Blutseelen 03: Laira: Erotischer Vampirroman (German Edition)
verschwand.
Amalia blickte von der Tür aus in das Innere der Wohnung zurück. Vielleicht war diese geliehene Bleibe der letzte Ruhepunkt in ihrem Leben. In dieser Wohnung erfuhr sie Geborgenheit und Liebe. Am liebsten wäre sie geblieben.
„Ich gehe allein, wenn du mich lässt“, sagte Aurelius neben ihr, als lese er ihre Gedanken.
Sie schüttelte den Kopf. Sie wollte es energisch tun und tat es weit kraftloser, als ihr lieb war. „Nein. Wir ziehen das zusammen durch.“ Ihre Hand berührte die Tasche der Hose, in der sie den zusammengefalteten Plan des Labyrinths verstaut hatte. Sie trat aus der Tür, hinaus in das Treppenhaus.
Die Schwindelattacke kam so plötzlich, dass sie keinen Halt mehr fand. Amalia sank in sich zusammen. Aurelius packte und hielt sie. Sie versuchte, zu sprechen. Die Welt um sie her verschwamm. Was geschah mit ihr?
„Amalia!“ Aurelius’ Stimme verklang. Sie gehörte nicht mehr in ihre Welt.
Amalia stürzte in die Vergangenheit. Zurück nach Ägypten. Noch im Stürzen begriff sie, dass sie eine Vision hatte. Sie versuchte, sich auf das Labyrinth zu konzentrieren, um noch mehr Informationen zu erhalten. Doch der Gedanke an Aurelius’ dunklen Seelenteil lenkte sie ab. Um sie her erschien das Innere eines präantiken Tempels. Kuhkopfkapitelle ragten über ihr an den Säulen auf. Alles erschien ihr real. Sie wusste, sie befand sich mitten in einer Szene aus einem anderen Leben, und doch spürte sie die Kühle des Tempels und das fließende Gewand auf ihrer Haut.
Vor ihr stand Au’ree, der Sohn Lai’raas. Sein Blick fixierte sie, dass sie schauderte. „Au’ree? Was ist mit dir?“
Er hob den Kopf. „Du musst mit mir kommen. Sofort.“ An seiner Stimme erkannte sie eine Beeinflussung. Lai’raa musste ihn mental unter ihre Kontrolle gebracht haben. Eine andere Erklärung gab es für die Feindseligkeit und Kühle nicht, mit der er ihr begegnete.
Sie zwang sich, sich ihre Entdeckung nicht anmerken zu lassen. „Aber natürlich, Liebster. Ich komme gleich.“ Sie – Jara – schritt zum Tempelheiligsten hinauf. Auf einem Altar lagen auf goldenen Schalen Kräuter und Gaben, geopfert der Göttin. Au’ree folgte ihr. Seine Hand griff hart in ihren Schultermuskel. „Nein. Nicht gleich. Sofort.“
Jara drehte sich zu ihm um und spürte, wie ihr trotz der Kühle im Tempel der Schweiß ausbrach. Verzweifelt versuchte sie, normal zu wirken und den Schmerz durch seine Finger zu ignorieren. Sie schaffte es nicht, ihre Stimme entspannt klingen zu lassen. „Aber Au’ree, sei doch nicht so ungeduldig. Du weißt, dass ich mich immer am Altar von Hathor verabschiede. Nichts kann so dringend sein, den Götterdienst verwehrt zu bekommen.“
In seinem Gesicht zuckten die Muskeln. Er schien über ihre Worte nachzudenken wie jemand, der einen zu harten Schlag auf den Kopf erhalten hatte und sich deshalb nicht mehr entsann, wo er war und wie er hieß. „Also gut, Priesterin.“ Seine Finger gaben sie frei. „Beeil dich.“
Mit heftig schlagendem Herzen sprang sie zum Altar und brachte mit einem Griff an sich, was unter mehreren Blütengaben verborgen lag und von ihr dort deponiert worden war. Sie brauchte nicht hinzusehen, als sie das Amulett zielsicher fasste und an sich drückte. Die Goldkanten eines stilisierten Schmetterlings stachen in ihre Hand. Das Amulett der Göttin verstrahlte Macht, die in ihren Körper fuhr. Auch Au’ree fühlte es, denn er riss die Augen auf. Ehe er reagierte, nutze sie seinen benommenen Zustand und presste ihm das Amulett gegen die Stirn. Er packte ihre Hand, doch in seiner Bewegung lag kaum noch Kraft. Hathor half ihr.
„Was …“, keuchte er auf. Sein Brustkorb hob und senkte sich so schnell wie der eines Menschen.
„Spüre die Macht der Göttin!“, schleuderte sie ihm entgegen. Er zuckte unter den Worten zusammen. „Lös dich von Lai’raas Bann, und sei wieder du selbst.“
Au’ree sank in die Knie. Sie ging mit ihm zu Boden, das Amulett unablässig gegen seine Stirn gepresst. Langsam klärte sich sein Blick. Er blinzelte.
„Jara“, murmelte er. „Jara, was ist passiert?“
„Lai’raa hat dich geschickt. Sie will unseren Tod, aber ich bin vorbereitet.“ Das Amulett in ihrer Hand glühte. Vorsichtig nahm sie die Hand zurück und legte ihm die Kette um den Hals. „Trag das, es schützt dich vor ihrem Geist.“
Au’ree sah sie so staunend an, als sähe er sie zum ersten Mal. „Vorbereitet?“, echote er verblüfft. „Vorbereitet,
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