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Blutskizzen

Titel: Blutskizzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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wieder?«
    »Muss wohl am Wasser liegen. Außerdem sitzen wir hier ja auch schon’ne ganze Weile.«
    Mark geht wieder mit.
    »Abgewichster Bursche.« Ernst lächelt wissend.
    »Der hat genau erkannt, dass er jetzt aufpassen muss. Hat er wenigstens ein paar Minuten, um sich’ne Strategie zurechtzulegen.«
    Stille Anspannung. Klöpper in der Ecke, hält sich ziemlich raus aus der Sache.
    Sie kommen zurück, er setzt sich wieder. Sieht er anders aus?
    »Also, Herr Michels, die Fahrt zu Kamp und Johnsten. Woran können Sie sich erinnern?«
    »Also, auch wenn Sie mich für senil halten, aber eine lückenlose Erinnerung an die Fahrt habe ich nicht mehr. Wissen Sie, dafür fahre ich dann doch zu häufig. So ein, zwei längere Fahrten pro Woche sind es schon, dann noch mal eine kürzere...«
    Cleveres Kerlchen, aber warte …
    »Wir helfen Ihnen, Herr Michels. Gehen wir die Fahrt mal Stück für Stück durch. Wann sind Sie gestartet, so ungefähr? So was weiß man doch meistens noch.«
    Er zuckt mit den Schultern.
    »Müsste so am Nachmittag gewesen sein.«
    »Na, sehen Sie. Geht es noch genauer? Sie haben ja schließlich irgendwann das Fahrtenbuch ausgefüllt, vielleicht erinnern Sie sich daran.«
    »Könnte früher Nachmittag gewesen sein. Weiß nicht.« Er ahnt was, weiß aber nicht genau, wo der Hammer hängt.
    »Gut. Wie verlief dann die Fahrt?«
    »Ich nehme an, ich bin ziemlich direkt zur Autobahn gefahren und dann erst mal Richtung Norden.«
    »Ist irgendwas passiert, woran Sie sich erinnern können?«
    Er schüttelt den Kopf.
    »Wann waren Sie bei Kamp und Johnsten?«
    Wieder mit Verzögerung. Du weißt, dass wir das schon nachgefragt haben, nicht?
    »Das müsste so...«
    Die Tür geht auf, Helmut, dahinter eine Schwarzhaarige mit Pferdeschwanz. Graues Kostüm, Aktenkoffer, die Haut wie matter Bernstein.
    »Wir vernehmen, Helmut.«
    »Ich weiß. Das ist Frau...«
    »… Green-Gerber.« Ganz milder englischer Akzent.
    Sie reicht die Hand, ein Lächeln wie eine Kriegserklärung.
    »Frau Green-Gerber ist Rechtsanwältin und der Rechtsbeistand des Herrn Michel.»
    »Wir waren grad in einer Vernehmung.« Saublöd. Das sieht sie doch.
    »Ja, ist ja auch Ihr Job.« Wieder das Lächeln. Sie geht zu Michels.
    »Ich bin über Herrn Müller informiert worden. Tut mir leid, dass ich etwas spät bin, aber ich komme aus Bremen.« Sie dreht sich um. »Wir wollen natürlich gern zur Sache aussagen, aber Sie gestatten doch, dass ich vor der Vorführung in«, sie sieht auf die Uhr, »gut einer Stunde noch kurz mit Herrn Michels spreche und mir die Prozessvollmacht unterzeichnen lasse. Könnten Sie uns einen Raum zur Verfügung stellen, wo wir ungestört sind?«
    Helmut kann, sie gehen. Mark sieht den Wink, geht mit.
    »Verdammte Scheiße. Grad im richtigen Augenblick. Er wurde unsicher.«
    »So unsicher auch wieder nicht. Hat sich gut im Griff.« Klöpper, die Arme ruhen verschränkt auf dem Bauch.
    »Trotzdem. Ich hätte ihn gerne noch zehn Minuten gehabt.«
    »Wenn er es war, rettet sie ihn auch nicht.« Ernst steckt sich einen Zigarillo an.
    Die Worte wälzen sich mit dem Qualm durch den Raum.

12 Uhr 45
    Ulla und Atze allein im MK-Raum.
    »Na, wie weit seid ihr?«
    Beide hören auf zu arbeiten, sehen hoch.
    »Nicht so weit, wie wir gern wären. Die Rechtsanwältin ist uns schon quer dazwischengekommen.«
    »Wie geht’s weiter?« Atze, sieht heute schlecht aus.
    »Um halb ist die Vorführung, die machen Mark und Thorsten. Ist eh nur’ne Formsache. Danach nimmt ihn sich Ernst noch mal zur Brust. Aber wahrscheinlich mit Rechtsanwältin.« Ernst nickt, nimmt sich nebenbei einen Kaffee. »Es sei denn, die redet ihm was anderes ein, nachdem sie die Akten eingesehen hat.«
    „Schon was von den anderen gehört?«
    »Sonja und Sebastian sind auf dem Rückweg von der Firma, müssten gleich hier sein. Von den anderen aus der Wohnung habe ich noch nichts gehört.«
    »VG und Regina wollten übrigens mit Michels eine Gegenüberstellung mit der Kellnerin aus dem Parkhotel machen. Sollen wir das irgendwann heute Abend tun?«
    Ernst fängt den Blick auf, zustimmende Geste.
    »Wenn wir uns den Zeitpunkt ein bisschen flexibel gestalten, kann das sehr nützlich sein. Könnte ihn verunsichern. Außerdem wäre es dann möglich … Wo ist Walter, unser durchgeknallter Penner?«
    »Der ist im Lazarusheim. Der Leiter hat versichert, wenn sich was tut, also wenn der wieder auf Wanderschaft gehen will, ruft er an. Bis jetzt hat er das noch nicht

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