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Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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wie eine echte. »Er war nur ein dummes Kind.«
    »Du hast ihm also geholfen, es zu vertuschen?«
    »Es war nicht Gabes Schuld. Ich wollte ihn nur beschützen.«
    »Du kannst ihn nicht für immer beschützen, Ilan!«, schrie Fancy das weißäugige Ding an, das vor ihr stand. Sie wollte ihren Ilan zurück, den echten, aber vielleicht kam er nicht mehr wieder. Vielleicht hatte sie ihn … kaputtgemacht. Wenn dem so war, wollte sie wenigstens die Wahrheit hören.
    »Ich weiß, was Gabriel tun wollte«, sagte sie. »Was er getan hat. Gib es zu – du hast ihn die Treppe runtergestoßen, weil er derjenige ist, der deinen Dad umgebracht hat.«

AUS FANCYS TRAUMTAGEBUCH:
    Gabriel hörte nicht auf, allen zu erklären, wie glücklich er war. Er sagte mir sogar, dass sein Name »der Glückliche« bedeutet. Aber Ilan behauptete, er sei ein Lügner. Er sagte »Ilan« bedeutet »der Glückliche« und Gabriel bedeutet »Lügner«. Gabriel weinte und weinte und weinte. Und seine Tränen waren schmutzig und dickflüssig, als wäre er innerlich so verrottet, dass er leckte.

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG
    Ilan blinzelte. »Was?«
    »Ich hab dich nach Gabriel gefragt.«
    »Was ist mit ihm?« Er spuckte aus, als hätte er einen schlechten Geschmack im Mund, und setzte sich auf die Steinmauer, die den Baum umgab. Als er zu Fancy aufsah, war das Weiß aus seinen Augen verschwunden, und sie waren wieder hellbraun. Fancy war so glücklich darüber, ihm die Wirkung der Mondfrüchte abgeschüttelt zu haben, so glücklich, dass er bei klarem Verstand und echt und nicht kaputt war, dass es ihr fast egal war, dass er die Frage nicht beantwortet hatte.
    Fast.
    Sie setzte sich neben ihn. »Du erinnerst dich nicht daran, was ich dich vor fünf Sekunden wegen Gabriel gefragt hab?«
    »Warum willst du immer über andere Jungs reden, wenn ich bei dir bin?« Als sie ihn halb verärgert, halb erleichtert anstarrte, spuckte er wieder aus. »Der Nachgeschmack bringt einen um.« Er warf sich ein Minzbonbon in den Mund und bot ihr auch eins an. Dann betrachtete er die Früchte über seinem Kopf.
    »Also, was ist in der Frucht? Ein Wahrheitsserum oder so was?«
    Sie nickte und lutschte das Bonbon. Sie staunte über Ilans Kit-artige Fähigkeit, ihre Spiele beiseitezuwischen wie Spinnweben. Manchmal fiel es schwer zu glauben, dass sie ihn nicht schon seit Jahren kannte. »Sieht aus, als bräuchte es mehr als eine Mondfrucht, um die Leute lange genug ruhigzustellen, um etwas Brauchbares aus ihnen herauszubekommen. Man lebt und lernt.« Sie warf ihm einen Blick zu. »Bist du sauer?«
    »Nein«, sagte er, aber die Pause davor war so lange gewesen, dass sie nicht sicher war, ob sie ihm glaubte. »Wenn ich du wäre, würde ich auch Antworten wollen. Aber setz mich nie wieder unter Drogen.«
    »Sonst was?«, fragte Fancy ehrlich neugierig. » Mich würdest du nicht die Treppe runterstoßen, oder?«
    »Würde ich. Wenn ich müsste.« Das glaubte sie ihm. »Macht dir das Angst?«, fragte er in einer aufgesetzten Schauerstimme.
    »Nichts macht mir Angst. Außer Monstern. Ich will nur meine Familie schützen. Ist ja kaum noch jemand davon übrig.«
    »Ich kenne das Gefühl. Aber Vertrauen bedeutet, dass man Leute nicht unter Drogen setzt, um Antworten von ihnen zu bekommen. Vertrauen bedeutet, den Leuten eine Chance zu geben, von selbst damit rauszurücken.«
    Da wurde Fancy klar, dass Ilan nicht sauer war. Er war verletzt. Seine Gefühle waren verletzt.
    »Es tut mir leid«, sagte Fancy, nicht sicher, was sie wegen seiner Gefühle machen sollte.
    »Versprich mir, mich nicht mehr reinzulegen, und ich vergebe dir.«
    Sie legte die Hand aufs Herz. »Ich verspreche, dich nicht mehr reinzulegen.«
    »Und jetzt küss mich, damit ich dir glauben kann.«
    Sie küsste sein Ohr. Kit mochte das, wann immer ihre Gefühle verletzt waren. Aber Ilan schien katastrophal ungerührt. Also küsste sie ihn, wie sie ihn in der Nacht in ihrem Hinterhof geküsst hatte.
    Als sie sich von ihm löste, grinste er übers ganze Gesicht. »Siehst du? Wenn du mich so küsst, dann glaube ich alles.«
    Fancy legte diese Information zur späteren Verwendung ab. »Willst du den Rest von meinem glücklichen Ort sehen?«
    »Ist das ein anderes Wort für …?« Er lachte über ihr verständnisloses Gesicht. »Vergiss es. Zeig mir den Weg.«
    »Baron von Großohr kann die Führung machen.« Sie zog eine pinkfarbene Fingerpuppe in Form eines Elefanten aus der Tasche und steckte sie auf ihren Zeigefinger. »Daddy

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