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Blutspur des Todes

Blutspur des Todes

Titel: Blutspur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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positiv! Nutz die Wendung der Ereignisse zu deinem Vorteil! Einen Versuch war es immerhin wert, denn was hatte er schon zu verlieren? Während Jared sich hin und her drehte, um nach Verfolgern Ausschau zu halten, tastete er vorsichtig nach dem Lichtschalter. Warum war er nicht eher darauf gekommen? Er musste etwas tun, um auf sich aufmerksam zu machen. Wenn er etwas Zeit schinden könnte – ja, Zeit schinden wäre gut. Er dachte nach.
    »Vielleicht könnten Sie die Situation ja zum Vorteil für sich wenden«, hörte er sich auf einmal sagen. Wenn er sich doch bloß konzentrieren könnte. Warum wollte ihm jetzt nicht einfallen, was er alles über die Polizeiarbeit wusste? Jetzt könnte er die Ergebnisse seiner Recherchen für seine Bücher praktisch anwenden. Jahrelang hatte er sich mit Kriminellen und Killern beschäftigt, doch im Moment schien ihm nur eines sicher: Er musste so tun, als sei er auf Jareds Seite.
    »Wovon reden Sie?« Jared verharrte auf dem Rücksitz und starrte angestrengt nach hinten.
    Andrew merkte, dass Melanie ihn ansah. Bisher hatte er eher den Eindruck gehabt, sie ignoriere ihn.
    »Die suchen diesen Wagen, richtig?« fuhr er fort. »Ich könnte eine falsche Spur legen. Ich könnte runterfahren bis Kansas, vielleicht rüber nach Missouri. Inzwischen hauen Sie in die entgegengesetzte Richtung ab.«
    Schweigen.
    Es fiel Andrew schwer, auf eine Reaktion zu warten. Doch er sagte nichts weiter, damit seine Verzweiflung nicht zu offensichtlich wurde. Er widerstand sogar dem Impuls, in den Rückspiegel zu sehen. Er musste Jared Gelegenheit geben, nachzudenken, ob ihm sein Vorschlag nützte. Psychopathen dachten immer nur an sich. Darauf setzte Andrew.
    Schließlich beugte Jared sich vor, langte mit dem Arm über die vordere Sitzlehne und deutete nach vorn. »Sehen Sie die Farm da drüben? Fahren Sie da ab.«

41. Kapitel
    11.00 Uhr
    Melanie ließ den Kopf gegen das weiche Leder der Kopfstütze sinken und atmete erleichtert auf. Endlich nahm Jared Vernunft an. Sie spürte den Wunsch in sich aufsteigen, einfach im Wagen sitzen zu bleiben und mit Andrew Kane davonfahren zu können, selbst wenn das bedeutete, verhaftet zu werden. Sie wollte einfach nur, dass dieser Wahnsinn endlich zu Ende war.
    Sie fuhren die lange Zufahrt zu der Farm hinauf, und Jared wies Andrew an, direkt vor dem Haus zu parken. Obwohl er nur langsam fuhr, sprangen Kiesel hoch und schlugen gegen das Chassis. Charlie begann wieder, vor sich hin zu pfeifen, bis Jared ihm den Ellbogen in die Rippen stieß und murmelte:
    »Halt die Klappe.«
    Melanie ignorierte die beiden und bewunderte das Farmhaus, ein großes, zweistöckiges Gebäude. Sie war in einem stinkenden, von Kakerlaken verseuchten Apartment groß geworden und hatte als Kind immer von einem solchen Haus mit breiter Veranda geträumt. Allerdings hatte sie Jared nie etwas davon gesagt. Er hätte sie nur ausgelacht und ihr gesagt, sie solle aufhören zu träumen. Auf der Veranda stand sogar eine Hollywoodschaukel, wie man sie in Filmen sah, wenn die Leute an langen Sommerabenden zusammensaßen und Limonade tranken.
    »Wie wollen wir es machen?« fragte Charlie, und Melanie hörte ihn bereits seinen Rucksack vom Boden nehmen.
    »Ihr haltet die Klappe. Ich mache das. Das gilt auch für Sie, Kane.«
    Als sie das Haus erreichten, erschien ein Mann in einem blassgelben Oxford-Hemd und mit einer roten Baseballkappe auf dem Kopf neben der Scheune.
    »He, sehen Sie mal, Kane.« Jared deutete nach vorn. »Der hat dieselbe Scheißkappe auf wie Sie.«
    Der Farmer hob die Hand zum Gruß und kam auf den Wagen zu.
    »Lächeln!« raunte Jared.
    Melanie hörte ein metallisches Kratzen, warf einen Blick nach hinten und sah Jared die Waffe aus seinem Gürtel ziehen.
    Unwillkürlich zog sich ihr Magen zusammen.
    »Jared, was zum Teufel …«
    »Einfach nur lächeln, Mel. Entspann dich. Charlie, du nimmst das.« Er schob ihm die Waffe zu, und Charlie ließ sie unter seinem Oberschenkel verschwinden. »Du bleibst im Wagen. Sorg dafür, dass der Schreiberling nicht abhaut. Melanie, du kommst mit. Wir müssen telefonieren.«
    Ihr blieb keine Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, was er vorhatte. Erleichtert, dass er die Waffe offenbar nicht benutzen wollte, war es ihr fast schon gleichgültig, was er von ihr verlangte.
    Jared drückte auf den Schalter in der Armlehne, und sein Fenster glitt lautlos hinab. Andrew tat das Gleiche, doch da der Mann bereits den Wagen erreicht hatte, war es zu spät, ihn

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