Blutseelen 03: Laira: Erotischer Vampirroman (German Edition)
den Fersen. Warum hörte sie nicht den Knall einer Sprengung? Wann zündete dieser verdammte ägyptische Trottel? Sie stellte sich vor, wie sie den Sprengmeister packte und ihre Zähne in seine Kehle schlug. Aber erst, nachdem er seine Arbeit getan hatte.
Rene unterdrückte den Wunsch, auf und ab zu gehen. Jahrtausende waren vergangen, seitdem sie zum ersten Mal die Chance bekommen hatte, Lairas Körper zu bergen. Kam es da noch auf wenige Minuten an?
Sie spürte eine Bewegung im Boden. Ihre nackten Fußzehen gruben sich in den Sand, fanden einen Skorpion und zerquetschten ihn.
Da! Endlich. Der Lärm der Explosion drang aus der Ferne. Noch ehe er verklang, machte sich Rene bereits auf den Weg zu den Arbeitern. Sie kam zu der Grube, die trotz ihrer Sicherung kaum mehr vorhanden war. Ein Teil der Balken und Abgrenzungen fehlte, Sand rieselte in fünf Meter Tiefe. Zwei weiß gekleidete Ägypter warteten am Rand des Loches und sahen sie mit leeren Augen an. Sie waren in einer tiefen Trance. Niemals hätten die beiden gebildeten Männer sonst freiwillig an einer historischen Stätte ihres geliebten Landes gesprengt, ganz gleich, wie viel Geld sie geboten hätte. Aber Rene hatte es nicht nötig, auf solche Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen. Ihre mentale Gabe erwies sich einmal mehr als hilfreich.
„Ihr könnt gehen“, befahl sie harsch. „Eure Arbeit ist getan.“ Sie sah einen nach dem anderen an und verankerte dabei neue Gedanken in ihnen. „Ihr werdet erzählen, dass die Grabung ein Reinfall ist. Es soll das Gerücht umgehen, es würden ein paar europäische Sandmaden vergeblich versuchen, an längst gehobene Schätze zu kommen. Macht uns ruhig zum Gespött. Hauptsache, wir haben unsere Ruhe.“
Wenn die ägyptische Regierung Wind davon bekam, dass sie historisches Kulturgut schändete, konnte selbst sie Probleme bekommen. Probleme, die Zeit kosteten.
Die Männer nickten wie Marionetten und verließen den Grubenrand. Rene dagegen stieg tiefer hinein, ungeachtet der Einsturzgefahr. Sie ließ sich drei Meter fallen, begutachtete, was die Sprengung freigelegt hatte. Nervöse Aufregung durchzuckte sie wie schon Jahrzehnte nicht mehr. Vor sich sah sie den Zugang, der hinein in ein Labyrinth führte. Mehrere zwei Meter große Steinquader lagen im Sand verstreut. Noch immer stand der Staub in der Luft wie eine funkelnde Wand, doch Rene störte sich nicht daran. Sie musste nicht einmal husten. Sie hob den Kopf hinauf zum blauen Himmel.
„Marut!“, herrschte sie den Anführer ihrer Wölfe an. „Gib mir die Taschenlampe.“
Der Werwolf kletterte zu ihr herunter. In seinem Gesicht erriet sie nicht, was er denken mochte. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, nur Wölfe mit nach Ägypten zu bringen. Aber hatte sie eine Wahl gehabt? Jeder andere Vampir stellte eine Bedrohung dar, weil er wie sie an das mächtige Blut gelangen wollte.
Während sie die Taschenlampe einschaltete und ein heller Lichtkegel die Dunkelheit des staubigen Labyrinthgangs durchschnitt, dachte sie an ihre einzig wahre Verbündete. Wenn ihre Seelengefährtin an ihre Seite trat, würde ihr das ein Gefühl von Sicherheit geben. Ihr konnte sie trauen. Und einen Vertrauten hatte sie bitter nötig. Marut gefiel ihr schon seit Langem nicht mehr. Er tat seine Pflicht eine Spur zu zuvorkommend. Seine Kriecherei machte ihn verdächtig. Hatte Marut Angst vor ihr, oder drohte ihr eine Gefahr, die er vor ihr geheim halten wollte?
Sie schüttelte den Kopf und hob die Lampe an. Später würde sie ausführlich darüber nachdenken. In Berlin. Wenn Lairas Blut ihr gehörte.
Blinzelnd durchdrang sie mit ihren Blicken den aufgewirbelten Dreck. Ein langer Gang führte nach Norden. Hinter ihr versperrten Steine einen weiteren Tunnel. Die Sprengung hatte dort einen Teil der Decke eingestürzt, aber das war nicht schlimm, es folgte den Sprengberechnungen. Laira lag in Richtung Norden. Mit erhobener Hand leuchtete Rene den Weg mit den in der Luft flirrenden Partikeln aus und ging voran. Bald schon würde sie das köstlichste Blut schmecken, das je auf ihren Lippen lag. Die Vorfreude erklang in ihrem Inneren wie ein süßer Knabenchor, der nur für sie sang.
Neugierig musterte sie die verblassten Bilder an den behauenen Wänden. Diese Gänge mussten einst in ihrer Farbigkeit prächtig gewirkt haben. Götter und Dämonen umgaben Rene. Direkt vor ihr brachten gemalte Priester ein Menschenopfer dar. Ob die zahllosen jungen Frauen und Männer für einen Gott ihr Leben
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