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Blutskinder

Blutskinder

Titel: Blutskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hayes
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beide dieselbe Erin meinten, doch warum hatte sie etwas aus Kings Laden stehlen wollen? Das sah seiner Frau so gar nicht ähnlich! Aber was wusste er schon? Inzwischen schien ihm alles möglich.
    »Das tut mir leid«, sagte Robert teilnahmsvoll.
    »Danke. Anfangs musste ich mich zwingen, darüber zu reden, aber jetzt macht es mir nichts mehr aus. Zumindest sind Erin und Ruby unverletzt davongekommen.« Als Baxter King nachdrücklich seinen Hals massierte, starrte Robert unwillkürlich auf die vernarbte Haut, so als läge dort die Antwort auf seine Fragen.
    »Erin fällt es schwer, darüber zu sprechen.« Robert wollte unbedingt noch mehr erfahren und sein Gesprächspartner schien zum Glück bereit, ihm die gewünschten Auskünfte zu liefern. »Ich war gerade in Brighton«, fügte er noch hinzu. »Und weil Erin mir so viel von Ihnen erzählt hat, wollte ich Sie unbedingt mal persönlich kennenlernen …« Robert verstummte. Er musste aufpassen, was er sagte, damit Baxter King nicht misstrauisch wurde.
    Doch der schaute auf die Uhr und fragte mit breitem Lächeln: »Hätten Sie Zeit für ein frühes Mittagessen, mein Guter? Ich möchte so gern hören, wie es ihr geht! Und von Ruby müssen Sie mir auch alles erzählen.«
    Robert erwiderte das Lächeln und erhob sich. »Darf ich Sie einladen?«

    Die beiden Männer bestellten einen Salat mit warmem Hühnerfleisch und einem Pesto-Dressing.
    Während der Kellner ihnen zwei kühle Bier und das Essen servierte, plauderten sie über den Blumenladen, das Leben in Brighton im Vergleich zu London und Patricks hoffnungsvolle Karriere als Schauspieler, die durch seinen Tod ein jähes Ende gefunden hatte. Baxter beäugte sein Essen, als wäre es ein Strauß Sommerblumen, bevor er es gierig vertilgte. Dann wandten sie sich wichtigeren Themen zu. Im Laufe des Gesprächs wurde Baxter King Robert immer sympathischer. Der Blumenhändler hatte eine Offenheit und Ehrlichkeit an sich, die Robert bei dem mutmaßlichen Liebhaber seiner Frau nicht erwartet hätte. Trotzdem musste er Gewissheit haben.
    »Bitte verzeihen Sie mir meine Offenheit, aber weil Erin immer in den höchsten Tönen von Ihnen spricht, habe ich mich gefragt, ob … nun, ob Sie und meine Frau jemals eine Beziehung miteinander hatten. Sind Sie mal Ihr Liebhaber gewesen? Oder sind Sie es noch?« Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, merkte Robert, wie albern seine Frage klang. Energisch säbelte er an seinem Hühnerfleisch herum.
    Da war es wieder, dieses laute, wiehernde Lachen, das irgendwo aus Baxters umfangreichem Bauch zu kommen schien. »Erins Liebhaber? Ich?«, rief er ungläubig. »Sie ist doch viel zu hübsch für eine alte Schwuchtel wie mich. Ich würde ihr nie im Leben zu nahe treten. Keine Angst, mein Guter, von Onkel Bax hat Ihre Frau nichts zu befürchten. Prost!« Baxter King hob sein beschlagenes Bierglas, stieß mit Robert an und leerte es fast in einem Zug. Robert tat es ihm nach.
    »Erzählen Sie mir von Ruby. Sie muss ja schon eine richtige junge Dame sein.« Baxter wischte sich ein wenig Salatdressing aus dem Mundwinkel.
    »Richtig, und sie wird ihrer Mutter immer ähnlicher.« Robert wusste nicht, warum er das gesagt hatte. Es stimmte überhaupt nicht. »Sie wird langsam erwachsen.« Er hatte keine Lust, Rubys Schulprobleme vor Baxter auszubreiten.
    »Aber?« Baxter schien zu spüren, dass sein Gesprächspartner ihm etwas verschwieg.
    »Kein Aber. Wirklich nicht. Wir haben sie vor kurzem in einer neuen Schule angemeldet. Die Entscheidung ist Erin nicht leicht gefallen, aber Ruby macht sich dort sehr gut.«
    »Haben diese Rüpel sie immer noch schikaniert?«
    Erleichtert stellte Robert fest, dass King bereits Bescheid wusste. Offenbar hatte Erin in ihren Briefen davon berichtet. Er nickte. »Sie geht jetzt auf ein privates College, wo die musikalische Ausbildung gefordert wird. Demnächst steht eine Klassenfahrt nach Wien an und …«
    »Und Erin will nicht, dass Ruby mitfährt, stimmt’s?«
    Robert war verblüfft. »Sie haben recht. Sie wollte auch nicht, dass Ruby auf dieses College geht. Ruby dürfe nicht vor ihren Problemen davonlaufen, hat sie gesagt.«
    »Das überrascht mich nicht. Erin ist in ihrem Leben oft genug weggelaufen. Außerdem ist sie unglaublich besorgt um Ruby. Als das Kind noch jünger war, wollte Erin es buchstäblich nie aus den Augen lassen. Nicht einmal, wenn es zur Toilette musste.«
    Robert stutzte, die Gabel auf halbem Weg zwischen Teller und Mund. Noch ein

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