand und lehnte sich gegen die Werbetafel. Sein Magen verkrampfte sich. Vor ihm eilten Männer in Anzügen mit Aktentaschen und Familien in Jeans mit Rollkoffern durcheinander. Zugbegleiter mit kleinen Hüten statt geflügelten Ansteckern halfen den Leuten. Sie schienen mehr zu lächeln als ihre Kollegen im Flugzeug. Jenks hatte recht. Er fiel auf. Wo zur Hölle blieb sein Kontaktmann? Sein Zeitfenster war klein, sein Zeitplan eng kalkuliert. Er kannte das Gefühl, kurzzeitig unter Druck zu geraten, aber heute war das erste Mal, dass sein Leben davon abhing.
Doch dann trat ein dünner Mann in eng anliegender Renn radkleidung durch den Eingang an der King Street. Unter einem Arm trug er einen Fahrradhelm, unter dem anderen ein Paket – und er war genau pünktlich. Trent atmete auf und löste sich von der Werbetafel. Er wählte einen längeren, umständlicheren Weg, der es ihm ermöglichte, die Haupt laufwege zu vermeiden. Sicher, er trug eng anliegendes Schwarz, während er von Anzügen und Freizeitkleidung um geben war, aber schon in ein paar Sekunden würde ihn keiner mehr bemerken.
Er hörte Jenks, bevor er ihn sah. »Es gibt Ärger«, sagte der Pixie. Er schwebte rückwärts vor Trent, während der Elf weiterging. »Scharfschütze auf der Galerie. Schau nicht hin!«, schrie er, als Trent den Kopf bewegte. »Er hat dich bereits entdeckt. Wenn du weiter auf diesem Weg bleibst, hat er in ungefähr zwanzig Schritten freie Schussbahn. Ich habe dir doch gesagt, dass du auffällst wie ein bunter Hund.«
»Danke.« Trents Stimme war angespannt, und schnell bog er durch einen Torbogen nach rechts in die Herrentoilette ab. Hohe Decken und Mosaike am Boden konnten nicht verschleiern, wie der Raum genutzt wurde, selbst wenn die Kabinen aus Mahagoni bestanden. Der Aufseher, der hinter dem Eingang an seinem Tisch mit Pfefferminzbonbons, Duftwässern und Eisenhut saß, sah nicht einmal auf, als Trent sich die Hände wusch, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Die meisten seiner Diebeswerkzeuge waren in dem Paket, das sein Kontaktmann unter dem Arm trug.
Er blickte hoch und bemerkte überrascht, dass Jenks auf seiner Schulter saß. Ich habe einen Pixie, also sollte ich ihn auch benutzen. »Mein Kontakt ist der Mann in Rennradklei dung am westlichen Eingang«, sagte er. Seine Lippen bewegten sich kaum, während er Jenks über den Spiegel ansah.
Sofort leuchtete der Pixie auf. Heller, silberner Staub rieselte von ihm herab, sammelte sich im Waschbecken und vermischte sich wie Quecksilber mit dem fließenden Wasser. »Der Radfahrer? Was tun wir hier überhaupt? Stehlen wir den Ehering deiner Oma zurück?«
Trent unterdrückte seine Irritation. Er war es nicht gewohnt, hinterfragt zu werden, und besonders nicht von jemandem, der gerade mal zehn Zentimeter groß war. »Ich kann nicht weitermachen, bevor dieser Scharfschütze nicht verschwunden ist.« Er drehte das Wasser ab und schüttelte seine Hände. »Kommt er her, oder wartet er darauf, dass ich wiederauftauche?«
»Ich schaue nach.«
Der Aufseher – ein älterer Mann mit Schnurrbart, der eine Uniform trug, die ein wenig an einen Zugschaffner erinnerte – beobachtete, wie Jenks davonflog und riss die Augen auf. Trent trat näher an den Mann heran, während er seine Gürteltasche öffnete. Der Großteil seiner Ausrüstung befand sich in dem Paket unter dem Arm des Kuriers, aber Geld konnte viel
Weitere Kostenlose Bücher