Blutseelen 03: Laira: Erotischer Vampirroman (German Edition)
fliehen, wurde übermächtig.
Amalia hatte den Griff schon in der Hand, um die Tür hinter sich zuzuziehen, als sie einen Schatten am Boden bemerkte. Sie wollte aufschreien, doch eine fremde Macht griff nach ihrer Lunge und drückte sie schmerzhaft zusammen. Panisch riss sie die Hände hoch und presste sie gegen ihre Brust. Über ihre Lippen kam kein Laut. Das war keine Einbildung. Irgendwer spielte mit ihrem Körper wie mit einer Puppe.
Atemlos wich sie in den Raum hinein, der Schmerz wurde mit jedem Schritt größer. Der Schatten folgte ihr, dabei geriet er in das schwache Mondlicht. Vor Erleichterung hätte Amalia am liebsten gelacht. Ihr Gegner war eine magere grauschwarze Katze.
Langsam sah das Tier auf. Ihre Blicke trafen sich. Ein neues Gefühl von Furcht breitete sich in Amalias Magen aus, während der Schmerz in ihrer Brust allmählich nachließ. Die Katze hatte die grünsten Augen, die sie je gesehen hatte. Sie schimmerten unnatürlich intensiv. Der Blick war beseelt und so wissend, wie es kein Blick eines Tieres sein durfte. Emotionen sprangen auf sie über, verwaschene Eindrücke, die schnell ein Bild ergaben. Diese Katze wusste, wer Amalia war. Sie hatte sie gesucht. In diesem unscheinbaren mageren Körper ruhte eine Macht, die greifbar im Zimmer lag und Amalia innerlich erstarren ließ. Sie ahnte, was dieser Zauber zu bedeuten hatte.
Auf dem Bett wurde Aurelius’ Schlaf unruhig. Er murmelte leise Worte in einer Sprache, die sie nicht verstand. Die Katze spitzte die Ohren. Auf leisen Pfoten huschte sie zielstrebig Richtung Bett.
Amalia öffnete den Mund, um ihn zu warnen, aber wieder gelang ihr das Sprechen nicht. Verzweifelt versuchte sie, der Katze zu folgen. Ihr Körper rührte sich nicht. Wie eine Gefangene in unsichtbaren Ketten stand sie hilflos im Raum, zum Zusehen verdammt.
Das graue Tier machte vor ihren Augen einen weiten Satz. Amalia hielt die Luft an, als es mitten auf Aurelius’ Brust landete. Sonst weckte jedes noch so kleine Geräusch Aurelius, doch in diesem Moment rührte er sich nicht. Im Gegenteil. Sein Schlaf wurde schlagartig ruhiger. Er hörte auf, sich umherzuwerfen, und atmete gleichmäßig.
Amalia starrte auf die Katze, die ihrerseits in das Gesicht von Aurelius blickte, als wollte sie den Schlafenden mit ihren grünen Augen hypnotisieren. Der unheimliche Anblick ließ ihr Herz erneut schneller schlagen. Aurelius wirkte schutzlos, als ob die Katze ihm Gesicht und Hals ohne Gegenwehr zerkratzen könnte.
„Was bist du?“, flüsterte Amalia. Dabei spürte sie es überdeutlich.
Die Katze drehte den Kopf und sah sie erneut an. Amalia war, als wäre dieser Blick voller Worte, die sich an sie richteten. Sie musste plötzlich an etwas denken, das Aurelius ihr in Leipzig erzählt hatte. Er hätte aus einem Teilstück seiner Seele eine Katze geformt und es durch die Zeiten zu der Frau geschickt, die er liebte. Amalias Hand berührte den Engelanhänger an der Kette um ihren Hals, der einst ihrer Ahnin Marie gehört hatte, einem Mädchen, das Aurelius vor Jahrhunderten im Wald fand, es vor Wölfen rettete und als Lustsklavin mit auf Gracias Anwesen nahm. Tief in ihr wurde eine Erinnerung geweckt, die sie zuvor nur abstrakt gekannt hatte. Es war, als würde eine flüchtige Skizze von einem Augenblick zum nächsten zu einem Gemälde.
Amalia fixierte die Katze ohne zu blinzeln. Das Grün nahm sie gefangen wie das Licht zweier naher Sterne. Eine Welle von Gefühlen schwappte über Amalia hinweg. Die Katze wollte Erlösung. Die Magie Jaras musste enden und ein Schlussstrich unter das gesetzt werden, was vor Jahrtausenden begonnen hatte. Dieses magere Tier war ein manifestierter Zauber, eine in Form gegossene Energie aus der Zwischenwelt. Es war ein Teilstück Aurelius’, das sie und ihre Vorfahrinnen für ihn verwahrt hatten. Und es wollte zu ihm zurück.
Amalia schüttelte den Kopf. „Noch nicht“, flüsterte sie. „Noch nicht.“
Es war, als würde die Katze sie verstehen. Sie wandte den Blick mit einem Blinzeln ab, ihr Schwanz zuckte. Dann machte sie einen eleganten Satz, sprang von Aurelius' Brust hinunter auf den Teppich und verschwand hinaus auf den Balkon. Amalia folgte zitternd, sie schloss die Tür. Ihr Blick drang durch die Scheibe in die Nacht, aber von der nächtlichen Besucherin ließ sich nichts mehr sehen. Amalia hatte sich eine Gnadenfrist ausgehandelt. Noch würde Aurelius Aurelius bleiben.
Als sie die Augen schloss, lief eine Träne über ihre
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