Blutspur in East End
Docks zu sehen waren.
Doch für das Panorama hatte Carol jetzt keinen Blick. Sie interessierte sich nur für die Handtaschen der Verkäuferinnen, die auf den Stühlen abgelegt waren. Welche davon gehörte Jeanie Wilde?
Carols Nerven waren angespannt. Jeden Moment konnte jemand hereinkommen und sie hinauswerfen oder ihr richtigen Ärger machen. Verzweifelt bemühte sie sich, logisch zu denken, während sie die erste Handtasche öffnete. Es half nichts, sie musste sich die Geldbörsen ansehen, auch wenn es den Anschein hatte, als ob sie Geld stehlen wollte. Doch in den Geldbörsen befanden sich meist auch Ausweispapiere und Ähnliches.
Schnell durchforstete sie eine weitere Tasche, die einer anderen Verkäuferin gehörte. Doch die dritte war ein Volltreffer. Carol entdeckte einen Reisepass, ausgestellt auf Miss Jeanette Wilde. Bingo! Außerdem fand sie Jeanies Handy.
Carols Puls raste. Es kam ihr vor, als würde sie jeden Moment einen Kreislaufkollaps bekommen. Sie checkte die letzten SMS-Nachrichten.
„Klappt es heute Nacht wieder? Dienstagnacht hat sich richtig gelohnt. Liebe Grüße Eric.“
Carol fühlte sich, als ob eine eisige Klaue nach ihrem Herzen greifen würde. Dienstagnacht war Tricia ermordet worden! Spielte dieser Eric darauf an? Wer war der Kerl überhaupt? Sie kontrollierte den Rufnummernspeicher von Jeanies Handy. Dort gab es einen Eric, aber ohne Nachnamen. Carol schrieb sich trotzdem schnell seine Mobilfunknummer auf.
Was war mit der Nachricht gemeint? Was sollte heute Nacht wieder klappen? Erics SMS war vom selben Tag, also musste die Sache nach Feierabend über die Bühne gehen. Carol durchsuchte die Handtasche der verdächtigen Frau weiter und fand auch noch einen Zündschlüssel für einen Porsche.
Sie presste die Lippen aufeinander. Verflixt! Carol hatte noch nicht einmal einen Führerschein, geschweige denn ein Auto. Sie musste Jeanie beschatten, wenn sie die Geheimnisse dieser Frau enttarnen wollte. Aber wie sollte das funktionieren? Sie konnte den Porsche ja wohl schlecht mit einem Fahrrad verfolgen.
Auch Eve besaß keinen fahrbaren Untersatz. Einmal ganz abgesehen davon, dass ihre Mitbewohnerin in diesem Moment noch an ihrer Klausur schrieb und gewiss keine Zeit hatte, um Carol zu helfen. So wie es aussah, gab es nur einen Menschen, der das momentan tun konnte.
Brent.
Eigentlich hätte Carol gerade nach seinem Liebesgeständnis etwas Abstand zu ihm gebraucht. Das ging ihr alles zu schnell, und sie brauchte Zeit, um sich über ihre Gefühle klar zu werden. Aber Jeanie Wilde erschien ihr immer verdächtiger.
Carol schloss die Handtasche und verließ den Aufenthaltsraum. Sie wollte sich gerade wieder aus dem Personaltrakt schleichen, als ihr eine Verkäuferin entgegenkam. Glücklicherweise war es nicht Jeanie Wilde.
„Was tun Sie hier, Miss? Diese Räume sind nur fürs Personal.“
„Ich, äh, musste dringend zur Toilette“, schwindelte Carol.
„Okay, aber wir haben auch ein Kunden-WC direkt neben der Treppe zur Galerie.“
„Das muss ich übersehen haben. Entschuldigen Sie bitte.“
Die Verkäuferin gab sich mit der Erklärung zufrieden und machte keinen Aufstand. Unauffällig verließ Carol die Boutique. Sie war davon überzeugt, dass Jeanie Wilde sie nicht bemerkt hatte. Carol hatte das Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Jeanie Wilde konnte nicht ahnen, dass Carol ihr auf den Fersen war. Woher hätte die Verkäuferin wissen sollen, dass Tricias beste Freundin auf eigene Faust den Mord untersuchte?
Carol ging in ein Szene-Eiscafé, von dem aus man das Spizo’s im Auge behalten konnte. Sie bestellte sich einen Espresso und rief Brent von ihrem Handy an. Plötzlich musste sie wieder an ihren Traum denken, in dem er sie geküsst hatte. Wünschte sie sich das vielleicht unbewusst?
In diesem Moment hoffte sie nur darauf, dass er sie wirklich unterstützen würde.
Nachdem drei Mal das Freizeichen ertönt war, meldete sich Brent.
„Ich bin es, Carol.“
„Carol! Es ist schön, deine Stimme zu hören.“
Sie war auch erleichtert, ihn erreicht zu haben. Aber sie befand sich nicht in Flirtlaune, denn dafür war sie viel zu aufgeregt.
„Gilt dein Hilfsangebot noch?“, fragte sie direkt.
„Selbstverständlich.“
„Okay. Hast du ein Auto?“
„Yep. Eine echte Rostlaube, einen Honda Civic. Aber er fährt.“
„Kannst du zu mir kommen? Ich bin in den Docklands, im Eiscafé am Silvertown Way am Royal Victoria Dock. Dann erkläre ich dir alles.“
„Ich bin in
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