Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutspur des Todes

Blutspur des Todes

Titel: Blutspur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
Vom Netzwerk:
Stoff der Shorts mit beiden Händen, ohne Charlie aus den Augen zu lassen. Ihr Junge konnte niemanden verletzen, geschweige denn unschuldige Augenzeugen erschießen. Und schon gar nicht aus nächster Nähe. Charlie wusste doch nicht einmal, wie man mit einer Waffe richtig umging. Sie hatten nie Waffen benutzt, das hätte sie niemals zugelassen. Sie duldete nicht mal Waffen im Haus. Waffen brachten nur Unheil und führten zu Unfällen.
    Vielleicht war das auch in der Bank so gewesen. Vielleicht war einfach nur ein Unfall passiert.
    »Wir haben eine halbe Stunde«, sagte Jared. Sie fuhr erschrocken herum und fragte sich, wie lange er wohl schon dort an der Wand lehnte. »Mach die Kühltasche voll.« Er deutete auf eine kleine Tasche in der Ecke. »Und warum bist du noch nicht angezogen? Vergiss mal den modischen Schnickschnack und zieh verdammt noch mal irgendwas über.«
    Ihr brannten die Wangen, doch sie regte sich nicht. Sie spürte Andrew Kanes Blick auf sich ruhen. Charlie hockte noch immer mit den Schuhen vor dem Fernseher.
    »Hör auf, mich herumzukommandieren wie damals, als ich noch ein kleines Mädchen war, Jared. Ich werde gar nichts tun, bevor du mir nicht sagst, was da in der Bank passiert ist.« So, nun war es heraus. Dass ihre Stimme wenig selbstbewusst geklungen hatte, war ihr egal.
    »Zerbrich dir nicht meinen Kopf. Tu, was ich sage, und alles wird gut.«
    Sie musste daran denken, dass er damals genau dasselbe gesagt hatte. Das war nun fast fünfundzwanzig Jahre her. Sie war zehn gewesen und er zwölf. Auch damals war alles voller Blut gewesen. Es war über die ganze Wand gespritzt und in die Ritzen des Linoleumfußbodens gesickert. Seitdem hasste sie Waffen. Er würde sich um alles kümmern, hatte Jared gesagt. Alles würde wieder gut werden, und es bliebe ihr Geheimnis, hatte er versprochen.
    »Ich will wissen, was passiert ist«, insistierte sie, doch ihre Stimme klang beinahe so hilflos wie die des zehnjährigen Mädchens damals.
    »Wir haben jetzt keine Zeit für Diskussionen, Mel. Wir müssen verdammt noch mal von hier verschwinden, und zwar schnell. Sobald die Sonne aufgeht, wird die Polizei den ganzen Park umkrempeln, oder glaubst du, die sind blöd?«
    Jared schob sich an ihr vorbei und begann, Andrews Sachen zu durchwühlen. Er stülpte eine braune Papiertüte um und verteilte den Inhalt auf der Arbeitsplatte. Dann riss er einen Beutel mit Müsliriegeln auf und ging durch den Raum, als würde er nach etwas suchen.
    »Das ist eine verdammt beschissene Geschichte, Jared«, versuchte sie es wieder. Vielleicht war es ja doch ein Unfall gewesen, tröstete sie sich im Stillen. Wie die Sache mit dieser Rebecca Moore. Jedenfalls hatte ihre Mutter gesagt, das alles sei ein Unfall gewesen, obwohl Melanie keine Ahnung hatte, woher sie das wissen wollte. Jared sprach nie darüber.
    Er ignorierte sie, ging wieder an ihr vorbei und zog zwei schmutzige Rucksäcke unter einem Sessel hervor. Dass Charlie außer seinem eigenen auch ihren Rucksack mitgenommen hatte, merkte sie erst jetzt.
    »Ist das deiner?« Jared stellte ihn auf die Arbeitsplatte, und sie nickte. »Dann bist du ja gerettet. Wie ich dich kenne, hast du doch bestimmt Sachen zum Wechseln und dein Make-up mitgenommen, richtig? Na, dann los, Melanie, zieh dich um.«
    »In den Nachrichten haben sie gesagt, dass es Tote gab, Jared.«
    Mit einer schwungvollen Bewegung hievte er Charlies Rucksack neben ihren, öffnete ihn und stopfte die Müsliriegel hinein. Doch zunächst musterte er dessen Inhalt, zog eins von Charlies Comic-Heften heraus, einige Straßenkarten und mehrere Pez-Spender, die er einen Augenblick betrachtete, ehe er kopfschüttelnd alles wieder einpackte.
    Eine der Karten ließ er draußen und faltete sie auf. Er sah sich kurz um und fegte mit einer Armbewegung über die Arbeitsplatte. Das Mayonnaiseglas, Löffel, eine Scheibe Brot und leere Pepsi-Dosen flogen auf den Boden und verschwanden zwischen Andrews Kleidungsstücken. Melanie registrierte, dass Andrew Kane mit keiner Wimper gezuckt hatte.
    Charlie war aufgestanden und stand jetzt hinter Jared, der sich über die Karte gebeugt hatte. Aber Charlie schien nicht nur neugierig, sondern auch verärgert zu sein, was Melanie an seiner gerunzelten Stirn und den zusammengekniffenen Augen erkannte. Er mochte es überhaupt nicht, wenn sich jemand an seinen Sachen zu schaffen machte.
    »Was zum Henker sollen diese roten Kreise bedeuten?«, fragte Jared und zeigte auf die Karte.
    »Ich habe

Weitere Kostenlose Bücher