Blutseelen 03: Laira: Erotischer Vampirroman (German Edition)
bist Lairas Sohn. Wenn du das annimmst, wirst du schneller und kraftvoller sein, als du es in deinen kühnsten Träumen erhoffst. Hol dir, was dir fehlt, und mach kurzen Prozess. Hol dir, was dir fehlt. Der Satz verwirrte Aurelius und lenkte ihn für eine Sekunde ab. Was fehlte ihm?
Als Marut seine Kehle packte und ihn gegen die Decke warf, reagierte er zu langsam. Aufstöhnend sah er, wie das Mädchen schreiend wegrannte. Über ihm knirschte es hässlich. Ein Riss zog sich durch das Gemäuer. Putz bröckelte und staubte in seine Augen. Er wollte auf die Füße kommen, doch Marut stand über ihm.
Was spielst du mit ihm herum? Töte ihn endlich , herrschte ihn die Stimme an.
Aurelius wollte Marut töten, doch die Worte erschreckten ihn. Es musste ein Teil von ihm selbst sein, der da sprach. Mit Grauen erinnerte er sich an Ägypten und an Jara. Was hatte er damals getan? Er begriff, was die Stimme in ihm war: sein altes Ich. Oder zumindest etwas, das zu seinem alten Ich gehörte. Er erinnerte sich dunkel an ein Ritual mit einer Katze.
Werde, was du warst , flüsterte die Stimme.
Etwas veränderte sich in ihm und sorgte dafür, dass die Zeit gefror wie Wasser in großer Kälte. Seine Gedanken kosteten ihn nur die Bruchteile eines Moments. Als Marut mit den scharfen Krallen seinen Kehlkopf packen wollte, erschienen ihm dessen Bewegungen mit einem Mal unnatürlich langsam. Er wich ungläubig aus, packte den Wolf und schleuderte ihn von sich, gegen eine Stützwand. Die Wand brach unter der Wucht ein.
Ein tosendes Krachen schwoll über ihm an. Beton und Stahlträger kreischten hässlich auf. Er blickte hinauf und hielt sich die empfindlichen Ohren zu. Die Decke stürzte ein. Und mit ihr das zweistöckige Haus.
Mit einem Satz wollte er sich in Sicherheit bringen, doch der Raum war schon zu instabil. Ein großer Brocken traf seinen Kopf. Er stürzte und sah Marut, wie er sich aufrappelte. Dem Wolf gelang der Sprung ins Freie. Über Aurelius aber brach wie in Zeitlupe die Welt zusammen.
Amalia saß an einem niedrigen Tisch auf einem mit arabischen Ornamenten bestickten Sitzkissen und betrachtete den Plan, den sie angefertigt hatte. Das Gespräch mit ihrer Mutter hing ihr noch nach. Immer wieder glitt ihre Aufmerksamkeit vom Plan fort, hin zu dem, was ihre Mutter gesagt hatte. Dabei legte sich Amalias Hand unbewusst auf den Anhänger an der Kette um ihren Hals. Konnte ihr Vater wirklich noch als Geist oder Energie vorhanden sein? Der Gedanke beschäftigte sie mehr als ihr vorhergesagter Tod. Den Kopf schüttelnd versuchte sie erneut, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Aurelius war auf ein gutes Ergebnis angewiesen. Über ihren Vater konnte sie später nachgrübeln.
Der Zeichenstift bohrte sich schmerzhaft in ihre Hand. So sehr sie es auch versuchte, Amalia konnte sich nicht an alle Einzelheiten des Labyrinths erinnern. Irgendwo hatte sich so etwas wie ein unterirdisches Dorf befunden, aber das ergab keinen Sinn. Warum sollte mitten in einem Labyrinth ein Dorf sein?
Leise seufzend ließ sie den Stift los, rieb sich über die Schläfen und zwang sich, tief einzuatmen. Vielleicht erwartete sie zu viel von sich. Sie konnte sich ja auch nicht an ihren dritten Geburtstag oder das Weihnachtsfest mit ihrer Mutter vor zehn Jahren erinnern. Es lag in der Natur der Sache, sich nicht alles merken zu können, zudem das Labyrinth riesig gewesen war und sich über viele Quadratkilometer erstreckte. Ob es noch immer in seiner gesamten Größe unter dem Sand lag? In den Jahrtausenden mussten Gänge eingestürzt und verschüttet gegangen sein.
Amalia fuhr zusammen, als ein Schlag am vergitterten Fenster erklang. Mit einem Satz stand sie auf den Füßen und griff nach der Pistole auf dem Tisch. Kurz darauf hörte sie raues Männerlachen von mehreren Personen, das sich rasch entfernte. Es klang nach Jugendlichen. Vermutlich hatten sie etwas gegen die Scheibe geworfen. Eine Frucht vielleicht. Amalias Anspannung ließ nach. Erst jetzt merkte sie, dass sie am ganzen Körper unkontrolliert zitterte. Im Aufspringen hatte sie den Plan vom Tisch auf den Boden gestoßen. Ihr Herz raste, als sie sich nach dem Papier bückte. Schwindel überkam sie.
Verdammt, so durfte das nicht weitergehen. Warum fiel es ihr so schwer, wie Aurelius zu sein? Er, als Krieger, war die Ruhe in Person, sie dagegen viel zu oft ein Nervenbündel.
„Das muss aufhören“, flüsterte sie und setzte sich wieder. Die Mutter hatte es ihr gesagt. Sie musste die
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