Blutseele
er eine saubere Linie durch ihn ziehen können, aber die auratische Verbindung zwischen ihm und seinem Pferd konnte die Erdkrümmung nicht überwinden.
Das sanfte Brummen von Jenks’ Flügeln wurde lauter, und Trent verzog das Gesicht, als der Pixie in einem Sonnenfleck mitten auf dem Pfad anhielt, direkt an der Stelle, wo Trents Schössling hinschlagen würde. Die Flügel des Pixies schlugen so schnell, dass sie unsichtbar waren, und die Sonne beleuchtete seinen silbernen Staub. Er wirkte wie ein Bild der ursprünglichen Natur – bis der Pixie fluchte und zur Seite sauste, weil ein Blauhäher sich auf ihn stürzte. Eine blaue Feder sank zu Boden, und der Häher kreischte.
»Jenks!«, flüsterte Trent und dachte darüber nach, dass Rachel ihn umbringen würde, wenn er ohne den Pixie zurückkam. Sie würde ihm niemals glauben, dass ein Blauhäher den kleinen Mann erledigt hatte.
Jenks’ Miene hellte sich auf, und er schoss zu dem Elfen. »Tinkverfluchte Vögel«, sagte er laut. Dann machte er sich daran, die Moskitos auf Trents Arm mit seinem Schwert aufzuspießen, bis sie in einzelnen Blutstropfen explodierten. » Offensichtlich gibt es hier in der Gegend keine Pixies.«
Trent zog weiter Energie in sich. Er hoffte, dass er die Macht ein wenig beruhigen konnte, wenn er sie in seinem Chi hielt. Er hielt den Atem an und lauschte auf die Geräu sche eines Fahrrads. Doch über das Brummen von Jenks’ Flügeln konnte er nichts hören. »Würdest du dich bitte irgendwo hinsetzen?«, fragte er, und der Pixie ließ sich auf dem zurückgebogenen Baum nieder. »Nicht da!«, zischte Trent, aber es war zu spät. Schon hörte er das Klappern eines Straßenrades, das als Mountainbike missbraucht wurde. Der Mann in den blauen Radlerhosen raste durch einen Sonnenfleck den Pfad hinauf. Er stand auf den Pedalen, um schneller voranzukommen.
Trent verzog das Gesicht, während sein Blick über die brei ten Schultern und die Oberschenkel des Mannes huschte. Für einen Elfen war er kräftig, und sein untersetzter Körperbau verriet genauso wie das strohblonde Haar, das unter seinem Helm herausschaute, dass er zum Teil menschlich war. Beim Start des Rennens hatte er hinter Trent gestan den, und der Elf hatte sich schon gewundert, warum jemand, der so durchtrainiert war, sich in der Mitte des Feldes einreihte, statt sich einen Platz ganz vorne zu sichern, wo er das Feld schnell hinter sich lassen konnte.
Mit ein bisschen Glück trug der Mann genug menschliches Erbgut in sich, um seine Magie ein wenig zu verlangsamen. Doch dies schien unwahrscheinlich, als der Mann aufsah und Trents Blick einfing. Intelligenz funkelte in seinen Augen, gefolgt von der Vorfreude auf Gewalt. Sie wurde schnell von Sorge abgelöst, als er den zurückgebogenen Baum sah und erkannte, was gleich passieren würde.
»Jetzt!«, schrie Jenks, und Trent ließ den Stamm los.
Das junge Holz sprang in seine Position zurück. Jenks schoss nach oben, sodass der peitschende Stamm harmlos unter ihm hinwegschoss. Erde wurde aufgewirbelt, als der Mann schlitternd zum Stehen kam und es gerade noch schaffte, nur seitlich getroffen zu werden statt voll in die Brust. Doch er geriet aus dem Gleichgewicht und fiel. Mit rasendem Herzschlag stürzte Trent sich auf den Mann, der immer noch damit beschäftigt war, sich von seinem Rad zu lösen.
Der Schlag des Aufpralls erschütterte sie beide. Der Mann war unter seinem Fahrrad gefangen, doch bei Bewusstsein. Trent packte keuchend den Arm seines Gegners und ignorierte die Schmerzen in seinem Fuß.
»Ta na veno!«, schrie Trent und stöhnte, als die Worte einen Erinnerungsblitz auslösten, der Kraftlinienenergie durch seinen Körper jagte. Die zwanzig Minuten, die es normalerweise kostete, den Zauber aus wilder Magie zu wirken, explodierten in einem einzigen Gedanken und formten den Energiefluss durch seine Hände. Er musste den Mann berühren, damit es funktionierte. Der Zauber konnte weder die Aura des Angreifers noch seine eigene durchdringen. Wilde Magie brauchte jedes bisschen Kontrolle.
Trent riss die Augen auf, als er fühlte, wie der Zauber sich von seiner Seele löste wie Haut nach einem Sonnenbrand. Er raste durch seinen Körper, folgte seinen Nervenbahnen, verdichtete sich, wurde mächtiger, je weiter der Zauber sich von Trents Chi entfernte und je weniger Nervenbahnen zur Auswahl standen. Sobald die Energie den Mann unter ihm erreicht hatte, würde sie explodieren wie eine Bombe und das neuronale Netz des Angreifers
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