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Blutspur in East End

Blutspur in East End

Titel: Blutspur in East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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innerlich eine Grenze überschritten. Sie konnte nun nicht mehr zurück. Tricias Mörderin kam auf Carol zu. So, wie sie sich durch den Raum bewegte, konnte der Scharfschütze sie nicht treffen, ohne dabei Carol auch zu verwunden. Man musste kein Experte sein, um das zu erkennen.
    In diesem Moment war Carol auf sich allein gestellt. Sie wusste nur, dass sie sich keinen Finger abschneiden lassen würde. Wenn sie heil hier herauskommen wollte, musste sie das tun, womit Eve nicht rechnete.
    Carol griff selbst an.
    Sie zog blitzschnell die Beine zum Körper und ließ sie dann wieder nach vorne schnellen. Ihre Schuhsohlen stießen gegen Eves Fußknöchel. Die Mörderin hatte sich nicht schnell genug aus Carols Aktionsradius entfernt. Sie strauchelte und fiel hin. Carol, die selbst immer noch am Boden war, stürzte sich auf ihre Gegnerin. Sie umklammerte das Gelenk von Eves Hand, die das Messer hielt. Die beiden Frauen lieferten sich einen heftigen Ringkampf.
    Da ertönte ein Schussgeräusch, Glas klirrte.
    Carol dachte noch, dass es sehr riskant sei, jetzt zu feuern. Aber dann bemerkte sie, dass es keine scharfe Munition gewesen war. Mitten im Zimmer detonierte eine kleine Granate, und im Handumdrehen breiteten sich dicke weiße Wolken aus.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben bekam Carol die Wirkung von Tränengas zu spüren. Im nächsten Moment wurde die Haustür eingetreten, Stiefeltritte waren auf der Treppe zu hören.
    Durch einen Tränenschleier sah Carol, wie eine Spezialeinheit in Kampfausrüstung und mit Gasmasken das Zimmer stürmte. Die Elitepolizisten entwaffneten Eve und legten ihr Handschellen an.
    Carol wurde sofort den Rettungssanitätern übergeben. Die Menschen um sie herum waren nur schemenhaft zu erkennen. Aber dann hörte sie eine Stimme, die ihr Herz höherschlagen ließ.
    „Ist sie schwer verletzt?“, fragte Brent besorgt, als man sie auf eine Trage legte. Carol war so erleichtert, dass sie lachen musste.
    „Nein, mir fehlt nichts“, sagte sie. „Ich heule nur ein bisschen.“

EPILOG
    Als Carol und Brent am übernächsten Tag zu Victoria Shepley bei New Scotland Yard vorgeladen wurden, machten sie sich auf ein riesiges Donnerwetter gefasst. Stattdessen empfing die Inspektorin sie freundlich und bat sie, Platz zu nehmen.
    „Eigentlich sollte ich böse auf Sie beide sein. Ich muss Ihnen wohl keine Moralpredigt darüber halten, wie gefährlich es ist, wenn Laien Polizei spielen. Dennoch kann sich Ihre Bilanz sehen lassen. Über die beiden verhafteten Produktfälscher Jeanie Wilde und Eric Ulmer freuen sich hauptsächlich meine Kollegen vom Betrugsdezernat. – Aber dass Sie an meiner Stelle den Mordfall Tricia Lloyd erfolgreich gelöst haben, dafür verdienen Sie Respekt.“
    „Wir wollten nicht auftrumpfen, Inspektorin“, beteuerte Carol. „Ich könnte selbst nicht sagen, warum ich Phil Gordon für unschuldig hielt. Es war einfach so ein Gefühl.“
    „Und ich begreife immer noch nicht, warum der Typ ein Verbrechen gestanden hat, obwohl er unschuldig war“, ergänzte Brent.
    „Das kann ich Ihnen erklären“, sagte die Inspektorin. „So etwas kommt öfter vor, als Außenstehende es sich vorstellen. Phil Gordon lässt sich treiben, er hat keinen Respekt vor sich selbst und kein Rückgrat. Außerdem lebt er auf der Straße. Hätte er seine Unschuld länger beteuert, dann hätte ich nach dem richtigen Täter suchen müssen. Aber er hat sich wohl überlegt, dass es in der kalten Jahreszeit im Gefängnis angenehmer ist als auf den Straßen. Im vorigen Winter sind in London Obdachlose erfroren. Das kann hinter Gittern nicht passieren. Dort kriegt er regelmäßige Mahlzeiten und kann fernsehen. Das ist für einen Mann wie Phil Gordon ein guter Deal.“
    „Und dafür nimmt er lebenslänglich auf sich?“, fragte Brent fassungslos.
    Die Polizistin zuckte mit den Schultern. „Sie wären erstaunt, wenn Sie wüssten, mit wie wenig manche Menschen zufrieden sind. – Aber daraus ist ja nun nichts geworden, dank Ihnen. Wir haben Phil Gordon schon wieder auf freien Fuß gesetzt.“
    „Wurde eigentlich Tricias Handy bei Eve gefunden?“, wollte Carol wissen.
    „Nein. Die Täterin gibt an, es nicht zu besitzen. Ich finde sie in diesem Punkt glaubhaft. Das Handy hat bei der ganzen Untersuchung keine Rolle gespielt. Wir können es nicht orten, weil es ausgeschaltet ist. Wahrscheinlich liegt es irgendwo in London herum. Ich vermute, dass Ihre Freundin es schlicht und einfach verloren hat.“
    „Und Sie sind

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