Blutskizzen
schnell’nen Quickie für den Durst. Möglicherweise sogar im Wagen.
Klöpper bleibt auch stehen, dreht sich um.
»Gibt’s irgendwas?«
»Nein, nein, ich hab nur..., ein Freund..., ist auch egal. Ich bin nur grad bestätigt worden.«
Bruno, Bruno. Soll man es ihm erzählen? Freundschaftsdienst?
Kurzes Aufleuchten der Blinker, er verstaut seinen Rolli im Kofferraum, behende Bewegungen beim Einsteigen. Hoffentlich reicht der Sicherheitsgurt. Der Nieselregen macht die Konturen langsam unscharf, Intervallschalter.
»Wann geht dein Zug zurück?«
»Schaun mer mal, würde der Franz sagen. Die Sache lag mir damals ziemlich am Herzen, weiß auch nicht, warum. Zur Not bleib ich noch etwas. Zwei frische Unterhosen hab ich dabei.«
Die Ampel springt auf Gelb, zwanzig Meter, lieber bremsen.
»Zwei Wochen sollte es eigentlich nicht mehr dauern.«
Er sieht rüber, braucht eine Sekunde, grient.
»Zwei Wochen? Aber nur, wenn man unnötig häufig wechselt.« Zwei tiefe Lacher. »Das bisschen Fischgeruch haut uns doch nicht um.« Er freut sich.
Spaßvogel, aber der hängt sich ja unglaublich rein.
Grün.
10 Uhr 39
Die wichtigen Stellen sind mit Klebefähnchen markiert, sagt er. Ein Rolli voller Ordner, da hat er ganz schön geschleppt. Plus zwei Unterhosen. Na, denn.
Tatortbefundbericht Leverkusen, 08. 03. 01
Bei dem erweiterten Fundort handelte es sich um das Gelände einer alten Galvanikfabrik. Links der alten Werkseinfahrt liegt der Komplex der früheren Produktionshallen. Diese Gebäude stehen leer und können u. a. wegen der hohen Kontamination des Bodens nicht genutzt werden. Rechts dieser Zufahrt befindet sich der frühere Verwaltungs- bzw. Lagerbereich der Firma. Hier haben die vier auf Blatt 37 d. A. aufgeführten Firmen Räume angemietet, die sämtlich als Lagerfläche benutzt werden. Nach ca. 35 Metern Zufahrt öffnet sich nach rechts versetzt ein Innenhof, der etwa 45 x 35 m misst. Der Hof ist komplett von Gebäuden umgeben und ausschließlich über die Zufahrt zu erreichen. Betritt man den asphaltierten Hofbereich, so befindet sich in der rechten vorderen Ecke im von der Straße aus durch das alte Lagergebäude verdeckten Bereich eine Großmulde. Die Mulde hat die Maße 3 × 8 m und eine Höhe von etwa 1,50 m. Aufsteller ist die Firma Ricycolix (Bl. 41 d. A.). Nach dem ersten Eindruck ist die Mulde zum größten Teil mit diversen Verpackungsmaterialien zu etwa drei Vierteln gefüllt. Lediglich im von der Einfahrt aus betrachtet vorderen Bereich befindet sich auch anderer Müll, der als Hausmüll bezeichnet werden kann, wie z. B. Essensreste, Trinkflaschen und gebrauchte Taschentücher.
Die Leiche liegt in diesem vorderen Bereich der Mulde in der Weise, dass sie in Embryostellung in der zum Gebäude liegenden vorderen Ecke abgelegt worden ist. Auf der Leiche ist verschiedener Müll verteilt.
Wo sind denn die Bilder? Das war doch der Ordner hier.
Da hat er sich ja ein schönes einsames Plätzchen gesucht. Die Haut sieht aus wie Seife, um den Mund ein letzter starrer Schmerz. Die rote Hautverfärbung ist deutlich zu sehen, hat ein bisschen was von’nem Clown.
Verabredung, man trifft sich, geschäftliche Gespräche, mitfahren. In einem unachtsamen Augenblick eins über den Schädel, er stürzt, würgen, zur Sicherheit noch das Klebeband, er bäumt sich auf, zuckt, das Zwerchfell pumpt umsonst, allmählich werden die Bewegungen ruhiger, das war’s.
Oder erst den Mund verkleben, kein Geschrei, würgen, er ist bewusstlos, das Klebeband bewegt sich wie eine Membran, ganz langsam verreckt er.
Klöpper hat doch was von einer Schuhspur gesagt. Spurensicherungsbericht, überfliegen, da.
1,23 m von der Seite der Mulde zur westlichen Seite hin befindet sich eine flache Vertiefung im Asphalt, in der sich vermutlich durch Pfützenbildung bei Regen ein etwa 13 x 16 cm großes Sediment aus Staub und Sand gebildet hat. In diesem Sediment ist das Fragment eines Schuhabdruckes zu erkennen (Spur 44).
Bei diesem Fragment handelt es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um einen Schuh der Marke »Puma«, infrage kommen die Modelle Speed Cat P und Speed Cat SD. Die fotometrische Auswertung der Spur hat ergeben, dass es sich um einen Schuh der Größe 11 (45) handeln muss.
Nach Angaben Dr. Poulets vom meteorologischen Institut ist der letzte Regen am 05. 03. 01 gegen 17.00 Uhr gefallen
Ein am 07.03.01 durchgeführter Versuch hat gezeigt, dass die Pfütze bei ähnlichen
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