Blutseelen 03: Laira: Erotischer Vampirroman (German Edition)
Fragen des neugierigen Ägypters geduldig auf Arabisch beantwortete. Der Fahrer mit den unzähligen Goldketten um den Hals stellte sich als Aziz vor und überschüttete sie auf Englisch und Arabisch mit Informationen über Stadt und Land.
Langsam wirkte die Tablette, und Amalias Laune wurde besser, auch wenn sie sich keineswegs dem gewachsen fühlte, was vor ihr lag: Rene aufzuhalten. Wenn sie daran dachte, wie die Vampirfürstin sie in Berlin gebissen hatte, breitete sich unkontrollierte Furcht in ihr aus. Was hatte sie diesem Monster entgegenzusetzen?
„Ja, genau. Zu den neuen Ausgrabungen außerhalb“, sagte Aurelius eben auf Englisch zu Aziz, damit sie der Unterhaltung folgen konnte. Amalia warf einen Blick in den Rückspiegel und sah darin angstgeweitete dunkle Augen.
Aziz berührte die Goldketten um seinen Hals. „Lieber nicht, Mister. Gestern ist mein Bruder Said hingefahren. Ich habe vor der Moschee auf ihn gewartet, aber er kam nicht. Kam nicht zurück zu Aziz, mein Said. Noch nie ist das vorgekommen. Zum Beten treffen wir uns immer. Jeden Tag.“
Aurelius warf ihr einen schnellen Blick zu. Er schien eine Frage stellen zu wollen, es sich dann aber anders zu überlegen. Zu konkretes Nachfragen würde ihn verdächtig machen. Vielleicht informierte der Mann dann die Polizei oder – was bei der Korruption im Land fast wahrscheinlicher war – seine vermutlich flächendeckende Familie.
Unbehaglich legte sie ihre Finger ineinander, damit sie die Hände ruhig hielt. Ob dieser Said einer der Vampirfraktionen begegnet und ihr in die Quere gekommen war? Vielleicht lebte er nicht mehr.
„Es reicht, wenn Sie uns ein Stück entfernt absetzen“, sagte Aurelius schnell. „Aber bitte fahren Sie, Aziz. Wir haben wenig Zeit.“
Der Fahrer zögerte noch immer.
Amalia lehnte sich vor. „Wenn Sie uns hinfahren, können wir nach Ihrem Bruder fragen. Vielleicht hat ihn jemand gesehen.“
Das schien Aziz endlich zu überzeugen, und er gab Gas. Amalia wünschte sich fast augenblicklich, er hätte sich anders entschieden, denn er fuhr wie ein Wahnsinniger. Die anderen Wagen flogen auf der maroden Straße haarscharf an ihnen vorbei. Aziz ignorierte den Blinker mit Todesverachtung, die Bremse war ebenso überflüssig. Das Einzige, was ihm wahrhaft am Herzen lag, war die Hupe. Allerdings setzte er sie nicht ein, um sich einen Verkehrsvorteil zu verschaffen oder andere zu warnen, sondern um Freunde lautstark zu begrüßen und anschließend heftig zu winken. Dabei schlingerte der nur mit einem Arm gesteuerte Wagen bedrohlich hin und her, sodass die Goldketten klimperten und Amalia sich am Vordersitz festkrallen musste.
Ihr Magen revoltierte. Sie schloss die Augen in der Versuchung, zu beten. Dabei sprangen zahlreiche Namen von Göttern in ihr Gedächtnis, die ihre Vorgängerinnen einst angebetet hatten. Ein Name stach besonders deutlich hervor: Hathor. Tief in ihr wuchs das Verlangen, zu Hathor zu beten. Wenn noch eine Göttin in dieser verworrenen Situation helfen konnte, dann diese. Sie blinzelte. Hathor war Jaras Gottheit, nicht ihre. Sie glaubte so wenig an Götter, wie sie bis vor Kurzem an Vampire geglaubt hatte. Mit einem schrägen Blick nach vorn zu Aurelius, fragte sie sich, ob sie ihren Atheismus nicht besser überdenken sollte. Vielleicht schadete ein Gebet wirklich nicht. Schließlich hatte der Besuch der Katze ihr gezeigt, dass es weit mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gab, als sie bisher dachte. Vampire stellten davon nur einen kleinen Teil dar.
Als der Wagen endlich langsamer wurde, fühlte sich ihre Magengrube elend an. Ihre Beine zitterten. Ein übler Geschmack lag in ihrem Mund.
Aurelius bedeutete dem Fahrer, bei einer kleinen Ansammlung aus Wohnblöcken zu halten, die primitiv aussah und die letzte Bastion menschlicher Zivilisation vor der Wüste darstellte. Er holte das Gepäck, öffnete Amalia die Tür und stützte sie beim Aussteigen. Aziz verabschiedete sich hastig, wendete den Wagen und gab so stark Gas, dass sie in einer Staubwolke standen.
Amalia sah dem schlingernden Auto hustend hinterher. „Ich lebe noch. Erstaunlich.“ Sie ignorierte die neugierigen Blicke einer Gruppe junger Ägypter, die mit einem Schachspiel und einer nach Erdbeeren riechenden Shisha vor den Füßen an der Straße hockten und dabei mit einem Handy Technomusik hörten.
Aurelius schmunzelte. Seine Hände klopften sacht Staub von ihrer cremefarbenen Bluse. Ein vergeblicher Versuch, trotzdem gab er nicht auf.
Sie
Weitere Kostenlose Bücher