Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blutskizzen

Titel: Blutskizzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
Vom Netzwerk:
und haben dort verabredet, die Golfsaison zu eröffnen, wollten deshalb aber noch einmal Kontakt aufnehmen.
    Das habe ich am Abend des 05. 03. 01 gemacht. Ich habe ihn auf seinem Handy gegen 21 Uhr 30 erreicht. Er machte einen lockeren und sehr gut gelaunten Eindruck, und ich hatte das Gefühl, dass er etwas getrunken hatte.
    Wo ist der Obduktionsbericht? Hatte der Alkohol im Blut? Gleich Klöpper fragen, ist schneller.
    Ich habe ihn darauf scherzhaft angesprochen und gefragt, ob es ihm gut gehe, und er antwortete, es gehe ihm sehr gut. Als ich mit ihm den Termin zum Golf verabreden wollte, forderte er mich zum Warten auf, und ich hörte, wie er mit einem Mann sprach. Er bat mich dann, ich solle in einer Viertelstunde noch einmal anrufen, er käme jetzt nicht an seinen Terminkalender.
    Als ich ca. 15 Minuten später wieder anrief, war das Handy aus. Ich habe es dann noch zweimal probiert, ihn aber nicht mehr erreicht.
    Wenn ich jetzt gefragt werde, ob ich im Hintergrund etwas gehört habe, so meine ich mich zu erinnern, dass dort neben der Männerstimme leise Musik spielte.
    Wo er war oder in welcher Gesellschaft er sich befand, darüber hat er nicht gesprochen, unser Gespräch hatte im Wesentlichen den oben wiedergegebenen Wortlaut.
     
     
    Geschlossen: Gelesen, genehmigt
und unterschrieben:
    Kruse, KK Robert Ertel
    21 Uhr 30. Da muss er schon mit Michels zusammen gewesen sein. Oder irgendwo in einer Kneipe oder Bar, auch möglich.
    Michels da kennen gelernt, noch gemeinsam ein anderes Lokal aufsuchen. Michels sieht, dass er reichlich Kohle dabeihat. Mitgehen, gute Gelegenheit, eins über die Rübe, die Kohle nehmen. Oder vorher grad noch zu Hause vorbei, war damals ja noch ledig, Schlag auf den Kopf, verkleben, die Wertsachen abnehmen, ablegen. Aber warum sollte er mit Michels mitgehen. Was Geschäftliches?
    Im Westen zwischen den Wolken eine blaue Insel, ist ja unglaublich, seit Tagen nicht gesehen. Als wenn man im Urlaub nach fünf Stunden Autofahrt den ersten Blick aufs Meer wirft. Vor einer Wolke ein Pfeil Zugvögel, spitzer Winkel. Jetzt noch, Ende November. Spät dran.

11 Uhr 56
    Atze und Ulla sitzen nebeneinander, er zeigt ihr was bei Spur 111. Sie liest, hat begriffen, leicht genervte Miene. Die Tür steht auf, VG und Regina kommen auf dem Flur vorbei, beide im Mantel, VG mit Tasche unter dem Arm.
    »VG.«
    Ulla wendet blitzartig den Kopf. »Wehe, du machst einen Spruch, Konni.« Mit ausgestrecktem Zeigefinger und Glut im Blick.
    VG kommt gelangweilt zurück.
    »Schon gut, hat sich erledigt.«
    Er nickt abwartend, ungläubig, mit stiller Drohung.
    »Wir sind unterwegs, Ulla, klären zwei Anrufe auf den Zeitungsartikel von heute Morgen ab.«
    Er dreht sich, ein letzter böser Blick, stößt fast mit Klöpper zusammen. Der balanciert rechts einhändig drei Ordner, links einen dampfenden Kaffeepott. Er zieht sein Jackett aus, hängt es über die Lehne, setzt sich.
    »So, ich habe mir erst mal den letzten Fall, Neumann, vorgenommen, so viel Zeit war ja noch nicht. Gleich am Anfang’ne Frage: Du sagtest, das Opfer aus Weiden sei homosexuell gewesen. Hast ja gelesen, bei uns gab es auch einen vagen Hinweis darauf. Könnte Homosexualität in irgendeiner Weise’ne Rolle spielen?«
    »Glaub ich nicht. In unseren beiden Fällen können wir zur Sexualität einmal sagen, dass bei Kunz, vielleicht auch aufgrund des Alters, einfach keine Aussagen gemacht werden können. Und das letzte Opfer, Neumann, hast du ja gelesen, war eindeutig hetero. Der hatte nach dem Tod seiner Frau verschiedene Geschichten mit jüngeren Frauen, sehr zum Leidwesen seiner Schwester, die das ziemlich gestört hat. Die fand schon die noch recht knackige Putzfrau von ihm relativ unpassend.«
    »Und wenn die Sexualität dabei gar nicht das Wichtigste ist, vielleicht nur genutzt wird, damit er besser an seine Opfer kommt?«
    »Schwer zu sagen, aber ich glaub es nicht. Bei unseren spricht jedenfalls nichts dafür.«
    Denkende Augen. »War auch nur so’ne Idee.« So ganz ist er damit noch nicht fertig.
    »Aber Stichwort Weiden ist gut.«
    Die Freisprecheinheit in die Mitte des Tisches, wählen.
    »Lechleitner, Kripo Weiden.« Sonor, getragen, noch mürrischer als vorhin.
    »Ja, Kirchenberg, klappt ja prima. Wie bin ich zu verstehen?«
    »Sehr gut. Drei bis vier ohne Nebengeräusche.«
    »Dann kann’s losgehen. Ich sag dir mal kurz, wer hier noch mit am Tisch sitzt, damit du im Bilde bist. Das ist die Kollegin Ulla Wiesing, die leitet die beiden

Weitere Kostenlose Bücher