Blutspur in East End
ungefähr einer halben Stunde bei dir.“
Nach dem Telefonat mit Brent fühlte sich Carol schon etwas ruhiger. Sie spürte, dass sie sich auf ihn verlassen konnte. Er hatte nicht lang und breit herumgeredet, sondern sofort zugesagt. Während sie auf Brent wartete, ging Carol erneut ihre Beweise und Spuren durch.
Reagierte sie vielleicht völlig hysterisch? War Jeanies Verabredung mit diesem Eric eventuell völlig harmlos? War er einfach nur ihr Freund? Carol durchkämmte ihr Gedächtnis. Hatte Tricia einmal etwas über Jeanies Beziehungen zu Männern erwähnt? Sie konnte sich nicht daran erinnern. Ihre Freundin hatte sich immer nur darüber beklagt, wie unsympathisch und rücksichtslos diese Jeanie wäre. Gewiss war es kein Zuckerschlecken, in einer so angesagten Boutique zu arbeiten. Carol konnte sich vorstellen, dass dort stets ein rauer Wind herrschte. Auf die Jobs waren gewiss viele Frauen scharf, und beim Konkurrenzkampf wurden die Ellenbogen eingesetzt. Carol hatte Tricia immer dafür bewundert, dass sie sich in einer solchen Umgebung behaupten konnte. Aber war ihr das vielleicht sogar zum Verhängnis geworden?
Carol wusste nicht, was sie denken sollte. Sie war erleichtert, als nach knapp dreißig Minuten ein japanischer Kleinwagen auf den Parkstreifen neben dem Eiscafé fuhr. Als Brent ausstieg, schlug Carols Herz schneller. Sie war gar nicht unbedingt verliebt in ihn, obwohl er ihr sympathisch war. Es fühlte sich einfach nur gut an, in einer völlig fremden Millionenstadt nicht mehr allein vor einer schwierigen Aufgabe zu stehen. Außerdem hatte Brent soeben seine Zuverlässigkeit bewiesen. Das war Carol sehr wichtig. Auf Freunde, die ihre Zusagen nicht einhielten, konnte sie verzichten.
Brent lächelte ihr zu. Wieder musste sie an ihren Traum denken, in dem er sie geküsst hatte. Bei Carol ging es eigentlich nicht so schnell, dass sie für einen Typen Gefühle entwickelte. Aber ein Traum musste ja nicht unbedingt etwas mit der Wirklichkeit zu tun haben, selbst wenn er noch so intensiv war. Carol hoffte, dass Brent ihr ihre Verlegenheit nicht ansah. Sie konzentrierte sich nun lieber auf ihr Vorhaben.
„Hallo, Brent. Schön, dass du kommen konntest“, begrüßte sie ihn.
„Das habe ich dir schließlich versprochen, oder? Wozu brauchst du denn ein Auto, wenn ich fragen darf? In einer Stadt wie London ist so eine Karre eher lästig, weil man mit der U-Bahn schneller vorankommt. Ich habe schon zigmal überlegt, mein Auto zu verkaufen.“
Carol wartete mit ihrer Antwort, bis Brent sich einen Kaffee bestellt hatte. Als die Kellnerin wieder gegangen war, berichtete sie von ihren Nachforschungen.
„Wow! Du bist ganz schön mutig. Die Aktion mit der Handtasche hätte auch schiefgehen können. Aber du musst wahrscheinlich wirklich etwas riskieren, wenn du Tricias Ermordung aufklären willst. – Du hast also geplant, dass wir in meinem Auto diese Jeanie Wilde beschatten?“, meinte er.
„Ja, genau. Ihr Freund Eric hat per SMS gefragt, ob heute Abend wieder eine Sache klappen soll. Was damit gemeint ist, weiß ich nicht. Ob ich diesen Eric einfach mal anrufe und ihn unauffällig aushorche …“
Brent schüttelte den Kopf. „Das halte ich für keine gute Idee. Im schlimmsten Fall wird er misstrauisch. Momentan ahnt doch Jeanie Wilde noch gar nicht, dass du hinter ihr her bist. Das müssen wir ausnutzen. – Wie wäre es, wenn ich mehr über Eric herausfinde? Wir haben doch noch ein paar Stunden Zeit, bevor Jeanie Feierabend macht, oder?“
„Ja, die Boutique hat bis sieben Uhr abends geöffnet. – Wie willst du denn etwas über Eric in Erfahrung bringen? Wir haben doch bisher nur seinen Vornamen und seine Handynummer.“
„Das stimmt. Aber ich habe mal ein Praktikum bei einer großen Zeitung gemacht. Dort kenne ich einen Kriminalreporter, den ich jetzt anrufen werde.“
Brent nahm sein Handy und begann zu telefonieren. Der Kriminalreporter hieß offenbar Jim. Brent plauderte ein paar Minuten über alles Mögliche mit ihm, bevor er mit seinem Anliegen rausrückte. Brent gab Jim den Vornamen und die Handynummer durch. Zuvor hatte er schon sein Notizbuch auf den Tisch gelegt. Staunend sah Carol, wie der Kriminalreporter ihm offenbar eine Fülle von Informationen durchgab. Jedenfalls schrieb Brent fast zwei Seiten voll. Schließlich bedankte er sich bei Jim und beendete das Gespräch.
„Wie hast du das gemacht, Brent?“
„Es gibt Programme, mit denen man aufgrund einer Handynummer den
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