Blutseelen 03: Laira: Erotischer Vampirroman (German Edition)
Wange.
Memphis, der letzte Tag
Au’ree betrat den Tempel. Er ging zwischen den Säulen mit den gehörnten Kuhkopfkapitellen hindurch. Eine der älteren Priesterinnen wies ihm stumm und unterwürfig die Richtung, als sie auf ihn aufmerksam wurde. Jeder Dienerin und jedem Diener Hathors war bewusst, dass Au’ree nicht wie die anderen Besucher zur Opfergabe kam. Niemals hatte er Blüten oder Datteln vor den Altar gelegt oder von dem süßen Brot gebracht, das im Palast zu Unmengen gebacken wurde.
Er kam nicht, um zu geben, sondern um zu nehmen. Wen er nehmen wollte, war allgemein bekannt. Jara, die schönste Frau, die er je gesehen hatte und die er hatte besitzen müssen, nachdem er sie am Nil stehend entdeckte. Er zwang ihre Familie dazu, sie im Tempel zu einem barbarischen Ritual abzugeben, das seit Jahrzehnten veraltet war und im Land nicht mehr praktiziert wurde. Doch zu seinem Vergnügen fand es statt. Auch andere Frauen hatten es in diesem Rahmen über sich ergehen lassen müssen, wie Vieh auf einen Mann zu warten, der sie bestieg. Au’ree hatte jeden Mann von Jara vertrieben, um sie am Ende des Tages selbst zu nehmen. Wie süß ihm damals sein Spiel erschienen war. Wie klug er selbst. Für ihn war Jara ein Gegenstand gewesen, ein Ding, so leblos und tot wie alles in seiner Welt. Doch während er sie vor Jahren das erste Mal liebte, geschah etwas mit ihm. Er hatte einen Teil seiner Seele erweckt, der lange Zeit an der Weltenseele geschlafen hatte. An Jaras Seite fühlte er. Nicht nur die Lust und die Gier trieben ihn in ihre Arme, sondern auch die verwirrenden Empfindungen von Nähe und Zärtlichkeit.
An diesem Tag wollte er nichts davon spüren. Lai’raa hatte ihm seinen Tod eröffnet. Alles, was er wollte, war ein Abschiedsgeschenk. Ein letztes Mal würde er Jara auf süße Weise quälen und die Abgründe der Lust mit ihr durchwandern.
Erregt dachte er an die grausamen Spiele, die er mit ihr getrieben hatte. Einmal hatte er sie über mehrere Stunden in einen Sarkophag gesperrt, um ihren Willen zu brechen und sie zu seiner Sklavin zu machen. Tief im Labyrinth wollte er sie so ängstigen, dass sie vor ihm kroch. Aber Jaras Wille war stark. Das Einzige, was an diesem Tag zerbrach, waren sein Stolz gewesen sowie seine Sicherheit, allen Menschen überlegen zu sein. Liebe empfand er nicht, das vermochte er nicht. Aber Jara hatte ihn Respekt gelehrt. Ihr Wille erschien ihm so unbeugsam wie eine Naturgewalt, dabei war sie zugleich ein höchst zerbrechliches Geschöpf. Es war dieser scheinbare Widerspruch, der ihn faszinierte.
Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er sie entdeckte. Sie lag auf den Knien und betete eine Statue Hathors an. Ihre Haltung wirkte einladend, sie lockte ihn. Auf den Knien ließ sich so viel Besseres und Lustvolleres verrichten als zu beten. Er trat zu ihr, beugte sich hinter sie und schob die dünnen Stoffe nach oben, sodass ihr nacktes Gesäß zum Vorschein kam. Seine Hand drängte besitzergreifend zwischen ihre Beine. Er suchte zielstrebig die Spalte, in die er eindrang.
Ihr Kopf fuhr herum. „Au’ree … nicht im Tempel!“
„Ich befehle es“, bestimmte er kalt und genoss ihren Widerwillen. Sie hasste es, ihm vor dieser Statue zu Diensten sein zu müssen. Auch wenn Hathor die Liebe verkörperte, war es verpönt, wenn eine Priesterin sich einem Ungläubigen hingab. Nie hatte er einen Hehl daraus gemacht, was er von den Göttern hielt. Sie dienten als Zweckmittel der Legitimation von Herrschaft. Dafür taugten sie, zu sonst nichts.
Jara versuchte aufzustehen und ihm zu entfliehen. Mit einer nachlässigen Geste der freien Hand zwang er sie zurück in die kniende Haltung, dass ihr Gesicht den steinernen Boden berührte. Es kostete ihn keine Mühe. Seine Kraft war übermenschlich. Er überragte sie um fast dreißig Zentimeter. Allein mit seiner Masse konnte er sie überwältigen. Sie hatte gelernt, wie sinnlos eine Gegenwehr war, und atmete gepresst ohne sich weiter zu wehren.
„Wo willst du denn hin, Priesterin? Noch näher an den Altar?“ Seine Blicke schweiften über ihren Körper. In ihm tobten Hohn und Verlangen. Beides lenkte ihn von Lai’raas Eröffnung ab und zeigte ihm, dass er noch lebte. „Glaubst du wirklich, sie sieht dich, deine Göttin? Glaubst du, sie blickt in diesem Moment zu uns herab?“
Jaras Stimme klang erstickt. Der harte Griff an ihrem Nacken bereitete ihr sicher Schmerzen. „Das Auge Hathors sieht alles.“
„Dann hoffe ich,
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