Blutseelen 03: Laira: Erotischer Vampirroman (German Edition)
bei den Ägyptern. Atemlos verfolgte Aurelius das Gespräch. Zu seiner Erleichterung erfuhr er, dass der Gang zu Lairas Ruhestätte eingestürzt war und noch freigeräumt werden musste. Obwohl die Arbeiten liefen, ging es nur langsam voran. Es stürzten immer wieder Teile der Decke nach, die erst gesichert werden musste. Dann endete das Gespräch. Aurelius hörte, wie sich die Schritte mehrerer Menschen zum Labyrinth hin entfernten.
Er beschloss, eine Weile zu warten, ehe er den Männern folgte. Seine Gedanken flogen davon, während seine Augen jede Bewegung auf dem staubigen Platz registrierten. Unbewusst berührten seine Finger die Kette mit dem goldenen Anhänger um seinen Hals. Noch immer schien es ihm unfassbar, Lairas Sohn zu sein. Seitdem Amalia ihm seine Vergangenheit eröffnet hatte, kreisten die Fragen in seinem Kopf und kamen nicht zur Ruhe. Wie war er zu Darion gekommen, zum Beispiel, und wieso unterschied er sich von anderen Uralten, die weit wahnsinniger wurden als er selbst? Ja, es hatte Phasen in der Vergangenheit gegeben, in denen er ein echtes Arschloch gewesen war. In Frankreich zum Beispiel. Aber er hatte sich mental nie derart verloren wie Gracia oder Rene. Dabei musste Gracia Jahrtausende jünger sein als er.
Aurelius versuchte in jeder freien Minute, sich an sein Leben vor dem Kampf mit Laira zu erinnern, um die vielen Rätsel zu lösen. Doch die Bilder kamen nur langsam, als lägen sie auf dem Grund eines Sumpfes und müssten erst mühsam geortet und hinaufgezogen werden. Was geschah damals, an jenem Tag, ehe er in die Starre fiel? Und warum erstarrte sein Körper auf eine Weise, die Jahrhunderte anhielt?
In seinem Geist drehte er die Zeit zurück, über all die leeren Erinnerungsseiten seiner Geschichte hinweg. Hin zu dem Tag, von dem er geglaubt hatte, er wäre der letzte seines Lebens.
Memphis, der letzte Tag
Au’ree beobachtete aus dem Schatten einer Säule heraus, wie Lai’raa an der Reihe der dreizehn knienden Sklavinnen entlangging. Seine Mutter schien verärgert über die schlechte Auswahl und lief immer wieder auf und ab. Ob sie die Frauen begutachtete, um einige für ihr privates Vergnügen zu erwählen, oder ob sie Opfergaben benötigte, wusste er nicht. Was auch immer der Anlass sein mochte, Lai’raa würde noch eine ganze Weile brauchen, um eine Entscheidung zu treffen. Vermutlich würde sie die betreffenden Frauen eingehenden Prüfungen unterziehen.
Er hatte den perfekten Zeitpunkt gefunden, um das Labyrinth auszuspionieren, in das Lai’raa in den letzten Wochen so oft ging. Lai’raa hatte ihm verboten, ihr zu folgen, und als Strafe für ein Vergehen seinen Tod angedroht. Doch nun würde er ohnehin sterben. Ihre Strafe schreckte ihn nicht mehr ab.
Mit mehreren Fackeln ausgerüstet machte er sich zu Lai’raas Gemächern auf. Er kannte den verborgenen Gang, der durch den Palast zum Labyrinth führte, auch wenn er ihn nie selbst betreten hatte. Lai’raa war in seiner Gegenwart zwei Mal in dem getarnten Wandzugang verschwunden. Mit schnellen Bewegungen durchquerte er Lai’raas Ruheraum, trat an eine besonders prächtige Malerei und berührte den Mechanismus. Die Wand glitt auf und gab ein gähnendes Loch preis.
Die Fackel warf zuckendes Licht, als Au’ree den geheimen Weg ging. Was er zu finden hoffte, stellte er sich nicht vor. Jara hatte ihn gebeten, diesen Weg zu nehmen, also ging er ihn. In Gedanken versunken dachte er an die Priesterin. Bevor sie in sein Leben getreten war, wäre Au’ree nie auf den Gedanken gekommen, das Tun Lai’raas infrage zu stellen. Jara hatte ihm die Augen geöffnet, ihm Geschichten erzählt, die er nur schwer glauben konnte. Ständig redete sie von Dämonen, einer alten Zeit und der Erweckung, von der sie fürchtete, Lai’raa würde sie planen.
Au’ree hatte nie an Dämonen geglaubt, ebenso wenig wie an Götter. Es hieß, er würde von Aza’el oder Asiri’el abstammen, doch das waren Gerüchte aus dem Volk. In den modernen Laboren, die unter der strengen Hand Lai’raas geheim gehalten wurden, wusste man längst, dass Menschen und Tiere sich nach bestimmten Mustern veränderten. Wie es eine Ordnung in den Sternen gab, gab es eine Ordnung im Menschen. Eltern gaben ihr Sein an die Kinder weiter, aber manchmal geschah es, dass sich Mutationen bildeten. Plötzliche Sprünge. Er und seine Mutter waren in seinen Augen solche Mutationen. Sie passten sich an eine Umwelt an, die sich veränderte, wie es auch Käfer taten. Und
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