Blutseelen 03: Laira: Erotischer Vampirroman (German Edition)
er sie biegen und brechen wollte, zerfloss sie wie das Wasser des Nils. Nichts blieb in seinen Händen zurück.
Sie keuchte unter ihm. Auch wenn sie seine Grobheit hasste, mochte ihr Körper, was er mit ihr tat. Auf ihre eigene unnachahmliche Weise bedeutete er ihr trotz seiner Grausamkeit etwas. Und das war mehr, als er von jedem anderen Menschen dieses Landes behaupten konnte. Wie Lai’raa fürchteten sie ihn oder beteten ihn stumpfsinnig an. Aber Jara liebte ihn, ohne sich selbst aufzugeben. Sie zog ihre Grenzen hart. Kompromisse waren ihr fremd. Ihr Stöhnen zeigte ihm, dass sie den Sex mit ihm genoss, und ihr Blick, dass sie die Art seines Handelns verachtete. Sie konnte ihm vergeben, dass er nicht an die Götter glaubte. Aber für sie war jedes Leben heilig, jede Seele das kostbarste Gut. Sein Verhalten trat ihr Leben und ihre Seele mit Füßen.
Er zog sich aus ihr zurück, stand auf und wandte sich ab. Der Tempelraum verschwamm. Es dauerte, bis er begriff, dass Tränen in seinen Augen schwammen. Jara war das Beste, was ihm passieren konnte. Wieso gab er ihr die Schuld an seinem bevorstehenden Tod? Sie hatte letztlich nichts damit zu tun, denn sie diente Lai’raa nur als Vorwand, Wut vorzutäuschen, wo die allmächtige Gottherrscherin sich bedroht fühlte.
Durch Jara hatte Au’ree zu fühlen gelernt. Er begriff inzwischen ansatzweise, was es hieß, ein Mensch zu sein. Und je mehr er begriff, desto besser verstand er, was er in diesem Augenblick verkörperte: ein Monster. Gewissenlos wie ein Dämon.
„Es tut mir leid“, flüsterte er. „Ich hätte dich nicht nehmen dürfen.“ Er dachte daran, was Lai’raa sagen würde, könnte sie ihn so sehen. Für sie bestand sein Verhalten aus purer Schwäche. Sie hatte kein Verständnis für die Zuneigung, die Au’ree zu Jara gefasst hatte. Was man wollte, das sollte man sich auch nehmen. So lehrte sie es.
Jara stand auf. Sie ließ ihr Gewand, wie es war, trat hinter ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Was ist geschehen?“ Sie schien zu spüren, dass mehr vorgefallen sein musste.
Er wies über Ährengaben und Blumen hinweg auf die Bronzeschale, die im Mittelraum auf dem Altar stand. „Sieh doch hinein. Zeigt sie dir nicht die Zukunft?“ In seinem Mund lag ein bitterer Geschmack. Wenn es Hathor tatsächlich gab, dann sollte Jara in der Orakelschale sehen, dass sie und er keine Zukunft mehr hatten.
Sie zögerte. „Du weißt, dass es verboten ist, Au’ree. Die Göttin selbst ruft die, die ihre Bilder sehen dürfen.“
„Es ist keiner da, dem du Rechenschaft ablegen müsstest“, bemerkte er trocken. „Wenn du wissen willst, was mit uns geschieht, dann sieh hinein. Falls die Schale tatsächlich die Zukunft zeigt, bin ich sehr interessiert daran.“ Er wusste, dass ihre Neugierde erwachte. Der forsche Blick ihrer dunklen Augen verriet es ihm.
„Also gut.“ Jara ging auf den Altar zu. Noch immer lag der Tempelinnenraum verlassen da, so schnell würde er sich nicht füllen. Niemand legte Wert darauf, dem Sohn Lai’raas zu begegnen.
Au’ree konnte sehen, wie nervös Jara war. Ihre Hände zitterten, als sie die Finger über die Schale hielt. Die Brust hob und senkte sich eine Spur zu schnell, und auf ihren Wangen lag ein mädchenhaftes Erröten, das sie noch schöner machte. Er betrachtete ihren nackten Körper, auf dem die roten Abdrücke seiner Hände aufblitzten, und wünschte, sie erneut und ausgiebig nehmen zu können. Aber er wollte wissen, was sie in der Schale sah.
Jara beugte sich tief über das Gefäß. Er stand hinter ihr, sein feiner Geruchssinn nahm die Note wahr, die dem Wasser beiwohnte. Ein herbes Gift machte jeden Schluck aus dieser Bronzeschale zum letzten Umtrunk. Ob das Gift die Sinne benebelte?
In Jaras Gesicht bewegte sich kein Muskel. Ihre Finger schwebten nun leicht und ruhig über der Schale wie von Luftkissen getragen. Jede Unsicherheit fiel von ihr ab, ihr Körper spannte sich stolz wie der einer Königin. Mit weit aufgerissenen Augen blickte sie in das klare Wasser. Doch dort, wo er den Grund der Schale ausmachte, schien sie andere Bilder zu erkennen. Jara blinzelte. Ihre Stimme klang wie in Trance. „Ich sehe eine Frau. Weiß wie der kalte Schnee, von dem die Reisenden uns erzählen. Ihre Haare sind heller als deine, ja, heller noch als der Sand der Wüste. Es ist das hellste Haar, das ich je erblickte.“
„Eine Frau?“, fragte Au’ree nach. „Welche Frau?“ Wenn die Frau blond war, dann war sie keine
Weitere Kostenlose Bücher