Blutsgeschwister
»willst du mich mit Essen bewerfen?«
»Nein. Ich will reisen.« Mehr Menschen kamen aus allen Richtungen, die Hände voller Tomaten und die Gesichter voller Schalk.
»In Spanien gibt es so eine Sache, die La Tomatina heißt«, sagte Fancy, als um sie herum ein Tomatenkrieg ausbrach. »Die Leute kommen auf den Straßen zusammen und bewerfen sich mit Tomaten, ganz ohne Grund, nur dass es eben Spaß macht.« Eins der verwitterten Karussellpferde, das Fancy am nächsten war, brach auf, und eine Flut von Tomaten brach hervor wie hellrote Süßigkeiten aus einer Piñata.
Fancy kniete sich hin und sammelte die Tomaten auf, erstarrte aber, als sie hinter sich Ilan lachen hörte, während er sich die Tomate von der Stirn wischte. Er lachte sie aus. Immer noch.
»Ich vermute mal, das hier ist auch nicht wirklich erwachsen«, sagte sie und ließ die Tomaten fallen.
»Nee«, stimmte Ilan ihr zu und holte ihr die Tomaten zurück. Dann schnappte er sich selbst ein paar davon. »Aber es ist wichtig, nicht zu schnell erwachsen zu werden.«
Sie küsste seine Wange und schmeckte die Tomate auf seiner Haut, aber er stand nur da und schenkte ihr keine Beachtung. Er war zu beschäftigt damit, die riesige Glücklicher-Ort-Menge böse anzustarren.
Er warf eine Tomate in die Luft und fing sie wieder auf. »Dann treten wir doch mal in ein paar Tomatina-Ärsche.«
Eine Weile später standen Fancy und Ilan im Hinterhof und spritzten sich gegenseitig Tomatensoße mit dem Gartenschlauch ab.
»Warum kann ich nie bleiben?«, beschwerte sich Fancy, während sie um Ilan herumging und ihm Wasser über Brust und Rücken spritzte. »Es ist mein Ort. Warum werde ich immer aus meinem eigenen Ort rausgeworfen?«
»Vielleicht kann man etwas, das man selbst geschaffen hat«, sagte Ilan und nahm ihr den Gartenschlauch ab, »nur als Außenseiter genießen. So wie Gott. Ich meine, Gott hängt auch nicht hier auf der Erde rum, und als er das noch tat, war das immer nur für kurze Zeit. Also, vielleicht ist das für jeden so.«
Fancy dachte darüber nach, während sie die pinkfarbenen Schleifen aus ihrem Haar riss und sie wegwarf. »Wie kommt es, dass du jedes Mal mit dem Gartenschlauch auf meine Brüste zielst?«
»Weil sie tomatig sind. Also, wirklich tomatig.«
»Aber was ist mit den ganzen Tomaten auf meinen Beinen? In meinen Schuhen? Und ich hab immer noch welche im Haar.«
»Da hast du recht«, sagte er und sah ihr zu, wie sie die Lederschuhe und Rüschensocken auszog und in den Wald warf. »Du siehst furchtbar aus. Warum ziehst du nicht gleich alles aus? Ich weiß nicht, wie ich dich sonst sauber kriegen soll.«
»Du könntest damit anfangen, mit dem Schlauch woanders hinzuzielen als zwischen meine Brüste!«
»Das will ich ja«, erklärte Ilan entschuldigend, »aber ich kann nicht. Weißt du, je nasser ich dein Kleid mache, desto besser kann ich durchsehen. Und da du dich nicht für mich ausziehen willst, na ja, rechne es dir aus.«
Fancy warf Ilan auf den schlammigen Boden und lachte. »Du bist ein riesiger, fetter Perverser, Ilan Turner.«
Ilan lachte auch. »Genau. Und dass du auf mir im Schlamm herumrollst, hilft da auch nicht wirklich.« Er rollte sie auf den Rücken und küsste sie.
»Warum endest du immer auf mir drauf?«
»Du stellst die besten Fragen, Fancy.« Er rollte sie herum und setzte sie rittlings auf sich.
Sie setzte sich auf und hopste ein paar Mal probehalber. »Das ist besser als ein Holzpferd.«
»Whoa, ruhig, Cowgirl.« Ilan zog sie etwas rauf, öffnete seine Hose, und Fancy hatte das komische Gefühl, dass es nicht das erste Mal war, dass Ilan seine Hose für sie öffnete, was albern war. Es wurde sogar noch alberner, als er eine Kirschtomate aus seinen Boxershorts zog.
Fancy lachte und klatschte in die Hände, als hätte er gerade einen Zaubertrick für sie vorgeführt. »Was hast du noch da drin?«
»Ein oder zwei Sachen«, sagte er bescheiden.
Sie griff in seine Boxershorts, um selbst nachzusehen. »Drei Sachen«, kreischte sie, als er sich unter ihr krümmte. »Vielleicht.« Sie drückte zu. »Zählt das als eins oder zwei?«
»Fancy, bist du das?« Madda erschien am Küchenfenster. »Ich hab nach dir gerufen …« Madda verstummte beim Anblick von Fancy und Ilan, die regungslos auf dem Boden lagen.
Fancy war auf alles gefasst. Seit der Sache mit dem Brief war Madda ihr und Kit gegenüber stocksauer und mürrisch gewesen. Aber Fancy war nicht darauf vorbereitet, dass Madda sie anlächelte.
»Hast
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