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Blutskizzen

Titel: Blutskizzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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Ganz schön großer Kasten, nicht gerade sozialer Wohnungsbau. Die Tür ist verschlossen, kurz klopfen, Beckmann öffnet. Weißer Overall, Haube, Schuhüberzieher, kompletter Dienstanzug. Aus einem der Räume monoton Ernsts Stimme, er brabbelt eine Beschreibung herunter.
    »Zieh dir bitte was über, auch die Schuhe. Hier rechts ist die Küche«, er geht vor, »den Raum nehmen wir als Schleuse.« Er reicht eine Plastiktüte mit Anzug und Überziehern.
    »Wie viel Räume habt ihr schon?«
    »Knapp die Hälfte, ist ziemlich aufwendig.«
    Ernst erscheint im Türrahmen, das Diktiergerät auf das Schreibbrett geklemmt, macht nebenbei Skizzen. Er hilft beim Anziehen, fasst hinten an den Kragen, zieht ihn zurecht. Beckmann geht.
    »Ist er hier getötet worden?«
    »Schwer zu sagen, gefunden haben wir bisher nichts. Er hat nicht geblutet, oder kaum, das ist schon mal Scheiße. Die waren zwar in allen Räumen, haben auch fast alles durchsucht, aber sehr zurückhaltend. Ist auch mit Sicherheit was gestohlen worden. Der Mann war ein Sammelfetischist, komm mal mit.«
    Er geht vor die Treppe hoch. Offene Konstruktion, kunstvoll geschmiedetes Geländer. An den Wänden Bilder mit schicken Rahmen, sehen aus wie Originale. Das Metall des Geländers fühlt sich durch die Latexhandschuhe kühler an, als es ist. Oben scharf rechts die erste Tür. Großer Raum, sehr großer Raum, an allen vier Wänden Regalbretter. In der Mitte ein Tisch mit Schreibkram und Schere, darüber eine Lampe. An einer Kette hängt von der Decke ein Sitzkorb.
    »Kuck dir das mal an, das sind alles Comics.« Er geht zu einem Regal, zieht ein Heftchen raus, nicht größer als ein Fünfzig-Euro-Schein. »Kennst du die noch? Gab’s mal ganz früher, ich kann mich noch grad dran erinnern, diese kleinen Dinger.«
    Falk, Ritter ohne Furcht und Tadel.
    Er steckt es zurück, greift ein Brett höher.
    Sigurd, der ritterliche Held.
    »’ne ganze Menge ritterliches Zeug.«
    »Nur auf dieser Seite.« Er zeigt mit dem Daumen über die Schulter. Gegenüber in den Regalen bis unter die Decke glänzende Buchrücken, unterschiedlich hoch.
    »Sehen aus wie Bildbände.«
    »Sind es auch, thematisch etwas einseitig.« Grinsen.
    Tatsächlich. Aktbände, das sind alles Aktbände. Lee Friedlander, Nudes. Man Ray, Nudes.
    »Nur hochwertige Bücher, zum Teil richtige Raritäten, hat uns die Schwester gesagt. Etliche sind sogar signiert und gewidmet.«
    »An nackten Weibern war der Täter jedenfalls nicht interessiert. Was ist denn weg?«
    »Genau können wir’s noch nicht sagen, morgen mal mit Schwester und Putzfrau durch die Räume gehen. Aus diesen Schränken ist aber mit Sicherheit was weg.«
    Er geht vor in den Raum gegenüber, an der Wand zwei Stahlschränke, aufgehebelt, darin lackierte Kästen und Alben.
    »Hier waren Münzen drin. Davon haben sie in jedem Fall was mitgenommen, mit den Briefmarken konnten sie nichts anfangen.«
    »Einfach aufgehebelt.«
    »Wenn man sich nicht in Acht nehmen muss, mit’nem Kuhfuß kein Problem. Das Beste ist aber hier...« Er geht, bleibt plötzlich stehen. »Wo würdest du einen Safe am wenigsten erwarten?«
    Keine Ahnung. »Auf dem Lokus?«
    »Fast richtig.« Er geht weiter, will ins Badezimmer. Binz kniet auf den Fliesen, fegt was zusammen, protestiert zurückhaltend.
    »Nur ganz kurz, Uwe. Also, du hast drei Chancen.«
    Ziemlich groß für ein Badezimmer. Weiße Fliesen mit schwarzen Inseln dazwischen.
    »Hinterm Spiegel.«
    Ernst schüttelt den Kopf, Binz grient.
    »In der Dusche.« Auch nicht.
    »Scheiße, Ernst, weiß ich nicht. Muss man in der Schüssel auf einen bestimmten Punkt pinkeln und dann öffnet sich der Boden, oder was?«
    »Bisschen ungeduldig heute, wie?« Er schließt die Tür, dahinter ein zwei Meter hoher Handtuchhalter als Heizung. Er entriegelt was an der Aufhängung, das Ding lässt sich zur Seite klappen. Direkt dahinter ein Quadrat aus vier schwarzen Fliesen, Ernst drückt an einer Stelle, schiebt sie zu Seite.
    »Wirklich schlau, oder? Haben sie auch nicht gefunden.«
    »Was ist drin?«
    »Keine Ahnung. Die Schwester wusste wohl, wo er war, kennt aber nicht den Code. Wir haben mit der Firma Kontakt aufgenommen, sehr wahrscheinlich kommt Montag jemand raus.« Er verschließt es wieder, geht vor in den Flur.
    »Wie wollen wir jetzt weiter vorgehen, soll ich einen Teil übernehmen?«
    Er umfasst sein Kinn mit der Hand, sieht von rechts nach links. »Hier bin ich eigentlich mittendrin. Wenn du willst, kannst du den

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