Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
dabei, die Kontrolle zu bewahren.
    »Mrs. Thomson?«, fragte Boyd mit rumpelnder, tiefer Stimme.
    »Ja?« Sie hatte Angst. Hoc wedelte langsamer. »Was wollen Sie?«
    Grace ließ eine Hand auf Hocs Kopf sinken, um den Hund zu beruhigen. »Mrs. Thomson. Ich bin Grace Evans, und das ist mein Partner Boyd. Die Agentur hat erfahren, dass …«
    Die Frau duckte sich hinter die Tür und schlug sie fest genug zu, dass der Klopfer komplett mit Kürbis hochgeworfen wurde und wieder gegen die Tür knallte. Hoc wimmerte zu Graces Füßen.
    Boyd und Grace wechselten nicht einmal einen Blick. Es war offensichtlich, dass die Frau noch direkt hinter der Tür stand; sie hatten keine Schritte gehört. Grace spürte einen kurzen Stich von Mitleid, doch das Gefühl verblasste schnell, vertrieben vom gesunden Menschenverstand. Der Sohn dieser Frau konnte Energie werfen. Er musste eingeschätzt und ausgebildet werden, um keine Gefahr für sich oder andere darzustellen.
    »Mein Gott«, beschwerte Grace sich laut genug, dass die Frau sie auch hinter der Tür hören konnte. »Es ist ja nicht so, als wollten wir ihm eine Lobotomie verpassen.«
    Boyd richtete sich höher auf und klopfte wieder an die Tür. »Mrs. Thomson? Es gibt Zeugen dafür, dass Ihr Sohn In-Vivo-Energien geworfen hat. Wir wollen ihm nicht scha den oder ihn verändern. Aber zu seiner eigenen und zu Ihrer Sicherheit müssen wir seine Kontrolle und das Ausmaß seiner Fähigkeiten einschätzen.«
    Sie wollen nicht, dass er aus Versehen ihr Haus niederbrennt. Und das nur, weil er einen Milchkaffee zu viel getrunken hatte, als sie ihn gebeten haben, den Müll rauszubringen. Grace starrte an die Tür und verzog das Gesicht. Es war mehr passiert als nur das. Viel mehr.
    »Können wir bitte kurz mit Ihnen sprechen?«
    Grace hob eine Hand, und Boyd verstummte. Zusammen lehnten sie sich vor, um zu lauschen.
    »Sie werden mir eine Gehirnwäsche verpassen und mich kastrieren, Mom!«, sagte eine junge, verständlicherweise verängstigte Stimme. Das war ein weiterer, weitverbreiteter Irrtum. Wenn man nicht gerade einen energieintensiven Job hatte, wurden Werfer sogar ermutigt, Kinder zu bekommen. Und die Agentur verpasste auch niemandem eine Gehirnwäsche. Es stimmte, dass die meisten Werfer für die Agentur arbeiteten. Aber sobald man sich zur Ruhe gesetzt hatte, konnte man für eine ganze Anzahl anderer Firmen arbeiten – wenn man vorsichtig blieb.
    »Er wird weglaufen …«, sagte Boyd, und Grace nickte.
    »Entweder das, oder das Haus in die Luft jagen«, murmelte sie, als ein Kribbeln ihren Körper durchfuhr. Gleichzeitig sahen sie und Boyd auf ihre Uhren. Sie waren stehen geblieben. Der Junge hatte eine Menge Macht und ein gutes Maß an Kontrolle. Das würde unangenehm werden.
    »Du hast das Beruhigungsmittel dabei, oder?« Boyd klang scherzhaft, aber die Frage war ernst gemeint.
    Grace beobachtete Hoc, der mit gespitzten Ohren dar auf lauschte, ob der Siebzehnjährige sich aus der Hintertür schlich. »Mrs. Thomson, wenn Sie sich weigern, mit uns zu sprechen, wird in einer halben Stunde ein weiteres Team hier sein, um Ihre Tür einzuschlagen und Ihren Sohn mit Gewalt festzusetzen.« Das war eine Lüge. Boyd sah Grace an, die nur mit den Achseln zuckte. »Ich habe es eilig.« Boyd grinste sie an.
    »Das können Sie nicht machen! Das ist gegen das Gesetz!«, schrie die Frau hinter der Tür.
    »Doch, wir können.« Wieder sah Grace auf ihre Uhr. »Wissentlich einem unregistrierten Werfer Unterschlupf zu ge währen ist mit so hohen Geldbußen belegt, dass Sie Ihr Haus verkaufen müssen und hinterher ohne einen Penny dastehen.« Das zumindest stimmte.
    Wieder spürte Grace Mitleid in sich aufsteigen. Sie senkte ihre Stimme. An Hocs Kopfhaltung konnte sie sehen, dass hinter der Tür eine leise Diskussion stattfand. »Ich weiß, dass es schwer ist, Mrs. Thomson. Ich stand selbst einmal auf der anderen Seite der Tür. Wenn Zach sieht, dass Sie mit uns kooperieren, wird ihm das die Angst nehmen. Wir sind hier, um Ihnen beiden zu helfen.«
    Auch das glaubte Grace wirklich. Sie musste es glauben. Den Anzug anzuziehen sorgte nicht dafür, dass man seine Menschlichkeit verlor, auch wenn das Verhalten einiger ihrer Vorgesetzten sie daran zweifeln ließ. Aber selbst bei der besten Kollekte gab es immer Unbehagen und Angst.
    Vor ihren Füßen wimmerte Hoc. Die Tür öffnete sich einen Spalt, und dahinter erschien die Hälfte eines verängstigten Gesichtes. »Er ist mein einziger Sohn. Ich

Weitere Kostenlose Bücher