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Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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der Stadt reden über euch. Meistens nur Gutes.«
    »Was sagen sie denn?«, fragte Kit.
    Madda verzog das Gesicht. »Ist egal. Was zählt ist, dass ihr es gehasst habt, unter Leute zu gehen, und jetzt fährst du durch den Staat mit einem Jungen. Und du« – sie kniff Fancy in die Wange –, »wolltest nie einen Freund, und ich erwische dich, wie du mit Ilan auf dem Rasen rummachst.«
    Kit quietschte. » Was?«
    »Ich hab sie auf frischer Tat mit den Händen in seiner Hose erwischt.«
    »Hast du nicht«, sagte Fancy ernst zu Madda, mit so viel Würde, wie ihr möglich war. »Es war nur eine Hand.«
    Nach dem Abendessen gingen die Schwestern in die Stube, um sich auf ihr Bad vorzubereiten, so wie immer. Nur dass sich Kit nicht vor Fancy ausziehen wollte.
    »Warum benimmst du dich so komisch?« Fancy warf ihre Shorts und das Oberteil aufs Bett. »So schüchtern und unglücklich?«
    Kit seufzte und setzte sich neben Fancys hingeworfene Kleidung. »Ich wollte nichts sagen, als Madda dabei war, aber Gabe und ich haben Schluss gemacht. Ich meine, er hat mit mir Schluss gemacht, nachdem er das getan hat.«
    Sie zog langsam ihr Shirt aus. Fancy erstarrte bei dem Anblick der Blutergüsse. Ihre Brust sah geschwollen und grün aus, fast brandig.
    »Er hat dich verprügelt?«
    »Im Schlaf. Du weißt ja, wie er dann wird. Einfach nur … verrückt. Es war, als wollte er seine Fäuste zu meinem Herzen durchschlagen. Er sagte immer wieder, dass er in mir drin leben wollte. Ich hab ihm das einmal gesagt, dass ich in ihn hineinkriechen möchte. Es ist, als würde er sich über mich lustig machen.«
    »Das bezweifle ich. Er hat drüben im Schuppen dasselbe zu mir gesagt. Was für ein Spinner. Wie hast du ihn geweckt?«
    »Ich hab ihm in die Eier getreten.«
    »Gut! Er hat es verdient.«
    »Er hat sich so geschämt.« Fancy hatte Elend nie als etwas Lebendiges, Heißhungriges angesehen, aber es schien sich an ihre Schwester geklammert zu haben und sie so zu entstellen, dass sie kaum wiederzuerkennen war. »Er hat gesagt, dass er deshalb jeden Tag in die Kirche geht und betet, aber es funktioniert nicht. Er hat gesagt« – Kit stockte der Atem, als sie umsonst versuchte, einen Schwall Tränen aufzuhalten –, »er sagte, er kann es nicht riskieren, dass so etwas noch mal passiert. Dass er es nicht ertragen könnte, mir noch einmal wehzutun. Er hat gesagt, wir müssen uns aus dem Weg gehen.«
    »Damit bist du besser dran.« Fancy holte Klopapier aus dem Bad und gab es Kit. »Heul ihm nicht nach. Er war nur ein …«
    »Ich weiß, dass du ihn hasst«, unterbrach Kit. Sie war traurig und niedergeschlagen. »Aber ich ertrag es gerade nicht, das zu hören.«
    »Du musst es dir nicht von mir anhören.« Sie dachte an die Mondfrucht. »Wir können zu ihm nach Hause gehen, und du kannst es dir direkt von ihm anhören, wie er …«
    »Fancy.« Gabriels Kreuz glänzte in Kits Hand. Sie drehte und wendete es, als wäre es ein winziges Gerät, das sie nicht zu benutzen verstand. »Tust du mir einen Gefallen? Gehst du mit mir in die Kirche?«
    »In die Kirche?«
    »Ich will für ihn beten. Gott wird ein Gebet für Gabe erhören.«
    »Warum muss ich es mir anhören?«
    Kit ließ das Kreuz los und griff nach ihrer Schwester. »Weil ich sonst niemanden habe.«
    Fancy setzte sich zu Kit und umarmte sie vorsichtig, wegen ihrer schmerzenden Brust. »Sag ich doch«, flüsterte sie.
    Am nächsten Tag standen Kit und Fancy in der St.-Teresa-Kathedrale vor einem langen, verzierten Altar, auf dem überall Kerzen standen. Fancy hielt Kits Hand und fühlte sich klein in dem eisigen, widerhallenden Raum. Sogar der Altar überragte die Schwestern und begrub sie im flackernden Kerzenlicht.
    Kit betrachtete ein paar der unangezündeten Kerzen und runzelte die Stirn. »Welche Kerze sollen wir denn anzünden? Ist es wichtig, in welcher Reihe sie stehen oder …«
    »Das fragst du mich?«, schnaubte Fancy. »Ich weiß nicht mal, wann wir zum letzten Mal in der Kirche waren.«
    »Big Mamas Beerdigung. Das war das letzte Mal.« Sie zündete eine Kerze neben einer Marienstatue an, die einzige Statue, die die Mädchen erkannten.
    Kit kniete sich auf die Bank um zu beten, dann erstarrte sie mit großen Augen und zusammengefalteten Händen. »Ich kenne überhaupt keine Gebete.« Sie sah panisch aus. »Das einzige, an das ich mich erinnere, ist: ›Komm Herr Jesus, sei unser Gast, und segne, was Du uns bescheret hast.‹«
    »Das ist dumm.« Fancy sah sich um. Am Beichtstuhl

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