Blutspuk in Venedig
hat.«
»Nicht nur John, auch ich denke das«, mischte sich Suko ein. »Es wäre schließlich nicht ungewöhnlich, Claudia. Schon einmal haben Sie zwei Personen mit Ihrem Boot in Sicherheit gebracht. Und die beiden sitzen vor Ihnen.«
Ihr Mund zeigte Spott. Und dieser Spott schwang auch in der Antwort mit. »Ich werde daran denken, sollten Sie sich wieder einmal in Schwierigkeiten befinden, wenn ich in der Nähe bin.« Sie änderte ihre Sitzhaltung und strich über den Stoff der Hosenbeine. »Wenn ich mir unser Gespräch durch den Kopf gehen lasse, so habe ich den Eindruck, als würden Sie mir nicht trauen, mir aber alles zutrauen. Stimmt es?«
»Kann sein«, erwiderte Suko. »Uns würde wirklich interessieren, welches Spiel Sie treiben.«
»Wie kommen Sie auf Spiel?«
»Sie waren oder sind überall dabeigewesen. Sogar der ermordete Lentini steht in einer Verbindung zu Ihnen. Er war Ihr Ziehonkel. Sie sind eine Ferrini und…«
»Genau, Suko, genau. Ich bin eine Ferrini.« Sie sprach jetzt schnell und leicht zischend. »Und weil ich eine Ferrini bin, interessiert mich das. Ich kann auch nicht außen vor sein, wenn Sie das meinen. Schließlich hat sich der Käufer des Palazzo mit mir in Verbindung gesetzt. Er hat mich gesucht und gefunden. Anwälte haben vieles geregelt, und die Verträge sind zu meiner Zufriedenheit abgeschlossen worden. Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen. Ich habe die drei Männer nicht getötet.«
»Das steht fest«, sagte ich.
»Eben!«
»Aber ich möchte noch einmal auf den Verkauf des Hauses zurückkommen. Haben Sie Rock Paretti nicht gesagt, daß dieser Palazzo von keinem Venezianer gekauft werden wollte?«
»Ich habe davon gesprochen, aber er ging darüber hinweg. Sie glauben ja gar nicht, wie geil er darauf war, das Haus zu kaufen. Er wollte einen zweiten Wohnsitz in Venedig haben. Er hat ihn bekommen. Darüber war er besonders glücklich. Alles andere nahm er gern in Kauf. Für ihn war es wichtig, hier leben zu können. Nicht immer, aber zeitweise. Er hat einen sehr hohen Preis für das Haus bezahlt, das nun leider abgebrannt ist.«
»Von der Maske haben Sie nichts erzählt?«
»Nein. Warum hätte ich es tun sollen?«
»Kannten Sie denn die Geschichte nicht? Wußten Sie nicht, daß sich der Käufer in Lebensgefahr begibt, wenn er einziehen wird?«
Böse schaute sie mich an. »Was wollen Sie beide mir eigentlich hier anhängen?«
»Gar nichts«, wehrte ich ab.
»Wir sammeln nur Fakten«, erklärte Suko.
»Zu meinem Nachteil.«
»Das sagen Sie.«
»Es ist so. Dabei hatte ich Ihnen helfen wollen.« Suko lächelte sie hinterlistig an. »Dann tun Sie es jetzt. Helfen Sie uns dabei, die Maske zu fangen. Wir sind überzeugt davon, daß Sie es können. Sie sind die letzte Ferrini. Sie haben uns über die Totenmaske erzählt und uns deshalb neugierig auf eine Gestalt namens Horatio Ferrini gemacht…«
»Der seit Jahrhunderten tot ist«, fiel sie Suko spöttisch ins Wort.
»Das mag ja sein, aber unserer Ansicht nach lebt er noch etwas weiter. Seine Totenmaske. Sie ist nicht tot. Sie steckt sogar voller mörderischer Kraft, wie wir haben erkennen können. Sie ist das Grauen pur, sie lebt und wird geleitet. Wahrscheinlich durch die Macht eines dämonischen Geschöpfes, aber das werden wir noch herausfinden müssen. Wir sind zudem sicher, daß die mordende Maske uns auf ihre Liste gesetzt hat. Daran können auch Sie nichts ändern.«
Claudia Ferrini hob die Arme und schlug ihre Hände zusammen.
»Gütiger Himmel, was Sie alles wissen.«
»Wir glauben es zu wissen.«
»Und was glauben Sie noch?«
Diesmal sprach ich. »Wir glauben, daß Sie und die Maske in einem Zusammenhang stehen. Daß Sie ziemlich genau wissen, wo sie sich aufhält. Und ich gehe sogar noch einen Schritt weiter. Es könnte durchaus sein, daß Sie und die Maske zusammenarbeiten. Sie zusammen haben den Blutspuk in Szene gesetzt.«
Sie hatte mich angeschaut, ohne etwas zu sagen. Auch mit einer Antwort ließ sich Claudia Ferrini Zeit, und ihre Worte enttäuschten mich eigentlich. »Das ist ein verdammt starkes Stück, das Sie mir da vorgeworfen haben. Dann wäre ich indirekt eine Mörderin.« Sie beugte sich vor. »Können Sie mir auch sagen, welchen Vorteil ich daraus hätte ziehen sollen?«
»Macht, Signora Claudia Ferrini. Vielleicht auch altes Wissen? Ein Erbe übernehmen, wo Sie doch die letzte in der Runde sind. Alles ist möglich.«
»Quatsch.«
Ich ließ mich nicht beirren. »Schon immer haben
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