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Blutskinder

Blutskinder

Titel: Blutskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hayes
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Erins Typ – einer, der sich schräg und verrückt kleidete und sich nicht darum scherte, was andere von ihm hielten. Der Inhaber des Blumenladens trank gerade aus einem Becher und telefonierte gleichzeitig, wobei er den Hörer zwischen Kinn und Schulter geklemmt hatte. Möglicherweise war dies ja gar nicht Baxter, und der war in Wirklichkeit eins achtzig groß, muskulös und sonnengebräunt und besaß eine Jacht in …
    »Nun geh schon hin und mach dich schlau«, sagte Robert ungehalten zu sich selbst, worauf sich einige Gäste nach ihm umdrehten. Er zahlte und trat auf die heiße Straße hinaus. Nachdem er die Sonnenbrille aufgesetzt hatte und sich mit den Fingern durchs Haar gefahren war, holte er noch einmal tief Luft und betrat dann »King’s Blumen«.
    Ein kühler Lufthauch streifte seine verschwitzte Haut. Erstaunlicherweise machte ihm die Tatsache, dass er sich auf dem Terrain seines Rivalen befand, nicht das Geringste aus. Die sanfte Musik, die aus Lautsprechern in allen vier Ecken des Ladens drang, übte eine ebenso beruhigende Wirkung auf ihn aus wie der kühle Marmorboden unter seinen Füßen und die Mischung aus Blumendüften, die eigens zur Entspannung der Kunden komponiert zu sein schien. Roberts verkrampfte Schultern wurden locker, der Knoten in seinem Magen löste sich auf.
    Er betrachtete die verschiedenen Blumenarrangements – da gab es alles, von tropischen Pflanzen mit würzigem Aroma bis zu zart duftenden heimischen Wildblumen. Das hier würde Erin sehr gefallen, dachte er. Er sah förmlich vor sich, wie sie die Farben und Formen der einzelnen Pflanzen und die Dekorationen eingehend betrachtete und dann vor Begeisterung in die Hände klatschte.
    »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«
    Unwillkürlich spannte Robert die Muskeln an. Die blonde Verkäuferin vor ihm war von Nahem noch attraktiver. Offensichtlich hatte King etwas für schöne Frauen übrig.
    »Ich möchte meiner Frau ein paar Blumen schicken lassen.« Ohne direkt hinzusehen, wusste Robert, dass King noch immer hinter der Theke telefonierte.
    »Haben Sie an etwas Bestimmtes gedacht?« Das Lächeln der Verkäuferin wirkte beinahe, als wolle sie mit ihm flirten. Wahrscheinlich hatte sie ihre Anweisungen. Sie dirigierte Robert zu einer Reihe von Pflanzen, die für ihn wie Kräuter aussahen. »Das hier ist wirklich etwas Ausgefallenes und zurzeit sehr beliebt – Gestecke mit Lavendel oder mit Rosmarin und weiteren Kräutern. Viele Damen stellen es sich gern in die Küche. Oder wünschen Sie eher etwas Schlichteres? Vielleicht Bambus und Lilien oder etwas mit Gräsern?« Sie wartete auf Roberts Antwort, doch der konzentrierte sich auf Baxter King.
    »Freesien«, sagte er, ohne die Verkäuferin anzusehen. »Zwei Bund.« Dann ging er hinüber zur Ladentheke. Schließlich war er nur noch ungefähr einen Meter von diesem lächerlichen Liebhaber seiner Frau entfernt. Er konnte sein Rasierwasser riechen und fragte sich, ob es wohl ein Geschenk von Erin war. Wie pockennarbig Kings Haut aussah! An einer Seite war sein Hals mit weißen, knotigen Brandnarben bedeckt. In diesem Augenblick lachte King schallend und entblößte dabei eine Reihe gelber Zähne. Die Verkäuferin trat hinter den Tresen, schob King sachte beiseite, öffnete ein Auftragsbuch und nahm einen Stift zur Hand.
    »Wann sollen wir die Blumen liefern?«, fragte sie. abermals lächelnd. Neben dem hübschen Mädchen wirkte King noch hässlicher.
    »Ginge es morgen?«
    »Sagen Sie mir bitte den Namen Ihrer Frau?«
    »Erin Lucas«, antwortete Robert laut und vernehmlich in Kings Richtung. Er kam sich vor wie ein Schmierenkomödiant, der seine Rolle übertrieb. Die Verkäuferin schrieb etwas in das Buch, doch bevor sie noch weitere Fragen stellen konnte, beendete Baxter King sein Telefonat und beugte sich über die Theke.
    »Um diese Bestellung kümmere ich mich selbst. Danke, Sally. Bitte besprühe jetzt mit Alison draußen die Sträuße.« Er schob sie in Richtung Tür und wandte sich dann an Robert. »Sie wollen also einer gewissen Erin Lucas Blumen schicken?«
    Wie er da in seinem geschmacklosen grellbunten Hemd vor Robert stand, gab Baxter King wahrhaftig eine traurige Figur ab. Die Haut an Gesicht und Händen war faltig, die grauen Augen blickten trübe wie Regenwolken und über die pockennarbigen Wangen zog sich ein Geflecht leuchtend roter Äderchen.
    »Ja. Ich schicke meiner Frau Blumen.« Langsam nahm Robert die Sonnenbrille ab.
    »Geht es ihr gut? Sie ist doch nicht etwa krank?«

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