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Blutskizzen

Titel: Blutskizzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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Sparkassenfiliale zu überfallen. Rein, raus, zwei Minuten, weg. Mit etwas Glück hat man dabei mehr im Sack als bei diesen Geschichten. Oder doch Sex? Nee. Wenn Sex’ne Rolle spielte, müsste doch irgendwo Sperma sein oder’ne Penetrationsspur im After oder irgendwelche Verletzungen. Meistens sind die doch im Genitalbereich angeritzt, geschnitten, oder irgendwas sonst wird gemacht, was mit Sex zu tun hat. Hatten sie doch letztens noch in England. Auch alte Kerle, aber Sperma reichlich und anschließend mit dem Küchenmesser den After bis zum Bauchnabel erweitert. Einfach nur den Schädel einschlagen und erwürgen. Macht das geil? Befriedigt das? Ist es das überhaupt? Sag mal, Michels.
    »… in der Zeit. Im Mai 2000 bin ich dann von Wiesbaden nach Frechen gezogen. Der Hauptgrund dafür war, dass mir die Arbeitssituation in der Gebäudereinigerfirma in Wiesbaden nicht mehr gefiel. Ich hatte mich dort anfangs auf die Stelle in einer Putzkolonne gemeldet, weil ich Geld brauchte, und auch die ersten zwei, drei Monate dort gearbeitet. Nachdem der Chef aber gehört hatte, dass ich ausgebildeter Buchhalter bin, hat er mich immer öfter und zum Schluss fast ganz im Büro arbeiten lassen.«
    »Was heißt das, es gefiel Ihnen nicht mehr?« Ernst, lässig, ruhig und konzentriert, trotz des Katers. Der hat wahrscheinlich einen Schädel wie ein Öltank.
    Klöpper sitzt wie ein Buddha in der Ecke.
    Michels atmet einmal durch, nimmt einen Schluck Wasser.
    »Zum einen war der Chef eine äußerst schwierige Person, was sich auch auf die Stimmung unter den Mitarbeitern ausgewirkt hat. Die Stimmung war schlicht mies. Und als ich nachher nur noch im Büro arbeitete, war ich dem verstärkt ausgesetzt. Außerdem«, noch eine kleine Pause, »war es in der Branche, zumindest damals, üblich, in verschiedenen Bereichen nicht so ganz korrekt nach Gesetz und Abgabenordnung zu handeln. Ich hatte einfach keine Lust, da für irgendetwas geradestehen zu müssen.«
    »Was heißt das genau?«
    »Nun, das Übliche halt. Es wurden zum Beispiel illegale Arbeiter aus dem Ostblock eingesetzt, die fast für ein Butterbrot arbeiten mussten. Außerdem liefen natürlich nicht alle Aufträge, vor allem die kleineren von Privatpersonen, über die Bücher. Das war mir zu gefährlich.«
    »Dann also Frechen. Warum? Lag doch aus der Richtung.«
    »Ich hatte in einer überregionalen Zeitung von einem Buchhalterposten in Köln gelesen und war deswegen ein Wochenende dort. Den Posten, das war in einem Baumarkt, habe ich zwar nicht bekommen, aber da ich schon mal da war und keinen Job hatte, habe ich in den Zeitungen andere Stellenangebote studiert und bin dann auf die Anzeige des Beerdigungsinstitutes gestoßen, und das hat dann auch geklappt.«
    »Wann war das genau, als Sie in Köln waren?«
    »Kann ich nicht mehr sagen. Müsste Anfang 2000 gewesen sein. Vielleicht Februar oder März.«
    »Frechen.« Ernst lässt ihn keine Sekunde aus den Augen.
    »Ja. Im Juni 2000 habe ich bei dem Institut angefangen. Es war im Gegensatz zur Reinigungsfirma ein wesentlich ruhigerer Job, ich war allein mit zwei weiteren Bürokräften, einer älteren Dame und einer Auszubildenden. Auch die Geschäfte, wenn wir schon dabei sind, wurden hier alle korrekt über die Bücher abgewickelt. Kungelei wäre da auch nicht nötig gewesen, die haben auch so unglaublich verdient. Aber«, er verändert seine Sitzposition, schüttelt den Kopf, »ich kann beim besten Willen nicht einsehen, was das alles mit der Geschichte zu tun haben soll, wegen der ich hier sitze.«
    »Herr Michels, Sie sind belehrt worden und haben sich entschieden, zur Person und zur Sache auszusagen. Ich dachte, die Diskussion hätten wir hinter uns.«
    Michels atmet hörbar aus, winkt ab, schweigt mit zusammengepressten Lippen.
    »Weshalb, also, wenn es doch in Frechen ganz gut lief, haben Sie auch dort nach zehn Monaten wieder die Arbeit aufgegeben?«
    »Tja.« Er lehnt sich wieder zurück. »Ich kann es nicht genau sagen, aber vielleicht hatte es etwas mit dem ständigen Umgang mit Leichen zu tun.«
    Na, Bursche, die Nummer muss man erst mal bringen. Hat wahrscheinlich seit Jahren Menschen getötet, die Leichen durch die Gegend gefahren und entsorgt und macht einen auf der-Tod-bedrückt-mich.
    »Ich kann das ganz schlecht beschreiben.« Ja, ja. »Aber es hatte halt mit der Stimmung zu tun, die einen den ganzen Tag umgibt, die Gespräche, die Menschen, alles halt. Außerdem hatte ich damals auch eine Wohnung, die mir

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